Stadtsteinacher wandelten auf geistlichen Pfaden

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Um die Direktvermarktung ging es bei der Stadtführung von Nicki Lang an der Station Bauernmarktscheune. Foto: Klaus Klaschka
Um die Direktvermarktung ging es bei der Stadtführung von Nicki Lang an der Station Bauernmarktscheune. Foto: Klaus Klaschka

Die Stadtsteinacher Historie ist vielfältig. Um dies auch "unters Volk" zu bringen startete Wolfgang Martin im vergangenen Jahr eine Initiative. Zunächst als Experiment gedacht, gab ihm der Zuspruch r...

Die Stadtsteinacher Historie ist vielfältig. Um dies auch "unters Volk" zu bringen startete Wolfgang Martin im vergangenen Jahr eine Initiative. Zunächst als Experiment gedacht, gab ihm der Zuspruch recht: Zwei Führungen von Nicki Lang auf den mittelalterlichen Spuren der Stadt an der Steinaha waren ausverkauft, ebenso der Rundgang mit Heimatpfleger Siegfried Sesselmann.

Und auch die beiden Führungen am Wochenende waren ausgebucht. Ausgehend vom Alten Schulhaus ging es diesmal nicht links herum durchs Mittelalter, sondern rechts herum auf geistlichen, landschaftlichen und ökonomischen Pfaden. Sobald die Einschränkungen im Zug der Corona-Pandemie aufgehoben sind, soll es im kommenden Jahr dann in den Untergrund gehen, kündigte Wolfgang Martin an, in das System der Felsenkeller unter den Häusern im Stadtzentrum, die teilweise noch exzellent erhalten sind.

Von den Häusern aus den Anfängen der Stadt rund um den Marktplatz ist allerdings so gut wie nichts mehr übrig. Sie stammen allenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Die alten Gebäude, in der Regel aus Holz gebaut, waren zwei Stadtbränden zum Opfer gefallen. Das gleiche Schicksal ereilte später auch die dem heiligen Michael geweihte Kirche. Das jetzige, die Stadtsilhouette prägende Gotteshaus ist erst 115 Jahre alt. Die Stadtsteinacher Kirchengeschichte reicht jedoch mindestens ins 13. Jahrhundert zurück.

1151 erstmals erwähnt

Die älteste Urkunde über Stadtsteinach stammt aus dem Jahr 1151. Als erster Pfarrer wird Dekan Konrad im Jahr 1250 erwähnt, von einer Pfarrkirche ist erstmals 1306 die Rede. Die wurde 1463 im Ersten Markgrafen-Krieg zerstört und ab 1464 als spätgotische Hallenkirche neu errichtet. 1642 ließ Pfarrer Degen die Schiffsdecke reparieren, den Kirchturm ausbessern und eine neue Haube aufsetzen. In mehreren Etappen wurde das Gotteshaus weiter ausgestattet. Allerdings nicht zu dessen Vorteil, deshalb begann man 1772 einen Neubau. Kirchturm und Chor wurden von der alten Kirche übernommen. Alles andere wurde abgerissen.

Es entstand bis 1774 eine helle, freundliche Saalkirche im Rokokostil, die 128 Jahre Bestand hatte - bis zum 26. Februar 1903, als die Mühle am Fuß des Kirchenhügels brannte und durch Funkenflug auch auf den Kirchturm übergriff. Die Bürger der Stadt bemerkten zunächst nichts.

Anfang 1905 war der Rohbau der jetzigen Kirche beendet. Während der Bauzeit nutzte man die Marienkapelle etwas unterhalb des Pfarrhauses für die Gottesdienste. Sie ist das älteste noch bestehende Gebäude der Stadt und wohl auch eine der ältesten Kirchen in ganz Nordbayern. Der östliche Anbau geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Nach dem Krieg diente sie als Lagerraum für Möbel ausgebombter Familien und war nicht mehr nutzbar.

1974 wurde der Außenputz erneuert, 1975 folgte die Innenrenovierung. Dabei fand man unter den vielen Farbschichten einige Fresken und Bilder, deren Restaurierung nicht mehr möglich war. Säurehaltige Überstreichungen hatten die Kunstwerke schon zu sehr angegriffen.

Nach dem kirchlichen Areal verließen die Gruppen den durch die Stadtmauer begrenzten inneren Kern der Stadt, um jenseits der Steinach ein Stück städtische Natur zu erleben, soweit diese noch vorhanden ist. Ein Idyll hat sich zumindest am schmalen Leitenbach erhalten. Der Bach ist von teils sehr alten Bäumen gesäumt, im Hang gibt es noch Felsenkeller. Einer von ihnen wurde erst kürzlich für Fledermäuse als Winterunterschlupf eingerichtet.

Zurück zur Direktvermarktung

Der Weg führte schließlich zur Bauernmarktscheune, in der heute wieder Vermarktung wie in alter Zeit betrieben wird - direkt vom Hersteller. Für Stadtführer Nicki Lang war dort Gelegenheit, die einst chaotischen Handelsverhältnisse darzustellen. So galt in Stadtsteinach ein anderes Volumen als "Maß" als in den angrenzenden Bereichen. Eine "Elle" betrug hier 67 Zentimeter, anderswo gut 75. Durchaus ein Thema für weitere Führungen. klk