Pettstadt sehnt Stadtbus herbei

2 Min
Die jetzige Bushaltestelle Ärztehaus in Pettstadt. Wird sie bald auch vom Stadtbus angesteuert? Foto: Werner Baier/Montage: Dagmar Klumb
Die jetzige Bushaltestelle Ärztehaus in Pettstadt. Wird sie bald auch vom Stadtbus angesteuert?  Foto: Werner Baier/Montage: Dagmar Klumb
 

Die Gemeinde kann sich auf den Anschluss ans Bamberger Stadtbusnetz freuen. Allerdings gibt es noch eine Hürde zu nehmen: Der Landkreis muss dem lang gehegten Wunsch erst noch zustimmen.

Eine gute und eine weniger gute Nachricht hatte Bürgermeister Jochen Hack (FWG) bei der Abschlussveranstaltung zum Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK): Pettstadt kann sich auf den Anschluss ans Bamberger Stadtbusnetz freuen. "Wir könnten eigentlich sofort anfangen", strahlte Hack. Aber noch ist eine Geduldsprobe gefordert und schlimmstenfalls wird die schöne Verabredung zwischen der Gemeinde und den Stadtwerken vom Landkreis durchkreuzt: Kreistag und Kreisverwaltung tüfteln an einem Mobilitätskonzept für den Kreis Bamberg. Neue Linienbündel sollen im Verlauf des Jahres öffentlich ausgeschrieben werden. Und obwohl der Landkreis gemäß den Vereinbarungen Pettstadts mit den Stadtwerken finanziell unbelastet bleibt, könnte eine ganz andere Lösung zustande kommen. Hack will "eine gewisse Zurückhaltung gespürt" haben, als er die erforderlichen Anträge beim Landkreis einreichte.
Der Wunsch nach einer deutlichen Angebotsverbesserung auf dem Sektor öffentlicher Personennahverkehr war ein zentrales Anliegen der Pettstadter im Anhörungsverfahren zum städtebaulichen Entwicklungskonzept. Bis dato wird die 2000-Einwohner-Gemeinde, die südlich von Bug direkt ans Oberzentrum angrenzt, nur mit ein paar OVF-Buslinien an den Werktagen erschlossen. Gerade ausreichend für den Schülertransport und einen Teil der Berufspendler. Da die Bamberger Stadtwerke aus Rentabilitätsgründen für den Ortsteil Bug auf den 60-Minuten-Takt umschwenken, öffnete sich ein Zeitfenster für den Anschluss an die fünf Kilometer entfernte Nachbargemeinde: die letzte im Speckgürtel Bambergs, die von einer zeitgemäßen ÖPNV-Verbindung nur träumen konnte.
Jahrzehntelang hingen für Pettstadt die Trauben zu hoch: Die Forderung der Stadtwerke nach einem jährlich sechsstelligen Kostenbeitrag konnte sich die kleine Gemeinde nicht leisten. Inzwischen hätten sich die Stadtwerke auf einen fünfstelligen Kostenbeitrag eingelassen, war von Bürgermeister Hack zu erfahren. Einnahmen, die aus dem Pettstadter Fahrgastaufkommen erzielt werden, dürfen davon abgezogen werden. Es wurden auch Absprachen mit dem Omnibusverkehr Franken über den bis 2019 vertraglich geregelten Betrieb der Pettstadt bislang berührenden Linien getroffen. Unter anderem muss der Schülertransport zur Realschule Hirschaid aufrechterhalten werden.
So hoffen Pettstadts Bürgermeister und Gemeinderat, der in nichtöffentlicher Sitzung das Verhandlungsergebnis bereits abgenickt hat, dass die Pettstadter das künftige Angebot nach Kräften nutzen werden. Es sei eine dreijährige Probephase vereinbart worden, berichtete Hack. Die Pettstadter könnten mit dem Bus bis zum Klinikum gelangen und von dort - eventuell nach Umstieg auf andere Linien - alle Bamberger Ziele erreichen. Das würde im Oberzentrum den Individualverkehr verringern helfen und dazu beitragen, die Parkplätze des Klinikums am Bruderwald zu entlasten.
Die auch über Ferien, Sonn- und Feiertage hinweg durchgängige Bedienung Pettstadts mit Stadtbussen im Stundentakt würde natürlich auch die Attraktivität der an Regnitz, Aurach und Rauher Ebrach idyllisch gelegenen Gemeinde steigern. Sie muss sich wegen der prognostizierten Erhöhung des Altersdurchschnittes gegen Abwanderung von (Jung-)Senioren wappnen und junge Familien anziehen. Dies sind auch die wichtigsten Ziele des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes, die nach jahrelanger Planung und unter Einbeziehung der Bevölkerung gesteckt worden sind.


Gemeinde entwickelt sich

Nachhaltige Errungenschaften werden eine senioren- und behindertengerechte Wohnanlage im Zentrum, ein neues Bürgerhaus nebst Bibliothek im Hopfengarten, der Rückbau der Hauptstraße und die Aufwertung der Pettstadter Regnitzfähre sein. Die Anlegestelle soll Aufenthaltscharakter erhalten und durch einen sicheren Fuß- und Radweg an den Ort angebunden werden.
Inzwischen haben sich die Pettstadter mit dem auch im Gemeindeblatt umfassend dargestellten Stadtentwicklungskonzept angefreundet. Neben einigen Gemeinderäten und -angestellten kamen nur noch acht Bürger zur Abschlussveranstaltung des ISEK-Verfahrens, ein paar Kritiker gibt es freilich noch.
Die mittelfristige Finanzplanung der Gemeinde erlaubt die Umsetzung aller Vorhaben ohne nennenswerte Neuverschulung. Und die Mittel für den gemeindlichen Anteil an der Stadtbus-Anbindung könnten kurzfristig im Nachtragshaushalt bereitgestellt werden, dessen Notwendigkeit sich für 2017 ohnehin abzeichnet. Nun richten sich die bangen Blicke der Pettstadter auf den Landkreis: Sie hoffen auf Wiedergutmachung für die jahrzehntelange Durststrecke im ÖPNV ihrer Heimatgemeinde.