Georg Arnold aus Gößweinstein war 32 Jahre lang jeden Tag 20 Kilometer in der Fränkischen Schweiz als Zusteller unterwegs. Er musste auch Renten auszahlen oder Pakete mit lebenden Tieren annehmen.
Im Jahr 1962 begann Georg Arnold aus Gößweinstein seinen Dienst bei der Post. Vorher hatte der 87-Jährige, der in Kleingesee geboren wurde, zehn Jahre lang als Zimmermann gearbeitet. "Da gab es aber im Winter keine Arbeit, deshalb habe ich mich nach etwas anderem umgeschaut und ging zur Post", erzählt Arnold.
Er erinnert sich noch daran, als er in Forchheim vom Personalchef und vom Amtsvorsteher vereidigt worden ist. Als Erstes musste er viele Gesetzestexte lesen und wurde dann in das vielfältige Postwesen eingearbeitet. "Ich kam dann nach Muggendorf und wurde in drei Zustellungsgebiete eingewiesen", berichtet er. Auch Engelhardsberg gehörte zu seinem Gebiet. "Damals gab es mehr Schnee. Da gab es im Winter richtig Schwierigkeiten, zu den Häusern und kleinen Ortschaften zu kommen", erinnert sich der 87-Jährige, der 32 Jahre lang jeden Tag 20 Kilometer in der Fränkischen Schweiz als Zusteller unterwegs war.
Anders als heute gehörte zu dieser Zeit auch die Rundfunk- und Rentenrechnungsstelle zur Post. Ein Postbote führte damals oft eine fünfstellige Bargeldsumme mit sich. "Ich hatte mit Nachnahmepaketen zu tun, Zahlungsanweisungen auszuführen, Renten oder Geld von der Postsparkasse auszuzahlen", zählt Georg Arnold auf.
Alles musste handschriftlich genau dokumentiert werden. Zum Beispiel konnten die Kunden von ihrem Postsparbuch Geld abheben. Sie gaben dem Postboten die Zahlungsanweisung, der dokumentierte das Vorgehen und brachte das Geld zur Auszahlung am nächsten Tag mit ins Haus. "Wir hatten auch Wechsel dabei. Wenn die nicht bezahlt wurden, mussten wir protestieren, den Wechsel mitnehmen und dann, wenn wir zurück waren, einen Bericht schreiben", erzählt der ehemalige Postbote.
Er musste auch Zeitungs-, Rundfunk- und Fernsehgebühren kassieren. "Die Quittungen für die Rundfunkgebühren waren schwarz, die fürs Fernsehen rosa", erinnert er sich. Doch nicht nur Briefe wurden ausgetragen, sondern auch schwere Pakete und Kataloge. Außerdem nahm er auch vor Ort Pakete an. "Da musste ich schon mal lebende Tiere als Schnellgut befördern", berichtet Georg Arnold.
Nach der Gebietsreform in den 70ern wurden die Zustellungsgebiete neu eingeteilt und Gößweinstein bekam ein Postauto. "Vorher hätte man einen Handkarren nehmen müssen", erinnert sich der ehemalige Postbote. Der Senior erzählt, dass er stattdessen mit beladenem Fahrrad unterwegs war. Allerdings hatte man ihn fotografiert und das Foto in der Zeitung veröffentlich. Da bekam er dann Ärger. Beim Abholen der Post in Gasseldorf hat ihm der Amtsvorsteher schon mal die Mütze gerade gerückt. "Wir mussten ordentlich gekleidet sein, mit Anzug und Hemd, Binder und Mütze. Das wurde gezahlt und musste beste Qualität sein", blickt Arnold zurück. Die Kunden waren freundlich zu ihm, denn ein Postbeamter war damals eine Respektsperson. In Gößweinstein gab es eine Familie mit einem scharfen Jagdhund. Wenn er hier ausliefern musste, rief er vorher an: "Post kommt", damit die Besitzer den Hund wegsperren konnten.
Mit dem Fahrrad war Georg Arnold auch das eine oder andere Mal ausgerutscht und gestürzt, denn die Straßen waren damals in schlechtem Zustand. Er musste auch jeden Tag die Zeitung zu einem Aussiedlerhof bringen. Außerdem hatte er immer Bonbons für Kinder dabei, die ihn freudig erwarteten.