Musik gegen den Herbst-Blues

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Kongeniales Duo: Bassist Peter Tobolla und Saxophonist Udo Schwendler von der "NC Brown Blues Band" begeisterten das Publikum im Lichtenfelser Stadtschloss. Foto: Stephan Stöckel
Kongeniales Duo: Bassist Peter Tobolla und Saxophonist Udo Schwendler von der "NC Brown Blues Band" begeisterten das Publikum im Lichtenfelser Stadtschloss. Foto: Stephan Stöckel

Konzert  Die "NC Brown Blues Band" gastierte im Lichtenfelser Stadtschloss. Die Formation brachte lässig-entspannten Rock auf die Bühne. Das Publikum reagierte begeistert auf die Lieder der mittelfränkischen Formation.

von unserem Mitarbeiter Stephan stöckel

Lichtenfels — In den vergangenen Tagen zeigte sich das Wetter am Obermain von seiner garstigen Seite: nass, kalt, grau und trüb. Kein Wunder, wenn der Herbst-Blues grassiert. Das probate Gegenmittel gegen das Seelentief hatten die Lichtenfelser Sankt- Georgs-Pfadfinder und die Stadt Lichtenfels. Sie ließen am Freitagabend im Stadtschloss die Nürnberger "NC Brown Blues Band" spielen, und ein Stimmungshoch zog in die Herzen der 60 Besucher ein. Kein Wunder bei einem Ensemble, das für eine Bluescombo äußerst fröhlich und aufgeweckt klang.
Ganz aus diesem Holz geschnitzt war die famose Eigenkomposition "Honey Don't Change On Me", bei der die Glücksgefühle des Zuhörers regelrecht Purzelbäume schlugen. Sänger Reinhold Engelhardt, Bassist Peter Tobolla, Schlagzeuger Yogo Pausch, Gitarrist Keili Keilhofer, Keyboarder Ralf Heilmann, Mundharmonikaspieler Chris Schmitt und Udo Schwendler, der verschiedene Blasinstrumente spielte, brachten einen lässig-entspannten Bluesrock auf die Bühne, wie man ihm vom 2013 verstorbenen Gitarristen und Sänger J. J. Cale her kennt.
Und die Besucher? Sie lehnten sich zurück, genossen andächtig zuhörend die Musik und eine ältere Dame legte sogar ihre Füße hoch.
Wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge passte dazu der geschmeidig-sonore und betörende Gesang des Frontmanns, der selbst bei sehnsüchtigem Flehen seine Contenance bewahrte und sich nicht in eine schreiende Reib eisenröhre im Stile Joe Cockers verwandelte.
Herrlich auch das flüssige Spiel und das harmonische Miteinander, das dem Publikum eindrucksvoll vor Augen führte, dass hier eine Formation am Musizieren ist, die in den über 30 Jahren ihres Bestehens zu einer festen Einheit verschmolzen ist. Ob eigene oder fremde Federn - die Stücke mit ihrem mehrstimmigen Gesang boten viel Raum für die kreative Entfaltung eines jeden Musikers. Einer der ihn reichlich nutzte war Udo Schwendler. Ob tief brummend mit dem Baritonsaxophon, fetzig schnarrend mit dem Tenorsaxophon oder hoch jauchzend mit dem Altsaxophon - der Franke erwies sich als Meister seines Fachs.


Anekdotenschatz ausgepackt

Die Künstler aus Mittelfranken verfügen nicht nur über einen reichen Musik-, sondern auch über einen reichen Anekdotenschatz. In diesem kramte immer wieder Sänger Reinhold Engelhardt. Seine Gedanken schweiften zu einem Konzert in der ehemaligen Tschechoslowakei - noch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs oder "dicksten Ostblocks", wie es der Künstler wörtlich formuliert hatte. "Zunächst wussten die Soldaten in dem Lokal nichts mit uns anzufangen, doch dann wurden alle Fenster und Türen verriegelt und die Post ging so richtig ab."
Bei diesen Worten fragte sich so mancher Zuhörer angesichts des erstklassigen Gastspiels im Lichtenfelser Stadtschloss: "Wie toll muss erst das Konzert in der Tschechoslowakei gewesen sein?"
Die Gedanken von Hans Gehringer von den Sankt-Georgs-Pfadfindern schweiften derweil in das Jahr 1987. Damals hatte die "NC Brown Blues Band" im Rahmen der legendären "Live Music Night" in Klosterlangheim schon einmal das Publikum vom Obermain mitgerissen. "Aber heute sind sie noch besser. Bei einer Musikgruppe verhält es sich wie mit einem Tropfen Wein - je älter, desto besser", schwärmte der Musikfan über die Gruppe, die mit ihrem Konzert im Stadtschloss ein weiteres Mal im Landkreis Lichtenfels präsent war.