Schnelle Rettung durch App

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Bei der Vorstellung der Beschilderung in Mauthaus (v. l.): Klaus Löffler, Dirk Lüder, Alexander Schlee, Michael Querfurth, Gerhard Müller, Michael Jeschor, Norbert Gräbner, Benjamin Baier, Gerhard Wunder und Andreas Kübrich. Fotos: Marco Meißner
Bei der Vorstellung der Beschilderung in Mauthaus (v. l.): Klaus Löffler, Dirk Lüder, Alexander Schlee, Michael Querfurth, Gerhard Müller, Michael Jeschor, Norbert Gräbner, Benjamin Baier, Gerhard Wunder und Andreas Kübrich. Fotos: Marco Meißner
 
 
 
Die Rettungstreffpunkte fallen durch die einheitliche Beschilderung gut auf.
Die Rettungstreffpunkte fallen durch die einheitliche Beschilderung gut auf.
 

Unglücksfälle im Wald sind oft ein Problem für Retter, Ersthelfer und Unfallopfer. Wie lässt sich die Hilfe schnell an die Einsatzstelle lotsen? Wo findet sich ein markanter Treffpunkt? Die Erfahrungen der Forstleute flossen in eine Beschilderung und eine App ein, die nun für den Landkreis Kronach zur Verfügung steht.

Marco Meissner

Wenn Gerhard Müller, stellvertretender Forstbetriebsleiter in Nordhalben, vom Sinn des "Hilfe im Wald"-Systems erzählt, wird eines schnell klar: Hier geht es nicht um eine x-beliebige Handyspielerei, sondern um ein von langer Hand vorbereitetes Werkzeug, dass aus der Praxis heraus entwickelt wurde. Die neue App steht ab sofort für jeden auf den gängigen Portalen zum Download bereit. Sie soll helfen, bei einem Unfall im Wald möglichst schnell, unkompliziert und zielstrebig Rettungsdienste oder auch Feuerwehren an die Einsatzstelle zu lotsen. Hierfür wurden allein im Kreis Kronach 134 Rettungstreffpunkte eingerichtet, die ausgeschildert, aber auch über die App auffindbar sind.


Bewährtes Konzept

Erfunden wurde das neue System schon in den 1990er Jahren von den Staatsforsten, wie Müller bei der Vorstellung der App und der Beschilderung in Mauthaus erklärt. Beim Einsatz im Wald stellte sich die Frage: Wie kommt der Rettungswagen zum Verletzten hin? Aus der täglichen Erfahrung heraus wurden daher Treffpunkte ermittelt. Diese Wegmarken bekommen die Waldarbeiter bei ihren Arbeitseinsätzen genannt, um bei einem Unfall schnell Hilfe herbeirufen zu können. "Das System hat sich gut bewährt. Wir arbeiten nun schon Jahre damit", betont der stellvertretende Forstbetriebsleiter.
Jetzt erfolgt der nächste Schritt. Die Rettungstreffpunkte sollen auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Egal ob Privatwaldbesitzer, Wanderer oder Pilzsucher, jeder soll künftig im Notfall davon profitieren. Die Lösung hierfür ist eine App, die unter dem Stichwort "Hilfe im Wald" aufzufinden ist.
"Es besteht ein großes Netz von Rettungstreffpunkten", verdeutlicht Müller den Sinn dieser App. Dieses Netz spannt sich nicht nur über den Landkreis Kronach aus, sondern ist überregional in Bayern nutzbar. "Wenn die Ortung am Handy eingeschaltet ist, sagt einem das Smartphone, welcher Punkt in der Nähe ist. Den kann man der Leitstelle beim Notruf mitteilen."
Benjamin Baier vom ASB-Kreisverband Kronach bestätigt den Sinn dieses Angebots. Wenn ein Retter in unbekanntem Gelände unterwegs ist, fangen seiner Erfahrung nach die Probleme an. Und im Notfall zählt schließlich jede Minute. "Die Bahn hat ein ähnliches System für ihre Strecken", so Baier. Auch das bestätigt seiner Ansicht nach den Sinn, die unverwechselbar benannten Treffpunkte in ein öffentlich zugängliches System einzubetten.


Erfolgreich geübt

"Wir haben schon oft damit geübt, es klappt perfekt", freut sich Müller über die bisherigen Testläufe. Und die Schilder geben auch den Unfallopfern und möglichen Ersthelfern ein gutes Gefühl. "Sie wissen, sie sind am richtigen Ort." Dem pflichtet Andreas Kübrich vom BRK bei: "Beim Forst klappt's tadellos."
Die Idee für eine App und für eine einheitliche Beschilderung auch in unserer Region in die Tat umzusetzen, war dann aber kein Zuckerlecken.


Aufwendige Vorbereitungen

"Alleine unser Forstbetrieb hatte 52 Schilder, für die wir 52 Aufstellorte festlegen mussten", sagt Müller, der den Gemeinden und Bauhöfen für ihre große Unterstützung dankt. Für die einzelnen Orte galt es außerdem, erst einmal die Aufstellerlaubnis einzuholen. "Und für jedes der Schilder musste ein Vertrag geschlossen werden", ergänzt



Forstoberrat Dirk Lüder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. "Das war eine Lauferei!"
Das A und O sei es, das Ganze jetzt in die Öffentlichkeit zu tragen, unterstreicht Alexander Schlee, Forstwirtschaftsmeister

beim Forstbetrieb Rothenkirchen.
Genau diesen Punkt heben auch die Vertreter der Politik hervor. "Sie haben eine tolle Arbeit gemacht, die für die Menschen eine große Hilfe sein kann", stellt Landrat Klaus Löffler (CSU) gegenüber den Forstleuten fest.
"Die Verknüpfung mit der Integrierten Leitstelle, das ist alles sowas von professionell ausgearbeitet." Das ganze Konzept sei einfach stark.
Bürgermeister Gerhard Wunder (CSU/Steinwiesen) regte an, die Schilder eventuell noch mit einem Barcode zum App-Download zu versehen und die Menschen intensiv über den Sinn der Beschilderung aufzuklären.


Konkretes Beispiel

Sein Bürgermeisterkollege Norbert Gräbner (SPD/Marktrodach) erinnerte an einen Fall, in dem er sich eine solche App schon gewünscht hätte. Damals seien die Helfer auf der Suche nach einer eingeklemmten Person zum falschen von zwei Friedhöfen geschickt worden. Bei solchen Ortsangaben kann es seiner Ansicht nach viel zu leicht zu Fehlern oder Verwechslungen kommen. "Mit der App weiß man jetzt genau: Da muss ich hin."