Um bei größeren Einsätzen den Überblick zu behalten und eine verlässliche Koordination der Einsatzkräfte zu ermöglichen, hat die Haßfurter Feuerwehr neue Strukturen geschaffen. Ein Computerprogramm spielt dabei eine Schlüsselrolle.
Andreas Lösch Alles kann der Computer dann doch nicht. Wäre ja zu schön, könnte sich die Haßfurter Feuerwehr via Sprachsteuerung die ganze Arbeit ersparen. Etwa mit Hilfe der bekannten Amazon-Computerstimme: "Alexa, lösche Feuer in Haßfurt, Hauptstraße!" - Und schon macht die digitale Helferin alles klar.
Nein, selbst ist der Feuerwehrmann beziehungsweise die Feuerwehrfrau. Aber: Computer spielen bei der Einsatzplanung- und Koordinierung "eine immer größere Rolle", sagt Julia Volpert, Kommandantin der Haßfurter Feuerwehr. "Im Moment zieht die Digitalisierung mit großen Schritten bei der Feuerwehr ein."
Im Gespräch mit dem Fränkischen Tag stellt Volpert die neue Einsatzsoftware "Fireboard" vor, mit der die ebenfalls neue Unterstützungsgruppe (UG) "Führung" künftig vor allem bei sogenannten Großschadenslagen einen reibungsloseren Einsatzablauf gewährleisten will.
Schneller Zugriff auf Daten
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Denn, so erklärt die Kommandantin, mit dem Programm lassen sich sehr viele Informationen zum Einsatzgeschehen übersichtlich darstellen, zudem habe man - einmal im System eingepflegt - Zugriff auf wichtige Daten, etwa wo sich in der Straße die Hydranten befinden und in welcher Ausführung, sowie Feuerwehreinsatzpläne und weitere wichtige Informationen zu Sonderobjekten.
Des Weiteren kann über das Programm der komplette Einsatz rechtssicher dokumentiert werden, wie Volpert sagt. Bei alltäglichen Einsätzen können Einsatztagebuch, Stärkeübersichten und Lagekarten erstellt werden, sowie die Einsatzmittel (Fahrzeuge) verwaltet und den jeweiligen Einsatzabschnitten zugeordnet werden. Bei Vorkommnissen wie einem Unwetter oder Hochwasser werden zusätzlich alle Einsatzstellen und Aufträge übersichtlich erfasst, priorisiert und die notwendigen Einsatzmittel zugewiesen. So hat der Einsatzleiter immer den Überblick.
107 Einsatzstellen in kurzer Zeit
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Volpert erinnert sich noch gut an den Juli 2015, als es im Stadtgebiet von Haßfurt wegen eines heftigen Unwetters innerhalb von 40 bis 45 Minuten zu etlichen Alarmierungen kam, insgesamt hatten die Haßfurter Feuerwehren 107 Einsatzstellen abzuarbeiten. Es gab Fallwinde (bzw. Verdacht auf einen Tornado; aufgrund des Schadensbildes sagt Volpert, dass es "ziemlich sicher ein Tornado" war), Hagelschlag, Überflutungen durch Starkregen - damals hatte man quasi noch Stift und Zettel und Excel-Tabellen, um alles zu koordinieren, "das ist sehr aufwendig und zum Teil sehr unübersichtlich bei 107 Einsatzstellen". Mit der neuen Software ließe sich eine solche Situation wesentlich leichter organisieren und abarbeiten.
Auch bei den immer wiederkehrenden Hochwassereinsätzen wird das Computerprogramm sehr nützlich sein, sagt Volpert, weil hier ebenso die Feuerwehr ständig und meist über mehrere Tage hinweg eine Vielzahl von Einsatzstellen abarbeiten muss. Die bei jedem Hochwasser bei bestimmten Wasserständen zu treffenden Maßnahmen können im Programm schon vorgeplant werden. So will die Feuerwehr in nächster Zeit den kompletten Maßnahmenkatalog aus dem Hochwasserrisikomanagement in das Programm integrieren.