Personalausweis für Schutzgebiete

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Im Langenbachgrund und der Haarweiherkette bei Haid dokumentieren Biologen, welche seltenen Tier- und Pflanzenarten hier ihren Lebensraum gefunden haben. Foto: Josef Hofbauer
Im Langenbachgrund und der Haarweiherkette bei Haid dokumentieren Biologen, welche seltenen Tier- und Pflanzenarten hier ihren Lebensraum gefunden haben. Foto: Josef Hofbauer
 
Der Wiesengeißbart wird auch Mädesüß genannt.
Der Wiesengeißbart wird auch Mädesüß genannt.
 
Das Winterlieb gehört zu den Heidekrautgewächsen.
Das Winterlieb gehört zu den Heidekrautgewächsen.
 
Extrem selten geworden ist der Schlammpeizger
Extrem selten geworden ist der Schlammpeizger
 
Der Bitterling war "Fisch des Jahres" 2008.
Der Bitterling war "Fisch des Jahres" 2008.
 
Der russische Bär
Der russische Bär
 
Die blauflügelige Ödlandschrecke
Die blauflügelige Ödlandschrecke
 

Die Lebensräume gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sind in Gefahr. "Natura-2000-Gebiete" sollen Abhilfe schaffen. Im Sommer wird die Artenvielfalt im Langenbachgrund und der Haarweiherkette untersucht.

JOsef Hofbauer Die biologische Artenvielfalt sichern, die Lebensräume selten gewordener Tier- und Pflanzenarten erhalten. Dies nannte Herbert Rebhan von der Regierung von Oberfranken als Ziel des Europäischen Biotop-Verbundnetzes Natura 2000. Dazu zählten auch die Gebiete "Langenbachgrund" und "Haarweiherkette" sowie die "Egloffsteiner Weiher" im Hallerndorfer Ortsteil Haid In diesen Arealen soll im Laufe des Jahres eine Bestandserhebung seltener Tier- und Pflanzenarten durchgeführt und daraus ein Managementplan entwickelt werden.

Erstellt werden solle eine Art "Personalausweis für Schutzgebiete", so Rebhan. Von vorneherein versuchte er die Land- und Teichwirte sowie die Waldbauern zu beschwichtigen. Mit Einschränkungen bei der Bewirtschaftung sei nicht zu rechnen. Für 400 000 Hektar Lebensräume sei eine Bewirtschaftung sogar existenziell wichtig. Würden Mähwiesen nicht mindestens einmal im Jahr geschnitten, verbuschten sie zusehends.

Weiter arbeiten wie gewohnt

Zu beachten sei lediglich das sogenannte Verschlechterungsverbot. Der Grundstücksbesitzer dürfe nichts unternehmen, was den Bestand an Tieren und Pflanzen gefährden würde. Trete eine Verringerung der Bestände aufgrund äußerer Umstände ein, könne dies dem Landwirt nicht angelastet werden.

Dies Notwendigkeit des Erhaltes von Lebensräumen verdeutlichte Rebhan an wenigen Zahlen. Demnach seien in Europa jedes zweite Säugetier, jeder dritte Vogel, jeder dritte Fisch und jede dritte Pflanze vom Aussterben bedroht. Die "Rote Liste" der vom Aussterben bedrohten Arten werde immer länger.

Selten gewordene Arten

Als besonders markante Arten im 152 Hektar großen Langenbachgrund und Haarweihergebiet nannte Diplombiologe Martin Feulner, der den Artenreichtum dokumentieren wird, verschiedene Winterlieb- und Sandgras-Arten, den Bauernsenf, die blauflügelige Ödlandschrecke, aber auch den Schlammpeizger, den Bitterling oder den Kammmolch. Im Bereich der Egloffsteiner Weiher kämen Knoblauchkröte und Laubfrosch hinzu. Nicht zuletzt gelte es die große Fülle der Unterwasserflora - unter anderem die Armleuchteralgen - zu dokumentieren.

Das Leben in bewirtschafteten Teichen soll ebenso erfasst werden wie in den Verlandungszonen am Rande der Gewässer. Dabei gilt ein besonderes Augenmerk den Hochstauden und den kalkreichen Niedermooren. "Wir wissen nicht einmal genau, ob die noch da sind", räumte Feulner ein.

Fischereifachberater Thomas Speierl von der Regierung von Oberfranken verwies auf die Zusammenhänge. So komme der Bitterling nur in Gegenden vor, wo es auch Großmuscheln gebe, denn der Fisch lege seine Eier ausschließlich in Fluss- oder Teichmuscheln ab.

Ab Sommer wird geforscht

Die Waldgebiete kartiert Ludwig Dippold. Er legt seinen Fokus auf die Eichen- und Hainbuchenwälder sowie Auenwälder, die mindestens einmal im Jahr überflutet werden. Als besondere Kennzeichen dieser Vegetation nannte Dippold die Sumpfdotterblume oder den Wiesengeißbart, auch Mädesüß genannt. Bei der Inventur der Eichenwälder gilt die Suche den Maiglöckchen oder dem Waldlabkraut. Sobald fest steht, welche Schutzgüter es in den Revieren gibt, werden an "runden Tischen" Pläne zum Erhalt dieser natürlichen Vielfalt ausgearbeitet. Die Kartierung soll in diesem Sommer beginnen, die Managementpläne sollen bis Mitte nächsten Jahres fertig sein.