Sattelfester Umgang mit Leder

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Punzieren (l.) erfordert Konzentration und Geschicklichkeit. Marco Breitenbach schaut zu, während Lisa Göb auf den Metallstempel klopft. Näharbeiten (Mitte) gehören zum Standard der Sattler. Verarbeitet wird hochwertiges Leder, das die Auszubildende (r.) schneidet.
Punzieren (l.) erfordert Konzentration und Geschicklichkeit. Marco Breitenbach schaut zu, während Lisa Göb auf den Metallstempel klopft. Näharbeiten (Mitte) gehören zum Standard der Sattler. Verarbeitet wird hochwertiges Leder, das die Auszubildende (r.) schneidet.
 
 
Liegt der Schwerpunkt richtig? Azubi Lisa Göb prüft einen Sattel in der Zeiler Werkstatt von Deuber & Partner. Fotos: Barbara Herbst
Liegt der Schwerpunkt richtig? Azubi Lisa Göb prüft einen Sattel in der Zeiler Werkstatt von Deuber & Partner. Fotos: Barbara Herbst
 

Lisa Göb ist eine von 19 Azubis, die in Franken die Sattlerei lernen. In ihrem Lehrbetrieb geht es ganz speziell um den Reitsport. Dabei wechseln sich grobe und feine Arbeiten immer wieder ab.

Dem Ausbilder sieht der Gast in der Sattlerei Deuber & Partner in Zeil am Main (Landkreis Haßberge) seine Leidenschaft, die er zum Beruf gemacht hat, direkt an. "Westernsättel sind mein Ding", sagt Marco Breitenbach. Den Cowboyhut trägt der 39-Jährige als festes Kleidungsstück. Und auch mit Pferden ist er bestens vertraut.

Bei Lisa Göb ist das ähnlich, zumindest was die Pferde angeht. Die 20-Jährige aus Traustadt im Landkreis Schweinfurt ist mit ihnen aufgewachsen, besitzt zuhause selbst welche. Die Ausbildung zur Sattlerin war dennoch nicht geplant. Ursprünglich wollte sie in Kassel eine Lehre als Tierarzthelferin speziell für Pferde absolvieren. Schnell war klar: Das ist nicht das Richtige. "Ich war eigentlich mehr in Richtung Handwerk und Technik eingestellt", sagt sie. Die Mutter brachte sie auf die Idee, es doch mal in der Zeiler Sattlerei zu probieren. Nach Bewerbung, Vorstellungsgespräch und Probearbeiten stand fest: Göb bekommt die Lehrstelle. Aktuell ist sie eine von zwei Azubis, ihre Kollegin zog es von Köln hierher.

"Sattler und Feintäschner" lautet die Berufsbezeichnung in der Handwerksordnung. Der Job als Sattler selbst unterteilt sich noch einmal. Es gibt die Reitsportsattler und die Fahrzeugsattler. Letztere beziehen und polstern unter anderem Autositze.

Bei Deuber & Partner dreht sich alles um Pferdesattel unterschiedlicher Arten. "Barock, Englisch, Western, Dressur - wir sind da breit aufgestellt", sagt Breitenbach. Bei Barocksatteln bezeichnen sich die Zeiler sogar als Marktführer.

Die Firma mit ihren zwölf Mitarbeitern, darunter die beiden Azubis, steht aber quasi am Ende der Sattelproduktion. Sie kauft diese in Paraguay ein und veredelt sie dann in Franken. "Man kann die Qualitätsansprüche in Südamerika überhaupt nicht mit den unsrigen vergleichen. Jeder Sattel, den wir verkaufen, muss durch die Werkstatt gehen", sagt Breitenbach, der zugleich die Entwicklung der Sättel leitet, wonach den Geschäftspartnern in Südamerika bestimmte Vorgaben gemacht werden. Die Zeiler sind daneben mit Sonderanfertigungen, Reparaturen, Ausbesserungen und Reklamationen beschäftigt.

"Was die Händler bei uns bestellen, sind eigentlich alles Einzelstücke", berichtet Breitenbach. Passform, Farbe, Sitzgröße, verschiedene Dekorationen - die Möglichkeiten für individuelle Wünsche sind groß.

Einen genauen Bauplan für einen Sattel gebe es nicht. Jedes Teil müsse immer wieder angepasst werden.

Wer Sattlerin für Reitsport werden will - neun von zehn Azubis sind laut Breitenbach Frauen - benötigt bei der täglichen Arbeit Kraft in Händen und Armen. Schweißtreibend sind aber höchstens die gröberen Arbeiten. Etwa, wenn Lisa Göb das Polster mit dem Hammer komprimiert und munter darauf losschlägt. Oder, wenn es gefordert ist, Schrauben festzuziehen. Immer wieder geht es aber ums Filigrane. Beim Nähen mit einem Stechwerkzeug, das die Sattler Ahle nennen, oder beim Punzieren zum Beispiel. Verarbeitet wird dabei stets echtes Leder.

Etwa 50 bis 60 Sättel pro Woche gehen durch die Zeiler Werkstatt. Aufträge von Privatleuten sind nicht darunter. Deuber & Partner beliefert als Großhändler Reitsportgeschäfte und Sattelhändler, vor allem in Deutschland, aber auch in den europäischen Nachbarländern.

Ob ein Sattel gut ist, zeigt sich spätestens beim Reiten. Es muss genau für den Vierbeiner passen, dem er aufgelegt werden soll. "Dieser Beruf ist insofern vielseitig, weil man auch genau wissen muss, wie sich ein Pferd bewegt, und was zu tun ist, damit der Schwerpunkt richtig liegt", beschreibt Breitenbach die Kunst dieses Handwerks. Warum es besonders gerne von Frauen ausgeübt wird, darauf hat der Ausbilder nur eine Erklärung. "Das Pferd als bester Freund, das trifft eher auf Mädels zu." Es gebe kaum männliche Kinderhelden, die reiten würden.

Aktuell ist Lisa Göb im zweiten Lehrjahr. Wenn nächstes Jahr die Gesellenprüfung ansteht, muss sie aber noch keinen Sattel bauen. Das wird erst vom Meister verlangt. Gesellenstück ist dann ein Zaumzeug.