So spritzig wie die Limonade von einst

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Ein Besucher hatte den Musikern eine Originalflasche der Limonade mitgebracht, die der Gruppe ihren Namen gab. Darüber freuen sich Josef Gentil (links) und Georg Leumer (rechts). Foto: gerda Völk
Ein Besucher hatte den Musikern eine Originalflasche der Limonade mitgebracht, die der Gruppe ihren Namen gab. Darüber freuen sich Josef Gentil (links) und Georg Leumer (rechts).  Foto: gerda Völk

Die Schlagerkapelle "Schabeeso" rief die Gassenhauer früherer Jahre schwungvoll in Erinnerung.

Sehr viel musste Christine Wittenbauer nicht sagen, als sie die Schlagerkapelle "Schabeeso" ankündigte: "Sehr beliebt, sehr vermisst, endlich wieder da." Und schon überließ sie das Mikrofon den Musikern, die schon zum dritten Mal das Publikum in der ehemaligen Synagoge in alten Schlagern schwelgen ließen.
Der Name der Schlagerkapelle erinnert an ein beliebtes Erfrischungsgetränk aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Was haben Schlager und Schnulzen mit einer Limonade zu tun? "Beide sind babbert süß", ist von Georg Leumer zu erfahren. Stolz präsentieren er und Josef Gentil eine kleine grüne Flasche mit Schnappverschluss, in der die Limonade einst abgefüllt war. Ein Besucher hatte sie auf dem Dachboden eines Abrisshauses gefunden, und sie der Gruppe mitgebracht.
Dem alkoholfreien Erfrischungsgetränk wurde eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Ob das auch auf die Schlager und Schnulzen zutrifft, bleibt dahingestellt. Obwohl Lachen gesund sein soll und gute Laune ansteckend ist. Wobei die sichtbar gute Laune vom ersten Moment an von der Bühne sofort ins Publikum überschwappte und sich bis zum Schluss sogar noch steigerte. Viel hat sich am Repertoire der Schlagerkapelle nicht geändert, aber das braucht es auch nicht.
Zu hören waren beliebte Klassiker der Comedian Harmonists wie "Veronika, der Lenz ist da" oder die "Bar zum Krokodil".
In Buenos Aires entstand Mitte des 19. Jahrhunderts ein neuer Tanz: der Tango. Mit seinem engen Körperkontakt erregte er öffentliches Aufsehen. Kaiser Wilhelm II. nannte ihn gar "das Rinnsteinkind" und verbot im November 1913 per Erlass seinen Offizieren, in Uniform Tango zu tanzen. Heute nur schwer vorstellbar, dass Titel wie "Unter den Pinien von Argentinien" einmal die Gemüter erregte. Zu erfahren ist auch, woher der Begriff Schlager kommt. Die Wortschöpfung geht auf den Sänger Alexander Girardi zurück, der die zehnte Wiederholung seines Couplets "Bei Tag, da bin ich hektisch, bei Nacht bin ich elektrisch" 1878 mit dem denkwürdigen Ausspruch kommentierte: "Kinder, das hat eingeschlagen." Der näselnde Filmstar Theo Lingen hatte sich gar um die Rettung des belgischen Königs Leopold III. verdient gemacht. Geschichten und Anekdoten, die ein bestens aufgelegter Leumer zwischen den Liedbeiträgen erzählte.


Peter Kraus und Rocco Granata

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es Tänze wie Rumba, Samba, Calypso, Mambo, Cha-Cha-Cha oder Twist, die aus Südamerika nach Europa schwappten. Weibliche Jugendliche hießen jetzt Teenager und die deutsche Antwort auf Elvis Presley war Peter Kraus. Rocco Granata hatte zur damaligen Zeit auf eigene Rechnung Platten pressen lassen, die er dann an Radiosender verschenkte. In fränkischer Mundart klingt der von Rocco Granata im Jahr 1959 komponierte Schlager "Marina, Marina" gleich ganz anders: "Bei Douch und Nochd, denk ich an dich, Marina", war im schönsten Dialekt zu vernehmen. Die vier Musiker verstanden es zudem, ihre Zuhörer mit einzubeziehen. Georg Leumer musste nur einige Takte summen und schon erklang das Lied aus vielen Kehlen. Das Publikum durfte bei Texten wie "Die Gitarre und das Meer" von Freddy Quinn und "Cindy, oh Cindy" (Margot Eskens) in nostalgischen Gefühlen schwelgen und kaum einer ließ sich davon abhalten. "Ist das nicht traumhaft schön?", flüstert eine Besucherin ihrer Bekannten zu. Mit "Seemann, deine Heimat ist das Meer" war Lolita 1960 die erste deutschsprachige Sängerin mit mehr als einer Million verkauften Schallplatten. Jetzt wurde das Publikum aufgefordert, die Hintergrundgeräusche (Meeresrauschen, Vogelrufe) beizusteuern.
So präsentiert haftet den Schlagern und Schnulzen, die die Musiker an diesem Abend präsentierten, nichts Verstaubtes an. Im Gegenteil, sie kommen frisch, witzig und mit viel Humor und manch fränkischem Einschlag zum Vortrag.