Peestener Open-Air Organisator Brandy Schäck sorgte mit seiner Band "Euroschäck" für einen Glanzpunkt des Festivals.
von unserem Mitarbeiter Stephan Stöckel
Peesten — "Hallo Ihr Hübschen. Hiermit erkläre ich die Peestener Festspiele für eröffnet." Mit diesen Worten hat der Kabarettist "Das Eich" am Samstagnachmittag den Startschuss zum 21. Peestener Open-Air gegeben, das rund 400 Besucher in seinen Bann zog. Absoluter Höhepunkt des Freiluftspektakels: Der Erfinder und Organisator des Festivals, Brandy Schäck, zeigte der Schafskälte die kalte Schulter und zelebrierte mit seiner Band "Euroschäck" eine Punkrock-Messe der Extraklasse, bei der es den vielen Zuhörern warm ums Herz wurde.
Band aus Berlin Bereits am frühen Nachmittag prosteten sich die Musiker der Berliner Gruppe "Der Stille Kommandeur" und Schäck mit einem frisch gezapften Bier zu: "Auf ein gutes Gelingen!" Unter den Musikern von der Spree befand sich auch der Schrammelfolkpoet Harry
Coltello, der zum vierten Mal auf "Piesns Wiesn" spielte. Was führt ihn immer wieder ins Kulmbacher Land? "Es ist der gesellige Menschenschlag. Man kommt her und schließt sofort den Bund der Freundschaft. Wenn man nach fünf Jahren ein Wiedersehen feiert, fühlt es sich an, als hätte man sich erst gestern getroffen."
Seit 28 Jahren verbindet den Musiker und Literaten aus der Hauptstadt eine Freundschaft mit Punkkönig Brandy I., wie Schäck in Szenekreisen tituliert wird. "Ich habe 1987 mit meiner damaligen Band ,Body & The Buildings' ein Konzert in Himmelkron gegeben. Da haben wir uns kennengelernt", schweiften seine Gedanken in die Vergangenheit.
Zwei Schlagzeuger auf der Bühne Die Fans trauten ihren Augen nicht, als sie beim Konzert der Berliner Band auf der Bühne gleich zwei Schlagzeuger sahen.
Auf der linken Seite spielte Steve Hahn, der einst bei der bekannten Rockband "Jingo de Lunch" getrommelt hatte, auf der anderen Seite saß der gebürtige Kulmbacher Markus Köstner hinter der Schlagbude, der später mit der Gruppe "Euroschäck" noch einmal auf die Bühne musste. "Wenn man mit zwei Schlagzeugern spielt, müssen die beiden Akteure ständig Augenkontakt zueinander halten und sich aufeinander abstimmen, damit alles reibungslos klappt", erläuterte Hahn. Das Konzert war der schlagende Beweis dafür.
Zudem wurden die Besucher Zeuge, wie aus dem sonst eher introvertierten Sänger und Gitarristen Harry Coltello ein leicht extrovertierter Zeitgenosse wurde.
Als Mitglied eines Rock'n'Roll-Kraftwerks schnürte er tolle Melodien und rassige Rhythmen in ein eigenwilliges Klangkorsett, das den Besuchern ein Aha-Erlebnis bescherte.
Rustikaler Hardrock "Atomic Void" aus Bayreuth bot rustikalen Hardrock und Metal, der spätestens bei "Breaking The Law" von "Judas Priest" allen ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Mit einer wuchtigen Geräuschkulisse aus verzerrten Gitarrenriffs und obskuren Soundideen, die gänzlich ohne Gesang auskam, hatte das Kulmbacher Trio "Surviving People" den musikalischen Reigen eröffnet.
Eine gelungene Zeitreise durch 20 Jahre Bandgeschichte unternahm das Kulmbacher Punk-Rock-Trio "Jumpin Juice". So richtig Stimmung in das idyllische Aubachtal brachte allerdings erst der Auftritt der Gruppe "Euroschäck", die ein Hit-Feuerwerk abbrannte, in dem sich Kultsongs wie "Arbeitslos" oder "Leben ist Fleisch" die Klinke in die
Hand gaben. Bei der Zugabe "Dies und das" stieg Brandy von seinem "Thron", um mit seinen "Untertanen" zu singen.
Doch damit war noch nicht Schluss: Das exzellente Kulmbacher Hardrocktrio "Dead & Stoned" zeigte den Besuchern, wo der Bartel den Most holt. Aus dem Johnny-Cash-Klassiker "Folsom Prison Blues" machten die Musiker mit Doppelhalsgitarre und verschlepptem Tempo eine Festivalhymne, die mit friedlicher Eindringlichkeit zu Herzen ging. Dann kamen, sahen und siegten die von ihrer Musik geradezu besessenen Akteure aus der Augsburger Stoner-Rock-Kiste namens "Shitkicker", die mit ihrem ungestümen und mitunter unwirtlichen Rocksound den Fans noch mal ordentlich Dampf unterm Hintern machten.