Kreisobmann Erwin Schwarz vom Bauernverband kritisierte am Beispiel der Flößerei ein fehlendes Naturverständnis in der Bevölkerung. Ein heftiger Einspruch aus Wallenfels ließ nicht lange auf sich warten.
Marco Meissner
Ein Blick zum Himmel bereitet dem Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, Erwin Schwarz, großes Kopfzerbrechen. Die Sonne brennt, der Boden dörrt aus. Regen? Fehlanzeige! Die Landwirtschaft leidet unter solchen Bedingungen. Beim "Tag des offenen Bauernhofs" in Burggrub machte Schwarz darauf aufmerksam. Und er wies angesichts des Klimas darauf hin, dass sich das Verständnis des Menschen für seine Umwelt verändern müsse. Das tat er anhand eines konkreten Beispiels, das nun für Gegenwind sorgt: die Flößerei.
Zeit für ein Umdenken
Schwarz stellte in Burggrub fest, dass auch der Tourismus abhängig vom Wetter sei. Deshalb seien zuletzt auch Floßfahrten auf der Wilden Rodach infolge des Wassermangels ausgefallen. Dass vor dem Hintergrund der wohl größten Trockenheit seit 1976 zur gleichen Zeit über das Anlegen eines Staubeckens bei
Wallenfels gesprochen wird, ist für Schwarz darum nicht nachvollziehbar.
"Ich sehe das so, dass die Bevölkerung heutzutage - in der Stadt wie auf dem Land - null Bezug zum Wetter hat", erklärt er, warum er diesen möglichen "Eingriff des Menschen in die Natur" für bedenklich hält. Der Mensch beeinflusse schon das Klima, zusätzliche Eingriffe in die Umwelt könnten sich seiner Meinung nach rächen. An diesem Punkt vermisst er auch in der Flößerei das Verständnis für die Natur.
Er sieht seine Äußerung als Weckruf. "Es ist wie mit der Beschneiung in den Alpen. Was man damit kaputt macht, wird nicht gesehen." Für einen "Tourismus-Hype" müsse alles möglich gemacht werden. Es werde mit der Natur geworben, gleichzeitig werde die Natur aber überlistet, um für den Tourismus zu funktionieren.
Darum sein Appell: "Wir müssen wieder mehr in natürlichen Abläufen denken!" Die Politik müsse bei ihren Entscheidungen umdenken. Es brauche eine Orientierung am Wetter. In so manchem Fall habe sich die Vernunft aber bereits verabschiedet.
Auch zur Flößerei in Wallenfels wird er konkret. Dort würden Aufstiegshilfen für die Fische konterkariert, wenn ein Staubecken angelegt werden sollte. Ein- oder zweimal die Woche einen Wasserschwall zu entfesseln, zerstöre die Fauna und Flora im Fluss eher, als ihr zu helfen.
Unterm Strich steht für Schwarz deshalb fest: "Ich wollte etwas zum Nachdenken geben, dass man eben nicht immer und überall alles machen kann. Das ist wie mit den Erdbeeren im Winter - braucht's die wirklich?"
Nur noch Kopfschütteln
Zum Nachdenken diente unser Bericht vom "Tag des offenen Bauernhofs" in Wallenfels auf jeden Fall. Doch bei Bürgermeister Jens Korn (CSU) lösten Schwarz' Aussagen anschließend nur Kopfschütteln aus: "Eine Verbindung vom Klimawandel zur Flößerei herzustellen, ist Wahnsinn!"
In zweierlei Hinsicht ist das Stadtoberhaupt schwer enttäuscht von den Aussagen des BBV-Kreisobmanns. So liegt Schwarz nach Korns Ansicht in der Sache völlig daneben. Die negative Verbindung, die der Landwirt zwischen Natur und Flößerei herstellt, ist für Korn nicht nachvollziehbar. "Die Natur, wie wir sie bei uns vorfinden, ist eine Kulturlandschaft. Sie ist erst durch Eingriffe des Menschen entstanden", gibt er zu Bedenken. Er stellt fest, dass früher beispielsweise die Flussläufe für die Flößerei angepasst wurden. Genauso habe aber auch die Landwirtschaft zum Entstehen der Kulturlandschaft beigetragen.
"Das wäre kein Eingriff aus Spaß an der Freude. Er wäre für die ganze Region wichtig", unterstreicht Korn den Sinn eines Staubeckens. Dabei geht es ihm nicht nur um die Zukunft der Tourismusflößerei. Der Sägewerksbrand im nahen Rauschenhammermühle habe aufgezeigt, wie wichtig das Becken auch als Reservoir für Löschwasser in der von Wald umgebenen Stadt Wallenfels wäre. Nicht zuletzt profitiere die Gastronomie von der Flößerei. Übrigens werde auch beim "Urlaub auf dem Bauernhof" mit dieser Attraktion geworben.
Korn ist jedoch nicht nur auf sachlicher, sondern auch auf menschlicher Ebene von Schwarz enttäuscht. Eigentlich sieht der Bürgermeister die Flößer, die Landwirte und sich selbst an einem Strang ziehen. Angesichts der gemeinsamen Interessen an der Heimat, an den gewachsenen Strukturen und der Tradition seien sie eigentlich "natürliche Verbündete", die nun von Schwarz auseinanderdividiert würden. "Selbst über Reglementierungen zu schimpfen, gleichzeitig aber für andere welche fordern ...", das ist eine Vorgehensweise, die Korn sauer aufgestoßen ist.