So viele E-Autos wie im Landkreis Forchheim fahren nirgendwo im Regierungsbezirk. Zufrieden geben will sich der Klimaschutzmanager im Landratsamt damit aber noch lange nicht.
Knapp 90 Autos haben im Landkreis das "E" neben der Nummer auf dem Kennzeichen stehen. Mit diesen Zulassungszahlen für Elektroautos nimmt der Landkreis die Spitzenreiterposititon in Oberfranken ein, wenngleich der Prozentsatz gemessen an normalen Benziner und Dieselfahrzeugen damit immer noch bei weniger als einem Prozent liegt.
Trotzdem: "Die Dynamik ist interessant, denn die Zulassung für E-Fahrzeuge hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren verdoppelt", sagt Dominik Bigge. Er ist Klimaschutzmanager am Landratsamt Forchheim. Hinzu kommen noch 190 Hybridfahrzeuge, also Autos mit Elektro- und Verbrennungsmotor.
Um beim Klimaschutz das Ziel der Bundesregierung, die bis 2030 einen Prozentsatz von 15 Prozent Elektrofahrzeuge erreichen möchte, umzusetzen, muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Oder die Anreize für E-Autos müssen einfach verbessert.
Von norwegischen Verhältnissen - in dem skandinavischen Land sind fast 40 Prozent der Autos E-Fahrzeuge - ist man im Landkreis Forchheim noch weit entfernt. Ob es an fehlenden Zuschüssen beim Kauf liegt oder an nicht vorhandenen Ladestationen, ist nicht so recht klar. "Mit der E-Mobilität sehen wir die Chance, den Individualverkehr klimaschonender zu organisieren", sagt der Klimaschutzmanger.
Dazu brauche es Ladestationen für die Touristen, die Pendler und die Bürger. Der Landkreis jedenfalls möchte seinen Anteil dazu beisteuern und für genügend Stromtankstellen sorgen.
Eggolsheim als Vorbild
Als Modelllandkreis möchte sich der Landkreis Forchheim deshalb mit den zunächst 140 geplanten Standorten bei der Regierung in Oberfranken bewerben, um für das Vorhaben über die Städtebauförderung Gelder zu erhalten.
Zur Leitkommune wurde der Markt Eggolsheim ernannt. "Der Markt Eggolsheim ist mit der E-Mobilität schon weit und hat bereits Städtebauförderung", erklärt Bigge. Letzteres ist ein Muss für die Bewerbung. In Gemeinden mit mehr als 500 Einwohnern wurden deshalb neuralgische Punkte gesucht und diese mit den Netzbetreibern abgeglichen - um dort anschließend E-Ladestellen anzubringen.
Zwei Standorte, die auch für Fahrräder wichtig sind, wurden und werden den Kommunen vorgeschlagen, was sie in den Gemeinderatssitzungen mit ihren Räten besprechen. 40 Prozent der Kosten müssen die Gemeinden übernehmen. Aber auch Firmen, Gaststätten oder Supermärkte können zum E-Tankstellenbesitzer werden, die von den Stadtwerken oder dem Bayernwerk betrieben werden. Aufgrund rechtlicher Hürden sei die Kommune als Betreiber nicht zu empfehlen, klärt Bigge auf. Die ersten Ladestationen könnten dann 2017 in Betrieb gehen.
Eine Frage der Bilanz
Der Klimaschutz war Motivation, dieses Konzept auszuarbeiten. Unkompliziert ist die Sache dennoch nicht: "Wir brauchen nichts schönreden. Die Leistung bei Lithium-Ionen-Akkus lässt bei Kälte nach. Die Fahrleistung im Winter ist um 20 Prozent geringer.
Es hängt aber auch viel vom Fahrstil ab. Auch zersetzen sich Lithium-Ionen-Akkus mit der Zeit, ob man das Auto benutzt oder nicht. Manche Hersteller würden daher die Batterien leasen, was eine gute Leistung gewährleiste. Die Kosten für einen Batteriewechsel liege je nach Größe des Akkus zwischen 4000 und 5000 Euro. Auch braucht ein Akku viel Ressourcen bei der Herstellung.
Doch für eine positive Klimabilanz ist laut Bigge ohnehin die Zeit der entscheidende Faktor. Die Klimarechnung bezieht sich auf den gesamten Lebenszyklus, von der Herstellung bis zur Verschrottung. "Wenn man nur 15 000 Kilometer fährt, passt die CO2 -Bilanz bei E-Autos nicht. Sie passt aber, wenn man 100 000 Kilometer fährt", erklärt Bigge diesen wichtigen Zusammenhang.