Die Stadträte wünschen sich ein neues Klinikum auf dem ehemaligen BGS-Gelände. Damit es noch in diesem Jahr mit den erforderlichen Anträgen klappt, ist in den nächsten vier Monaten eine knackige Aufgabenliste abzuarbeiten.
Norbert Tessmer, ehemaliger OB und nun Stadtrat (SPD), hätte am liebsten mit beiden Händen für einen Neubau des Klinikums Coburg gestimmt. Das Thema habe ihn die gesamte Amtszeit von sechs Jahren beschäftigt. "Ich habe mich daran abgearbeitet und das hat mir nicht immer Freude gemacht." Am Donnerstag sprach sich der Coburger Stadtrat (wie eine Woche zuvor der Kreistag) für den Neubau aus.
Damit ist der erste Schritt getan, doch nun liege vier Monate harte Arbeit vor den Beteiligten, wie Regiomed-Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke im Stadtrat ausführte. Denn das "extrem ambitionierte Ziel", ist es, am 31. Dezember dieses Jahres den Aufnahme-Antrag für das bayerische Krankenhaus-Bauprogramm 2021 abzugeben. Liegt der Antrag bis dahin nicht fix und fertig ausgehandelt im Ministerium, könnte er erst ein ganzes Jahr später gestellt werden.
Wie vergangene Woche im Kreistag (das Tageblatt berichtete), wies Schmidtke den Coburger Stadtrat daraufhin, dass mit einer Generalsanierung am alten Standort niemals der Stand eines Neubaus erreicht werden könne. Abgesehen davon gehe es auch darum, den Standort Coburg zu stärken. In den letzten Jahren sei der Abfluss der Patienten aus der Region deutlich höher gewesen als der Zufluss.
Bei den Stadträten kam der Appell, die medizinische Versorgung der Patienten über alles zu stellen, sehr wohl an. Allerdings werden auch die Ausführungen von Kämmerin Regina Eberwein im Hinterkopf bleiben. Denn sie beleuchtete Risiken, offene Fragen und die Auswirkungen von "Coburgs größter Baumaßnahme" auf das städtische Investitionsprogramm der nächsten Jahre.
Stadtfinanzen im Auge behalten
Eberwein erinnerte daran, dass im September 2019 mögliche Investitionen bis 2034 von rund 324 Millionen Euro vorgestellt wurden. Das Klinikum war da allerdings nicht dabei, und auch aktuelle Themen wie Klimaschutz und Verkehrswende wurden noch gar nicht berücksichtigt. "Wir haben dann mit Globe und Güterbahnhof, dem Landestheater und nun dem Klinikum fast zeitgleich drei Großprojekte laufen", gab die Kämmerin zu bedenken. Und auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Stadtfinanzen müsse man im Auge behalten. Dennoch kam auch Eberwein zum Schluss, dass an einer Investition für das Klinikum kein Weg vorbei führe.
Für "einen Appel und ein Ei"
Was Regina Eberwein noch Sorgen macht, sind die möglichen Altlasten auf dem ehemaligen BGS-Gelände. 22 Hektar soll die Stadt Coburg dort für den Klinik-Neubau und die Infrastruktur drumherum kaufen. 18,5 Millionen Euro sind für den Rückbau der Gebäude vorgesehen, die Altlastenbeseitigung sei in dieser Summe aber nicht enthalten.
Norbert Tessmer erinnerte sich an ein Gespräch mit Bundestagsabgeordnetem Hans Michelbach (CSU). Der habe ihm erzählt, dass ein Grundstück für einen solchen Zweck (Klinik-Neubau) "für einen Appel und ein Ei" zu erwerben sei. Und in einem früheren Gespräch mit der Eigentümerin des BGS-Geländes, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), habe es geheißen, dass sich die Bima bei unvorhergesehenen Funden von Altlasten bis zu 90 Prozent an den Kosten beteiligen würde. Tessmer: "Da müsste man mal ein Update machen, inwieweit das noch zutrifft."