Regional ist das Zauberwort

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Für die musikalische Umrahmung des Landfrauentags sorgte der Kulmbacher Landfrauenchor unter der Leitung von Christina Harah Thoma. Fotos: Klaus Klaschka
Für die musikalische Umrahmung des Landfrauentags sorgte der Kulmbacher Landfrauenchor unter der Leitung von Christina Harah Thoma. Fotos: Klaus Klaschka
Zum Thema "Region gestalten" referierte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.
Zum Thema "Region gestalten" referierte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.
 

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nahm als Gastredner beim Kulmbacher Landfrauentag auch die Verbraucher in die Pflicht.

Die Bäuerinnen in der heutigen Zeit seien keineswegs altmodisch, sondern aufgeschlossen, modern und aktiv. Die Organisationen der Landfrauen sorgten für "Bildung bis auf den letzten Hof", die Land- und Forstwirtschaft sorge für jeden siebten Arbeitsplatz in Bayern. Das alles betonte Kreisbäuerin Beate Opel beim Landfrauentag in der Stadtsteinacher Steinachtalhalle.

Festredner war der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW), der leidenschaftlich für das Jahresthema der Landfrauen plädierte: "Region gestalten." Aiwanger kommt selbst aus der Landwirtschaft. Das Volksbegehren zum Artenschutz habe er aus politischer Sicht nicht ablehnen können. "Das ist der Trend der Zeit, immerhin haben 1,28 Millionen dafür unterschrieben." Allerdings müsse und werde deren Umsetzung "im Gespräch mit den Bauern" geschehen.

"Die grüne Schickeria"

Der stellvertretende Ministerpräsident schoss gegen "die grüne Schickeria insbesondere aus und in Berlin", die aus einer urbanen Sicht und Erfahrung die Arbeit der Landwirtschaft und möglichst auch alle Lebensgewohnheiten reglementieren möchte. Der jungen Generation "Naseweis" empfahl er, Argumente der Älteren und die Sicht der Praktiker auf dem Land zu berücksichtigen, denn Umwelt- und Klimaschutz geschehe auf den Flächen der Land- und Waldwirtschaft. "Wir brauchen da auch keinen dritten Nationalpark, in dem Bäume umfallen und dort verrotten."

Das Problem sei vielschichtiger, als dass man es mit einfachen Maßnahmen lösen könnte. Insgesamt sei der Bauer schon immer Natur- und Klimaschützer, denn genau das seien ja die Ressourcen, mit denen er wirtschafte. Auch wandte sich Aiwanger gegen ein Vorurteil, die Landwirte seien auf Subventionen aus. Gäbe es bessere Preise, bräuchte es weniger Subventionen. Überhaupt nahm er die Verbraucher in die Pflicht, sie müssten bereit sein, für gute regionale Produkte auch einen angemessenen Preis zu bezahlen.

"Wir wollen wieder regionale Schlachthöfe und Weideschlachtungen ermöglichen. Wir wollen mehr Hofläden, in denen Lebensmittel direkt vom Produzenten auf kurzen Wegen zu haben sind." Dazu müsse man aber auch ein entsprechendes Kundenverhalten einfordern. In diesem Zusammenhang forderte Aiwanger auch eine Erweiterung der schulischen Ausbildung, etwa in einem Fach "Alltagskompetenz", am besten in Wochenkursen vor Ort. "Es kann nicht sein, dass ein Stadtkind nicht weiß, wo die Milch herkommt und wie eine Kuh aussieht."

Keine Experimente im Wald

Die öffentliche Meinung werde derzeit von denjenigen bestimmt, die mit Landwirtschaft gar keine Berührung mehr hätten. So seien zum Beispiel auch Vorschriften zum Düngeverhalten nicht hilfreich, wenn diese auf allgemeinen statistischen Erhebungen aus großräumigen Gebieten stammen. Unabhängig von der Lebensmittelproduktion könne die Landwirtschaft einen großen Beitrag gegen die Umweltbelastung leisten. Dabei müsse man aber behutsam vorgehen. Zum Beispiel dürfe man beim Waldumbau keine Experimente eingehen und "Modebäumchen" setzen.

Neue Überlegungen wie zum Beispiel für Scheitholzheizungen seien durchaus zielführend. Den Bauern werde als Energieerzeuger ein weiteres Aufgabenfeld hinzubekommen. Insgesamt, so Aiwanger, sei trotz aller Globalisierung eine regionale und möglichst vollständige Produktion im eigenen Land die Devise, um die Versorgung sicherzustellen. Dies machte er am aktuellen Beispiel fest: Es sei nicht sinnvoll, zum Beispiel die Produktion von Arzneimitteln in einem fernen Land zu konzentrieren, das diese Medikamente dann im Krisenfall selbst brauche und anderen vorenthalte.

Der Landfrauentag wurde durch den Landfrauenchor unter der Leitung von Christina Harah Thoma musikalisch aufgelockert. Für eine weitere Auflockerung sorgte der Tanzclub Rot-Gold Bayreuth. Neben den Abordnungen der BBV-Gruppen aus Oberfranken nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft teil.