Sprache lebt - lasst sie leben

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Es gibt so viele Fettnäpfchen. Der Plan: Diese Seite soll "gendergerecht" gestaltet werden, also ohne sprachliche Bevorzugung eines Geschlechts. Denn diese Bevorzugung ist Routine, auch in unserer Zei...

Es gibt so viele Fettnäpfchen. Der Plan: Diese Seite soll "gendergerecht" gestaltet werden, also ohne sprachliche Bevorzugung eines Geschlechts. Denn diese Bevorzugung ist Routine, auch in unserer Zeitung. Das Maskulinum hat einen ungerechtfertigten Sonderstatus. Das sehen manche Menschen so. Und sie haben Recht. Besonders im Sinne der Gleichberechtigung, die im Grundgesetz festgeschrieben ist. Denn: Es gibt keine Gleichberechtigung, wenn man in der Sprache einem Geschlecht zugesteht, stellvertretend auch für all diejenigen zu fungieren, die nicht diesem Geschlecht angehören. Die Allgemeinheit ist im Zweifel oder sogar aus Prinzip und noch mehr aus Gewohnheit maskulin. Wenige beschweren sich, wenn in der Zeitung steht "100 Schüler nahmen an der Veranstaltung teil", jedoch wäre von 100 Schülerinnen die Rede, würde wohl ein Vater oder eine Mutter sich melden und sagen, das sei doch keine Mädchenschule. "Mein Sohn ist da mit gelaufen!" Und es kämen vermutlich noch ein paar Hassmails an die Redaktion, einige von altmodischen Befürwortern des Patriarchats, einige von Gender-Aktivisten, die auch das neutrale Geschlecht berücksichtigt haben wollen - also Menschen, die weder männlich, noch weiblich, sondern divers sind. Schwierig ist es also, der Sache im Sinne der Gleichberechtigung gerecht zu werden, ohne die Sprache soweit zu strapazieren, dass einem (oder einer) die Löffel wegfliegen. Es kann ins Auge gehen. Es soll der Lesefluss erhalten bleiben, aber auch soll es mit dem Gendern nicht übertrieben werden - weil sonst ein berechtigtes Anliegen ins Lächerliche gezogen würde. Im Hauptartikel auf dieser Seite wird das deutlich. Bei der Überschrift der ersten Meldung auch: Jahresrückblick der Wanderer und Wanderinnen? Wanderer*innen? Der Wandernden? Hm...

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