Im Naturpark Frankenwald sind drei Ranger im Einsatz. Diese wollen den Menschen die Besonderheiten der Region näherbringen. Nach einer coronabedingten Verzögerung startet die erste Wanderung mit einem der Experten auf dem Wiesen-Panorama-Weg in Nordhalben.
Wiesenknöterich, Hahnenfuß und Klappertopf blühen neben Wiesen-Kerbel und Bärwurz, rundblättrige Glockenblumen treffen auf den Wald-Storchenschnabel; Margeriten auf Vergiss-mein-Nicht. Es ist ein munteres Farbenspiel, das sich den Spaziergängern an diesem perfekten Sommertag vor strahlend blauem Himmel in den Nordhalbener Bärwurzwiesen bietet. Neben dem farbenfrohen Augenschmaus gibt es am Wiesen-Panorama-Weg auch Wiesenblumen, die der Gesundheit, dem Wohlbefinden und der Schönheit gut tun: Blutwurz, Johanniskraut und Schafgarbe werden in Medikamenten, für Tees oder auch Kosmetikprodukte verwendet.
Unter die bunte Naturvielfalt mischen sich sogar zwei kleinere Vorkommen der gelbblühenden Arnika; ebenso wie weitere, seltene, geschützte Pflanzen wie das Holunder- oder das Stattliche Knabenkraut, die auf die besonderen Standortverhältnisse der Magerrasen angewiesen sind.
Blütenvielfalt um Nordhalben
"Sie haben hier wirklich etwas ganz Besonderes", zeigt sich Anna-Lisa Haber begeistert, als sie ab dem späten Nachmittag rund ein Dutzend Wanderer durch die Nordhalbener Hochfläche führt, die geprägt von zahllosen Magerwiesen und bodensauren Magerrasen sind. Die gebürtige Pottensteinerin, die in Bamberg Geographie studierte, ist neben Forstwirt Jan van der Sant Biologe Oliver Kreß eine der drei neuen Ranger des Naturparks Frankenwald.
"Die Stellen entwuchsen eigentlich der Nationalpark-Diskussion", erläutert sie. Nachdem man sich an allen drei im Raum gestandenen Standorten gegen eine Ausweisung als dritten Nationalpark in Bayern ausgesprochen habe, habe sich die Staatsregierung für eine Stärkung der vorhandenen Naturparke und eine Aufstockung des Personals entschieden. So wurden auch im Naturpark Frankenwald seit 2019 mit den Rangern drei neue Vollzeitstellen geschaffen. Diese stellten für heuer ein Tourenprogramm mit Highlights aus den Landkreisen Kronach, Kulmbach und Hof zusammen. "Leider mussten jedoch die ersten Wanderungen aufgrund von Corona ausfallen", bedauert die Biologin. Umso größer war nun die Freude, endlich die erste Wanderung auf dem Wiesen-Panorama-Weg starten zu können, die komplett ausgebucht war.
Belohnt wurden die Teilnehmer mit gutem Wetter und einer einzigartigen Pflanzenvielfalt auf der Rodungsinsel der Nordhalbener Hochfläche, die ein typisches Landschaftsbild des Frankenwaldes darstellt. Durch die fränkische Erbteilung sind hier kleine Grundstücke entstanden. Verstärkt durch die ehemalige Grenzlage und einer über 20 Jahre dauernden Schafbeweidung hat sich eine Bärwurzwiesen-Landschaft mit überregionaler Bedeutung entwickelt: Zum Schutz dieses seltenen Lebensraums wurde das BayernNetzNatur-Projekt "Nordhalbener Rodungsinsel" gefördert. Weiterhin erhalten die Bauern für die Landschaftspflege Fördergelder des Landwirtschafts- und Umweltministeriums.
Beheimatet sind hier auch andere, seltene, geschützte Pflanzen: Neben Bärwurz und der Perücken-Flockenblume auch Borstgras und Blutwurz. Seltene Tierarten wie wiesenbrütende Vogelarten, bestimmte Schmetterlingsarten und Heuschrecken kommen hier ebenfalls vor.
Gefährdete Tierarten
Immer wieder zu hören sind laut zwitschernde Feldlerchen, die wie der Baumpieper auch in Wiesen oder in Säumen brüten. Gerade im FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Gebiet am Lerchenhügel sind viele Brutpaare nachzuweisen. Der Warzenbeißer, eine Heuschreckenart benötigt genau diese kurzrasigen Magerwiesen mit höherer Luftfeuchtigkeit zur optimalen Entwicklung. Auch der Lilagoldfalter ist gefährdet und kommt an Waldrändern gelegentlich vor. Seine Raupen brauchen Schafgarbe, Hahnenfuß oder Wiesenknöterich als Futterpflanze. Wichtig sei daher, sagt die Rangerin, neben dem späten Mähen der Wiesen und dem Düngeverzicht, auch der Erhalt von Brachflächen und Wiesenrainen, um vor allem den Tieren ein Rückzugsgebiet zu lassen.