Die etwas andere Art eines Rückblicks: Was die Leser unseres Online-Portals und unserer Zeitung bewegt und erregt: eine Hitparade der meistgeklickten Meldungen aus den Haßbergen.
Sex and crime ziehen immer, wissen die Medien, und sie nutzen es. Niedere Triebe lassen sich leicht ansprechen, sind massentauglich. Selbst bei einer Lokal- oder Heimatzeitung.
Bei der Berichterstattung wird der Wissensdurst gestillt, aber eben auch die Sensationsgier. Wie groß das Interesse an Sensations-Nachrichten ist, zeigt ein Blick auf eine ganz eigene Statistik: die unseres Internetportals infranken.de und im Speziellen der Haßberg-Ausgabe für 2016.
Traurig, aber wahr: Der Quotenrenner mit an einem Tag 187 000 Klicks (das sind die Zugriffe der Internet-Besucher auf den Bericht) waren Meldungen im Zusammenhang mit dem tragischen Tod der elfjährigen Janina in Oberschleichach.
Überhaupt bilden "Blaulicht-Meldungen" das hohe Interesse der Nutzer ab, denn sie erhalten regelmäßig die höchste Aufmerksamkeit. Ob das nun Unfälle auf der A 70 sind (40 000 Klicks an einem Tag) oder der tödliche Unfall, der sich Anfang Mai ereignete, als ein 32-Jähriger im Auto vor der Kontrolle floh (23 000 Zugriffe/Tag).
Dass es aber auch schöne "starke Nachrichten" gab, lässt sich an den Klick-Zahlen ablesen, die für den Fang eines Riesen-Wallers im Main oder den geklauten Eberner Maibaum in der Statistik auftauchen. Das interessierte täglich bis zu 27 000 und 5200 Mal. Wobei zu ergänzen ist, dass manche Themenbereiche insgesamt gesehen noch viele tausend Zugriffe mehr hatten - über mehrere Tage gesehen, die diese Nachrichten im Netz überdauern. In der Statistik werden hingegen explizit die täglichen Zugriffe gerechnet.
Es sind die Verbrechen und Unfälle, die zum Lesen reizen. Gerade im Internet schlagen auch die Signalwörter zu Buche, nach denen die großen Suchmaschinen wie Google mit eigenen Nachrichtenprogrammen die täglichen Massen an Berichten filtern. Sex, Tod, Mord, Nackt - das sind Schlüsselwörter.
Darum wissen die zuständigen Redakteure, die einerseits wollen, dass ihre Meldungen möglichst oft gelesen werden, andererseits auch berücksichtigen, dass hinter all den Unglücksfällen und Vorfällen auch persönliche Schicksale, Betroffene, auch Hinterbliebene stehen. Deren Sicht auf die Geschehnisse ist oft eine andere. Es kommt auch vor, dass sie andere Wahrheiten für sich reklamieren. Ein Beispiel aus dem Redaktionsalltag ereignete sich anlässlich eines Vergewaltigungsprozesses. Der Mann hatte ein Geständnis abgelegt. Das wirkt sich auf das Strafmaß mildernd aus. Noch unter den Verhandlungen schoben seine Verwandten dem Opfer, der Frau, alle Schuld zu. Unmittelbar nach dem Urteil klopft e der Verurteilte in der Zeitungsredaktion an, um seine Sicht der Dinge zu schildern: Richterin und Verteidiger hätten ihn zum Geständnis genötigt, meinte. Letztlich ist das Urteil rechtskräftig. Seriöse Berichterstattung hat sich an Recht und Gesetz zu orientieren, nicht an subjektiver Meinung.
Es gibt Nachrichten, die sich durch die neuen Medien verselbstständigen. Der Maibaum-Klau in Treinfeld wurde zum Renner am nachrichtenarmen Samstagvormittag. Binnen kürzester Zeit gab es tausende Zugriffe (5200). Oder die simple Polizeimeldung von der Schlägerei bei einem Onkelz-Konzert. 23 600 Zugriffe erfolgten bundesweit durch die Fangemeinde.