Säule im Katastrophenschutz

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Mit ihrer Schnelleinsatzgruppe "Technik und Sicherheit" wurde die Bereitschaft Memmelsdorf immer wieder zu Einsätzen gerufen, unter anderem auch zu einem größeren Waldbrand bei Eyrichshof im vergangenen Jahr. Foto: Michael Will/Bayerisches Rotes Kreuz
Mit ihrer Schnelleinsatzgruppe "Technik und Sicherheit" wurde die Bereitschaft Memmelsdorf immer wieder zu Einsätzen gerufen, unter anderem auch zu einem größeren Waldbrand bei Eyrichshof im vergangenen Jahr.  Foto: Michael Will/Bayerisches Rotes Kreuz
Die aktive Truppe: Mit ihrer Schnelleinsatzgruppe "Technik und Sicherheit" zählt die BRK-Bereitschaft Memmelsdorf mit ihrem Gerätewagen, einem Lkw Steyr, zu den Stützen im Katastrophenschutz. Foto: Björn Schwabe
Die aktive Truppe: Mit ihrer Schnelleinsatzgruppe "Technik und Sicherheit" zählt die BRK-Bereitschaft Memmelsdorf mit ihrem Gerätewagen, einem Lkw Steyr, zu den Stützen im Katastrophenschutz.  Foto: Björn Schwabe
 

Die Rot-Kreuz-Bereitschaft in Memmelsdorf begeht ihr 50-jähriges Bestehen. Mit der Schnelleinsatzgruppe "Technik und Sicherheit" übernimmt sie Spezialaufgaben. Am Wochenende wird im Untermerzbacher Gemeindeteil gefeiert.

Fünf Jahrzehnte ist es her, als 43 Frauen und Männer in Memmelsdorf nach einer Sanitätsausbildung den Grundstein für das Jubiläum gelegt haben, das die Rot-Kreuz-Bereitschaft Memmelsdorf am kommenden Wochenende feiert: Drei Tage lang gibt es beim 50-jährigen Bestehen vom 28. bis 30. Juni (Freitag bis Sonntag) ein kurzweiliges Festprogramm.

Die Bereitschaft kann mit Stolz auf eine gut ausgebildete und leistungsfähige Mannschaft und Ausrüstung blicken. "Eine wichtige Voraussetzung für die zukünftige Arbeit im Katastrophenschutz im Landkreis Haßberge und darüber hinaus", wie Bereitschaftsleiter Dieter Kirstner sagt.

Mit ihrer Schnelleinsatzgruppe (SEG) "Technik und Sicherheit" und zwei Einsatzfahrzeugen ist sie eine wichtige Stütze im Katastrophenschutzkonzept des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Noch heute ist ein Geländewagen Mercedes G-Klasse, auch als "Wolf" bezeichnet, im Dienst der Bereitschaft. 1994 wurde über die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs nachgedacht, um den schweren Katas-trophenschutz-Anhänger ziehen zu können. Durch gute Kontakte von Dieter Kirstner zum Schirrmeister des Fuhrparks beim ehemaligen Bundesgrenzschutz in Coburg ergab sich eine Gelegenheit, das Geländefahrzeug für 2900 Mark zu erwerben, das beim BGS als Kommandowagen der Stabshundertschaft für Grenzstreifenfahrten entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze genutzt wurde.

Es wurde vornehmlich in Eigenleistung wieder auf Vordermann gebracht, zerlegt, entrostet, gespachtelt und in die BRK-Farben umlackiert, Gewehrhalterungen wurden entfernt. Nach nur drei Monaten Umbauzeit und aus Eigenmitteln der Bereitschaft finanziert, konnte es zum 1. Mai 1995 eingeweiht werden. Noch heute ist das 39 Jahre alte Auto im Dienst.

Ein zweites Sonderfahrzeug ist bei der BRK-Bereitschaft Memmelsdorf beheimatet: der Steyr. Aufgrund wachsender Ausrüstung musste im Laufe der Jahre ein größeres Fahrzeug her, ein Lkw, der 2008 nach aufwendigen Umbauarbeiten und rund 1800 Stunden Eigenleistung offiziell in Dienst gestellt wurde.

Von einem Landwirt

Durch einen Zufall entdeckte damals Stefan Funck von der Bereitschaft Eltmann im Internet einen Steyr, den ein österreichischer Landwirt verkaufen wollte. Den Zuschlag bekamen die Memmelsdorfer zwar nicht, aber nach unzähligen Telefonaten mit dem österreichischen Bundesheer konnte ein baugleiches Fahrzeug bei einer Versteigerung im Oktober 2006 in Graz erworben werden. Der Lkw wurde 1987 vom Bundesheer beschafft und war vor seiner Aussonderung im Rahmen eines UN-Einsatzes im Nahen Osten, vermutlich auf den Golanhöhen zwischen Syrien und Israel, im Einsatz.

Das Fahrgestell wurde durch einen anderen Aufbau ergänzt, zahlreiche weitere Umbau- und Erweiterungsarbeiten ehrenamtlich vorgenommen. Der Gerätewagen ist mit Ausrüstung beladen, die heute im Rahmen von Katastrophenschutz-Einsätzen im Bereich Technik und Sicherheit benötigt wird. Insgesamt wurden in das Projekt (ohne Beladung und Ausrüstung) 22 200 Euro investiert; die Bereitschaft übernahm ein Drittel und der BRK-Kreisverband zwei Drittel der Kosten. "Es wurde ein Fahrzeug geschaffen, das seinesgleichen sucht", freut sich stellvertretender Bereitschaftsleiter Alex Toni. "Ein Fahrzeug, das durch extreme Geländegängigkeit, Wendigkeit, Flexibilität und Stauraum besticht. Überall, wo wir mit dem Steyr auftauchen, ist er ein Blickfang und wird bestaunt."

Die Anfänge der BRK-Bereitschaft Memmelsdorf reichen bis zum 28. März 1969 zurück, als nach dem Ende eines Sanitätslehrgangs der örtliche Sanitätszug ins Leben gerufen wurde. Zum ersten Zugführer wurde Dieter Schwierzke gewählt, zum zweiten Zugführer Günter Jakelski; Schriftführer wurde Hans Schleicher und sein Stellvertreter Klaus Heider. Zur Leiterin der Frauengruppe wurde Sophie Jahn gewählt, zu ihrer Stellvertreterin Evi Hollitzer. Als Erstausstattung gab es eine Krankentrage, zwei Sanitätstaschen, einen Übungskoffer sowie sieben Uniformen für Frauen und drei für Männer.

Eine erste Schulungsübung fand im Mai mit 15 "Verletzten" statt. Im Oktober 1969 übernahmen Harald Jahn und Hans Schleicher die Erste-Hilfe-Kurse und bildeten innerhalb von drei Monaten 145 Ersthelfer aus. Kolonnenarzt war Dr. Karl-Peter Liebich aus Untermerzbach, den 2005 Dr. Ingo Schmidt-Hammer, ebenfalls aus Untermerzbach, ablöste.

Schon zu Anfang engagierte sich die Bereitschaft bei der Mittelbeschaffung des Roten Kreuzes. So wurden Altkleider- und Altpapiersammlungen durchgeführt, ebenso standen viele gesellige Veranstaltungen wie Preisschafkopf, Kappenabende, Heimatabende und der Altennachmittag in der Weihnachtszeit auf dem Programm.

1971 stellten sich erstmals Mitglieder einem Leistungsvergleich. 1972 folgten die Übergabe des ersten Einsatzanhängers mit Material zur Ausleuchtung von Einsatzstellen und eine tragbare Zeltheizung. Ab 1975 fanden Volkswanderungen in der Gemeinde statt, die die Bereitschaft sanitätsdienstlich absicherte, ebenso die Heimspiele des Sportvereins. Eifrig war die Bereitschaft von Anbeginn in Sachen Erste-Hilfe-Ausbildung der Bevölkerung; bis 1978 hatte Ausbilder Harald Jahn alleine 570 Personen in Erster Hilfe ausgebildet.

Draht zur Jugend

1993 wurde Dieter Kirstner zum Leiter der Bereitschaft gewählt; er hat dieses Amt bis heute inne. Eine seiner ersten großen Herausforderungen war bereits ein Jahr später das 25-jährige Bestehen der Bereitschaft; das Fest wurde zusammen mit der Feuerwehr Memmelsdorf gefeiert, die 125 Jahre alt wurde.

"Dieter Kirstner verstand es sehr gut, die Bereitschaft weiterzuführen, und hat bis heute den Draht zur Jugend nicht verloren", heißt es in der aktuellen, 128 Seiten starken Jubiläumsfestschrift, die Alex Toni in aufwendiger Arbeit informativ gestaltet hat.

Tanz an der Kirchweih

Als herausragendes Ereignis hat sich in der Amtsperiode Kirstners die in Zusammenarbeit von BRK und Dorfjugend stattfindende Tanz-Veranstaltung "Ängerla" etabliert, die im Laufe der Zeit über 1000 Besucher am Kirchweihsamstag nach Memmelsdorf lockte. Aus den Erlösen wurde für gemeinnützige Zwecke gespendet.

Ein besonderer Einsatz ist der Bereitschaft bis heute in Erinnerung geblieben. 2009 kam es zu Jahresbeginn bei winterlichen Temperaturen in einem "Messi-Haus" in Untermerzbach zu einem Brand, bei dem Dutzende Atemschutzgeräteträger stundenlang im Einsatz waren. Gemeinsam mit der BRK-Bereitschaft Untermerzbach wurden die Einsatzkräfte der Feuerwehren mit Verpflegung versorgt und an den Einsatzort transferiert. Alarmiert wurde die SEG zudem in den letzten beiden Jahren nach Eltmann zu einer Explosion im Schaeffler-Werk mit mehreren Schwerstverletzten sowie zu einem Einsatz bei ZF Sachs in Schweinfurt.

Zu einer der schönsten Erinnerungen zählte für Dieter Kirstner, Dominik Allert, Alexander Toni und Christian Toni die Teilnahme an der Wasserrettungsübung Deutschland bei Ingolstadt 2011. Auch eine Großübung bei der Firma Rösler, die Tunnel-Übung "Schwarzer Berg" auf der A70 bei Eltmann und die Übung "Frankentornado" in Bad Neustadt sind der Bereitschaft in Erinnerung geblieben. Im Zuge des Flüchtlingsstroms 2015 wurde der Landkreis durch die Bereitschaft Memmelsdorf bei der Unterbringung und beim Transfer von Flüchtlingen unterstützt.

Vergangenes Jahr wurde eine SEG G.I.L.T. (Gelände, Infrastruktur, Logistik, Transport) auf Bezirksebene ins Leben gerufen, in der die Memmelsdorfer mit dem Gerätewagen Technik und Sicherheit integriert sind.