Mit ungewöhnlichen Klangeffekten setzt das Machado-Quartett neue Maßstäbe im Bereich der klassischen Gitarrenmusik. Die vier Virtuosen kultivieren einen eigenen Stil und ein ureigenes Genre: "Guitarra Nueva".
Trotz des wechselhaften Wetters und der laufenden Fußball-Europameisterschaft kamen die Interessenten für ein besonderes Konzert in die Lang'sche Bäckereischeune. Kein Wunder, waren mit dem Machado-Quartett doch vier ganz besondere Musiker nach Herzogenaurach gekommen.
Die Verantwortlichen um Hans Meister und Franz-Josef Lang hatten den Beginn des Konzerts um eine Stunde vorverlegt, damit kein Interessent der Fußball-Partie vom Konzertbesuch abgehalten wurde. Denn eine Dame und drei Herren zauberten internationales Flair in die Innenstadt von Herzogenaurach, sehr zur Freude der Zuhörer.
Start mit Klassik
Das Machado-Quartett, bestehend aus Stefanie Kobras, Ingo Veit, Perry Schack und Bernhard Prüflinger, begann im Jahr 2009 mit Interpretationen von Werken des brasilianischen Komponisten Celso Machado. Stefanie Kobras kommt von der klassischen Musik.
Sie setzt sich sehr für die Nachwuchsförderung ein und organisiert internationale Gitarrenfestivals und Wettbewerbe. Ingo Veit ist eigentlich Fachmann für die historische Aufführungspraxis, wo er Laute und Vihuela spielt. Vielfach preisgekrönter Gitarrist ist Perry Schack, der mit seinem virtuosen Gitarrenspiel bereits in den größten Konzertsälen der Welt, etwa der Carnegie Hall in New York, zu hören war.
Bernhard Prüflinger kommt von der Rockmusik, ist auch Songwriter und zeichnet für die außergewöhnlichen Arrangements und Eigenkompositionen des Quartetts verantwortlich.
"Guitarra Nueva" nennen die vier Ausnahmemusiker diese Spielart, die mit vielen tradierten Regeln der Konzertgitarre bricht und durch den experimentellen Einsatz neuer Spieltechniken völlig neue Klangdimensionen eröffnet.
Die Machados reißen bei ihrem Konzerten die Grenzen zwischen Klassik, Jazz und Pop nieder und erzielen eine ungewöhnlich hohe Dynamik. Im Programm haben die vier sowohl Tangos von Astor Piazolla, als auch Höfisches von Georg Philipp Telemann, kombiniert mit feurigem Flamenco und zeitgenössischem Jazz. Die Beiträge klingen wie aus einem Guss und erreichen eine atmosphärische Dichte.
Die Gitarre im Mittelpunkt
Dabei stammt kaum ein Stück aus der originären Gitarrenliteratur, vielmehr wurden Werke der sinfonischen Orchester- und Kammermusik für vier Gitarren transkribiert und sind daher zum ersten Mal in dieser Instrumentierung zu hören.
Das Machado-Quartett nennt sich nach dem brasilianischen Gitarristen und Komponisten Celso Machado, Jahrgang 1953. Dieser begann seine musikalische Laufbahn als Straßenmusiker, trat dann in Bars, Theatern und im Fernsehen auf.
Sein Weg führte ihn von Sao Paulo auch nach Frankreich. Sein Repertoire reicht von der klassischen Gitarrenmusik bis hin zu Chôros, Baiaos und Sambas.
Als Komponist zeichnet er für Werke für die Gitarre verantwortlich, komponierte aber auch Filmmusiken. Was lag da näher, als sich diesen breit aufgestellten Musiker zum Vorbild zu nehmen.
Zum Repertoire des Quartetts gehören auch Eigenkompositionen wie "Tickin" und "Insomnia" aus der Feder von Bernhard Prüflinger. Den Zuhörern hat es auf jeden Fall gefallen, in der Pause sorgte Kultur Grenzenlos für die gute Versorgung.