Per Video: Ballett im Wohnzimmer

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Balletttraining mal anders: Allein im Wohnzimmer und doch alle gemeinsam. Foto: Privat
Balletttraining mal anders: Allein im Wohnzimmer und doch alle gemeinsam. Foto: Privat

Manuela Mazzei unterrichtet ihre Ballettschüler per Videokonferenz. Geplant sind auch noch Trainingsfilmchen für die Kleinen.

Wer sagt denn, dass man Balletttraining nur im Studio an der Stange machen kann? Manuela Mazzei vom Ballettstudio am Ketschentor beweist Erfindungsreichtum: Seit Montag überträgt sie ihre Ballettstunden per Videokonferenz in die Wohn- und Kinderzimmer ihrer Schüler. "Ein Stuhl genügt", sagt sie, um Bauchmuskulatur zu trainieren und die Choreografie zu üben. Zu den "normalen" Trainingszeiten wählen sich die Kinder und Jugendlichen per Zoom-App (so heißt das Portal) kostenlos ein. Schon kann es losgehen. Live.

"Erst habe ich es mit Skype probiert, das hat nicht gut funktioniert, mit Zoom läuft es prima", erzählt sie von den Anfangsschwierigkeiten. Praktisch sei auch, dass nur die Trainerin einen Zugang benötigt, für die Empfänger reicht die kostenlose App.

Manuela Mazzei geht für die Trainingsstunden auch nicht ins Studio. Ganz bewusst hat sie sich fürs eigene Wohnzimmer entschieden. "Gleiche Bedingungen für alle!"

Mit Spaß dabei

Sie klingt zuversichtlich und optimistisch. Freut sich, dass die Jugendlichen zwischen elf und 20 Jahren mit Spaß dabei sind.

Flori hat ihr Handy mit Kreppband an die Wand gepinnt und kann so gleichzeitig alle anderen, die sich am Training beteiligen, beobachten. Ihre Mutter Jacqueline ist von der Idee begeistert: "Die Krise macht uns erfinderisch. Ich finde es toll, wie sich Manuela Mazzei in die Materie vertieft hat und sich auch nach dem Skype-Flop in ein anderes Programm eingearbeitet hat. Das macht sie einfach super! Die Kinder sind im Training und für eine Stunde beschäftigt."

Die Leiterin des Ballettstudios musste - wie alle anderen öffentlichen Einrichtungen auch - ihre Pforten schließen. Doch sie lässt sich nicht entmutigen. Mit Video-Konferenzen und kleinen Trainingsfilmen möchte sie den Kontakt zu ihren Schülern halten.

Immerhin steht in diesem Jahr das 30-jährige Jubiläum des Ballettstudios am Ketschentor an. Geplant für den 27. Juni im Gesellschaftshaus Sonneberg bemüht sie sich jetzt um eine Verschiebung auf Oktober. Bis dahin wird weiter engagiert geprobt.

Training für die Kleinen

Für die kommende Woche plant Manuela Mazzei Videofilme mit Trainingseinheiten, die vor allem die Kleinen nachtanzen können. "Ich werde sie im Studio aufnehmen und ganz langsam Anweisungen dazu geben - wie im echten Training", kündigt sie an. Die Videos stehen ab nächster Woche auf der Homepage (www.ballettstudio-am-ketschentor.com). Auch für die Jazz-Gruppe sind Angebote vorgesehen. Trainerin Helga macht sich schon Gedanken. Auch das soll nächste Woche starten.

"Uns ist es wichtig, dass die Kinder den Kontakt zu uns nicht verlieren, die Choreografien im Kopf behalten und Spaß haben", erläutert Mazzei. Die Eltern seien sehr verständnisvoll und kulant. Im März und April bezahlen alle ihre Beiträge wie gehabt. "Wir werden die ausgefallenen Stunden gut nachholen können. Das kriegen wir hin", betont die Studioleiterin.

Sollte die Schließung über den April hinausgehen, werde es allerdings schwierig. "Dann kann ich keine Beiträge mehr einziehen. Und dann geht es um meine Existenz!"