Vorfälle wie nach dem Kreisklassen-Spiel zwischen dem SSV Oberlangenstadt und dem TSV Küps sollen sich - nicht nur auf den Plätzen der Marktgemeinde - nicht...
Vorfälle wie nach dem Kreisklassen-Spiel zwischen dem SSV Oberlangenstadt und dem TSV Küps sollen sich - nicht nur auf den Plätzen der Marktgemeinde - nicht mehr wiederholen. Im Küpser Sportheim trafen sich daher 15 Verantwortliche und Ordner beider Vereine zu einer Ordner-Fortbildung.
BFV-Präventionsberater Wilhelm Fritz (Weiden) sowie die beiden Konfliktmanager Alexandra Kemnitzer (Coburg) und Daniel Maaß (Kulmbach) gaben vielfältige Hinweise und arbeiteten auch die Vorfälle von damals auf. Wilhelm Fritz ist beruflich bei der Polizei und als Schiedsrichter und im Jugendbereich aktiv. "Mir ist klar, dass es nicht leicht ist bei solchen Vorfällen, vor allem in unteren Klassen", zeigte er Verständnis für die Probleme der Verantwortlichen.
Ärger mit Bengalos
Immer wieder gebe es beim Fußball Ärger mit Bengalos.
Meist seien es Gästefans, die sie einsetzten. "Bengalos sind absolut gefährlich und werden auch nie genehmigt werden", war sich Fritz sicher. Gerichte werteten Bengalos als versuchte gefährliche Körperverletzung. Es spiele keine Rolle, wenn es sich "nur" um Rauchstäbe handle. Pyrotechnik sei einfach gefährlich. Keinesfalls sollten Ordner versuchen, diese entzündenden Gegenstände entreißen zu wollen. Man könne diese nur abbrennen lassen. Der Verein, dem diese Leute angehörten, bekomme immer eine Strafe. Ausführlich informierte Fritz über das Hausrecht der Vereine, das eine hohe Bedeutung habe. Diese könnten Besuchern ohne Angabe von Gründen den Zutritt verwehren. Natürlich müsse sorgsam damit umgegangen werden. Verschaffe sich jemand dennoch Zutritt, sei dies Hausfriedensbruch.
Unbedingt müsse bei Problemfällen ein Strafantrag gestellt werden, weil es ohne diesen kein öffentliches Interesse bei der Strafverfolgung gebe.
Vereine könnten an Störer Stadionverbote verhängen. Gerade in unteren Klassen sei dies schwierig durchzusetzen und zu überprüfen. Hilfreich sei es in solchen Fällen, wenn die Gemeinde den Betreffenden auch noch ein Betretungsverbot für den Umkreis von einem Kilometer um die Sportstätte ausspreche. Sonst würden 500 Euro Strafe fällig.
Ein Ordner habe auch das Recht der Notwehr. Dieser müsse nicht warten, bis er geschlagen werde. "Ich darf mich wehren, wenn ich angegriffen werde", erklärte Fritz. Nothilfe sei immer zu leisten, wenn jemand anders bedroht werde. Da dürfe Gewalt ausgeübt werden, wenn diese notwendig sei.
Für den Ordnerdienst sei die Körpersprache von großer Bedeutung, dazu eine deutliche Stimme.
Besser sei, wenn Ordner sich gegenseitig sicherten. "Alleine holt man sich unter Umständen eine blutige Nase." Bei Aggressionen solle immer erst versucht werden, Betreffende ohne Gewalt herunterzufahren und zu deeskalieren. Ein Ordner sollte Vorbild sein, nicht gelangweilt herum stehen. Problem-Fans seien leicht auszumachen. Fritz: "Wir wollen, dass alle gesund und heil wieder nach Hause kommen."
Sollten Ordner einmal nicht mehr mit der Situation zurecht kommen, sollten sie die Polizei rufen. Hier komme es darauf an, wie gut ein polizeilicher Einsatz begründet werde. Verschwinden Übeltäter, sollte möglichst schnell eine gute Beschreibung eventuell auf dem Handy aufgenommen werden.
Videoaufnahmen mit dem Handy könnten der Strafaufklärung dienen. Solche Aufnahmen seien aber auch gefährlich, sie dürften keinem Dritten zugänglich gemacht werden. Das Oberlangenstadter Video wurde mehr als 13 000-mal angeklickt.
Wer so etwas veröffentliche, dem drohe eine Anzeige mit zivilrechtlichem Verfahren, eventuell auch eine strafrechtliche Verfolgung. Eine solche Aufnahme könne auch provozieren.
Bei der Nachstellung der Vorfälle von Oberlangenstadt wurden die verschiedenen Betrachtungsweisen und die einzelnen Fehlverhalten deutlich. Im Mittelpunkt kritischer Äußerungen stand insbesondere das Verhalten eines Ordners, der heftig vorging. Es wurde angemerkt, dass hier auch eine alte private Rechnung im Hintergrund stand.
Eine direkte Bedrohung sei durch die Pyrotechnik nicht ausgegangen, die ein so massives Vorgehen des Ordners bedingt hätte, sagte ZweiterVorsitzender Egbert Kättner (Küps). "Wenn ihr nichts gemacht hättet, wäre der Ordner nicht hingegangen", betonte dagegen SSV-Vorsitzender Heinz Schmidt.
Fehlverhalten eingesehen
Schließlich wurde klar, dass es ein Einsehen in die
verschiedenen Fehlverhalten gab und ohnehin den Willen, gut und sportlich fair miteinander auszukommen. Die Küpser Fans wollen nie mehr Pyrotechnik einsetzen. "So etwas wird nicht mehr gemacht", versicherte TSV-Vorsitzende Heike Bittner.
Alexandra Kemnitzer machte auch deutlich, dass beispielsweise Springerstiefel im Fußballstadion nicht hinzunehmen seien. Ob der Ordner, der die Frau schlug, Folgen zu tragen hat oder ob dies unter der Notwehr läuft, kam nicht zur Sprache.