In einer Bürgerversammlung diskutierten Trossenfurter und Tretzendorfer Bürger kontrovers über einen geplanten Handymast. Dazu gab es von Fachleuten Informationen zur Strahlenbelastung. Nun wurde erst einmal ein Kompromiss gefunden: Es wird gemessen.
Andreas Lösch
Wie werden die Befürworter und die Gegner miteinander umgehen? Das war eine spannende Fragen bei der Bürgerversammlung in Trossenfurt, bei der kontrovers über einen geplanten Mobilfunksender-Standort zur besseren Versorgung in Trossenfurt und Tretzendorf diskutiert wurde.
Denn im Vorfeld hatte es Missstimmungen gegeben, unter anderem sah sich der örtliche Sportverein, der sein Areal am Kirchberg als Standort zur Verfügung stellen will, diskreditiert, und die Gegner indes fühlten sich nicht ganz ernst genommen wegen ihrer Bedenken in Bezug auf eine möglicherweise gesundheitsschädigende Strahlenbelastung
Die in die Veranstaltung eingebundene Frage-und-Antwort-Runde mit einer Vertreterin der Telekom sowie einem Mitarbeiter des Bayerischen Landesamtes für Umwelt lieferte zahlreiche Informationen, allerdings waren diese nicht wirklich neu: Eine Bürgerversammlung zum Thema mit nahezu identischem Inhalt hatte es bereits im Juni 2016 gegeben - mit den gleichen Referenten, damals waren nur etwa 30 Bürger gekommen.
Zweite Versammlung
Im Juni gab es, wie Oberaurachs Bürgermeister Thomas Sechser (CSU) am Montagabend im Oberaurachzentrum in Trossenfurt erklärte, "wohl wegen der Einladung ein paar Probleme", deswegen habe man sich dazu entschlossen, die Veranstaltung zu wiederholen. Diesmal waren rund 120 Bürger gekommen. Nun hatte man durchaus damit rechnen können, dass sich die Stimmung im Saal aufheizt und kippt, aber dem war nicht so: Sowohl Kritiker als auch Befürworter des Handymasts blieben überwiegend sachlich, trugen Argumente, Fragen, Bedenken oder Wünsche vor und ließen sich nicht zu einem emotionalen Schlagabtausch hinreißen.
1000 Bürger betroffen
"Als Gemeinde wollen wir natürlich die Infrastruktur verbessern", hatte Sechser eingangs erklärt. "Und es ist nun mal so, dass in Trossenfurt und Tretzendorf die Mobilfunkversorgung mit Abstand am schlechtesten ist." Bei den rund 1000 davon betroffenen Bürgern sei durchaus der Wunsch nach Verbesserung vorhanden, habe er festgestellt.
Wie Karin Erhardt, Kommunalbeauftragte Mobilfunk Bayern der Deutschen Telekom, erklärte, habe sich das Nutzungsverhalten im Bereich Mobilfunk durch die flächendeckende Verbreitung von leistungsfähigen Endgeräten stark verändert. "Es gibt kaum noch jemanden, der kein Smartphone hat. Die Anforderungen steigen." Früher sei das Netz auf die Übertragung von Sprachanrufen ausgerichtet gewesen, heute gehe es um "weit über 50 Prozent Datenübertragung". Um dies zu bewerkstelligen, müssten leistungsfähige Mobilfunkmasten aufgestellt werden, die mit Hilfe von hochfrequenter, elektromagnetischer Strahlung Daten senden und empfangen können.
Der geplante Standort am Kirchberg löst gerade bei den Anwohnern Bedenken aus, dass die Strahlenbelastung durch das ganzjährige Senden und Empfangen gesundheitliche Schäden hervorrufen könnte. Die Gegner argumentierten in erster Linie nicht gegen den Sendemast, sondern gegen den Standort, der zu ortsnah sei. Alternative Standorte habe die Telekom bereits geprüft, sagte Erhardt dazu, der Kirchberg als höchster und ortsnaher Punkt sei am besten geeignet, um die gewünschte Übertragungsbandbreite zu erreichen. Andere Standorte kämen nicht in Frage.
Sie versicherte aber, dass die Grenzwerte eingehalten würden. "Jeder Standort wird entsprechend dem Genehmigungsverfahren von der Bundesnetzagentur geprüft." Der Physiker Thomas Kurz vom Landesamt für Umwelt erklärte Näheres zu den Strahlenmessungen und wie die Richtwerte festgelegt werden.
Ein Gutachter soll her
Aus der anschließenden Diskussion heraus entwickelte sich dann ein Kompromiss: Der Vorschlag, dass die Gemeinde Oberaurach einen Gutachter beauftragen soll, der die Strahlenwerte über die Leistung des Sendemastes bei Volllast und die Abstände zu vom Auftraggeber festgelegten Punkten im Ort (etwa Schule, nahe Wohnhäuser, öffentliche Plätze) berechnen soll, fand Anklang. Sollten hier die Werte unbedenklich sein, könnte der Mast gebaut werden; der Sender soll dann aber durch tatsächliche Messungen auf seine Strahlenwerte hin überprüft werden.