Aus dem einstigen umtriebigen Wanderer Karl Schäfer ist zwar mittlerweile ein "Ehrenwanderer" geworden. Den Kontakt zu seiner Wandergruppe von der Coburger ...
Aus dem einstigen umtriebigen Wanderer Karl Schäfer ist zwar mittlerweile ein "Ehrenwanderer" geworden. Den Kontakt zu seiner Wandergruppe von der Coburger Turnerschaft hält "Karlemann", wie er von seinen Freunden genannt wird, weiterhin aufrecht, wie sein Vereinskollege Eberhardt Schmidt beim Empfang zum 95. Geburtstag Schäfers am Mittwoch bestätigte.
Der Kontakt zu seinem früheren Arbeitgeber, der Carl Brandt KG, gehört für den früheren Direktor auch zu den angenehmen Pflichten im Ruhestand. "Ich habe sehr viel von Ihnen gelernt", gab sein ehemaliger Chef Martin Soyka am Ehrentag des Altersjubilars auch unumwunden zu, "Sie sind ein Vollblutkaufmann."
Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) nutzte den Geburtstagsempfang dafür, um Schäfer für sein Engagement zugunsten der Coburger Wirtschaft zu danken.
Erinnerungen wurden ausgetauscht an eine Zeit, als die Firma Brandt mit ihrem markanten Kaufhaus in der Spitalgasse die Coburger Einzelhandelslandschaft auch optisch stark geprägt hatte.
Karl Schäfer kam am 24. Februar 1921 auf die Welt und ist in Weilmünster im Taunus aufgewachsen. Dort erlernte er den Beruf des Eisen- und Beschlagskaufmanns. Sein beruflicher Werdegang führte ihn dann im Jahr 1957 zur Firma Brandt nach
Coburg. Dort übernahm er 1958 die Sperrholzabteilung. Die im Coburger Land aufstrebende Polstermöbelindustrie gewann Schäfer schnell als Kunden für seinen Arbeitgeber. Lieferanten aus dem In- und Ausland wurden nach und nach Handelspartner. Dabei avancierte Schäfer in Zeiten des sogenannten Kalten Krieges auch zum Ostexperten. Schäfers unternehmerisches Wirken führte zu engen Geschäftskontakten mit Rumänien, Bulgarien, Polen und der damaligen Tschechoslowakei.
Bereits 1970 wurde Schäfer Direktor der Firma Brandt. Die Marktchancen, die Schäfers Wirken erschlossen hatte, führten auch zum Bau der Niederlassung der Firma in Niederfüllbach. Der Zweite Weltkrieg führte Schäfer zunächst vom Einsatz beim Reichsarbeitsdienst im Frühjahr 1941 zur Luftwaffe. 1944 geriet er bei seinem Einsatz an der Ostfront in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er musste als Holzfäller in Sibirien arbeiten. Er bezeichnet diesen Einsatz als "Todeskommando", denn von rund 1000 Kriegsgefangenen dort hätten nach fünf Monaten gerade mal 100 überlebt. Karl Schäfer sollte Glück haben. 1947 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück.
Im Frühjahr 1948 fand er sein Lebensglück. Er lernte Gottlinde Bailony kennen. 1953 heirateten die beiden. Jetzt stehen sie zwischen der diamantenen und eisernen Hochzeit. Aus der Ehe sind zwei Töchter und bislang zwei Enkelkinder hervorgegangen.
mako