Beim Stadtsteinacher Sofagespräch plauderte Schauspieler Markus Veith aus dem Nähkästchen.
Zu Hause hatte er so gut wie keine Berührung mit dem Theater. Aber bei den Aufenthalten bei seiner Großmutter ist Markus Veith auf "den Trichter gekommen", wie er selbst sagt. "Die schaute im Fernsehen jede Aufführung des Ohnsorgtheaters und von Millowitsch", plauderte der Schauspieler beim Sofagespräch im Stadtsteinacher Frankenwaldtheater mit Wolfgang Martin und Rüdiger Baumann aus dem Nähkästchen. Inzwischen ist der Dortmunder auch auf den Bühnen Oberfrankens bekannt. Sein ausgesprägtes schauspielerisches Talent und seine außerordentliche Wortgewandtheit sichern ihm einen festen Platz in der kulturellen Landschaft.
Veith schreibt Stücke selbst, spielt aber auch Goethe, Molière und ab und zu ein Musical. Zudem leitet er seit kurzem sein eigenes Theater "Kultur am Puppenmuseum" in Tecklenburg. Nach dem Lockdown in der Coronakrise war allerdings kein gewohnter Theaterbetrieb mehr möglich. Auch das Frankenwaldtheater hatte im Februar dichtmachen müssen. Das Sofagespräch mit Veith war der erste Bühnenversuch unter Berücksichtigung der bestehenden Einschränkungen.
Stück für draußen
"Ein Schock", so Markus Veith nach kurzem Grübeln, sei Corona anfangs gewesen. "Es kam von einem Tag auf den anderen. Noch am Abend vorher machten wir Dinner-Theater und spielten mitten im Publikum. Am Tag darauf war dann alles abgesagt. Inzwischen geht es ja wieder, wenn auch eingeschränkt." Zufall oder nicht: 2019 hatte er ein zweites Wilhelm-Busch-Stück konzipiert. Bei einem Spaziergang mit dem Publikum durch einen Park zitiert er als Busch dessen Verse. Zunächst sei er skeptisch gewesen, ob eine Aufführung mit maximal 30 Leuten klappen könne. Jetzt komme ihm das neue Stück sogar gelegen, denn ein normaler Theaterbetrieb sei derzeit immer noch nicht möglich. Wahrscheinlich müsse man das Publikum auch erst wieder in die Säle bringen. Und selbst wenn die Abstandsregeln eingehalten würden, werde das Theatererlebnis ein anderes sein.
Was ihn dazu bewogen habe, Schauspieler zu werden, wollte Wolfgang Martin wissen. "Eigentlich darf ich ja gar nicht sagen, dass ich Schauspieler bin. Ich habe keinen Schauspielunterricht gehabt. Eigentlich bin ich ausgelernter Gärtnergeselle. Beim Unkrautzupfen hat man den Kopf allerdings gut frei, so dass man sich Geschichten ausdenken oder Texte wiedergeben kann." Angefangen habe er in einer Laien-Theatergruppe. "Im ersten Stück hatte ich eine Nebenrolle, beim nächsten die Hauptrolle, beim dritten führte ich die Regie."
Veith räumte ein, Reime zu lieben. "Die Leute swingen da einfach mit, sobald sie die Geschichte verstanden haben, sprechen sie sogar den Text ohne mich zu Ende." Was das Publikum angeht, gebe es große Unterschiede: "Erwachsene folgen dem Text und sind dementsprechend begeistert oder bedrückt. Kinder dagegen reagieren auf das, was du machst, und jubeln auch mit, wenn der Teufel die Großmutter frisst - wenn du ihnen das entsprechend vormachst."
Thema Texte lernen: "Jeder macht das anders. Ich präge sie mir mit viel Arbeit ein." Ähnlich wie Veith macht es Rüdiger Baumann, den Wolfgang Martin sozusagen als Überraschungsgast nach der Pause mit zum Gespräch eingeladen hatte. "Lesen mit Orientierung an Stationen", beschrieb er seine Technik.
"Es geht auch anders"
Wie erging es Baumann im Lockdown? Er habe sein Theater in Ziegelhütten gleich für den Rest des Jahres geschlossen. Und weil er mit einer Grundschullehrerin verheiratet sei, sei sein Absturz in die existenzielle Not nicht allzu tief gewesen. Zunächst aber habe ihn Corona gelehrt, "dass es auch anders geht". Bisher habe er sich immer mehr gleichzeitig zugemutet. Jetzt wolle er Projekte nur noch Stück für Stück angehen.
Dennoch denkt auch Baumann darüber nach, wie man Leute wieder ins Theater bringen kann, wenn die Krise erst einmal überwunden ist.