"Was mir die Leute nicht zugetraut haben, hab ich erst recht gemacht", sagt Theiler. So schaffte er Zweiflern zum Trotz das Abitur, so wurde und blieb er Ordensmann und so studierte er Theologie. Statt nach dem "Warum" zu fragen, fragte er stets: "Warum nicht?"
An der Uni initiierte er Patenschaften mit dem Ausland, engagierte sich für Arbeitslose und im Ausländerbeirat.Die schönen Erfahrungen in der kirchlichen Jugendarbeit oder die Zeit als Studentenpfarrer wünscht er sich manchmal zurück: "Da konnte ich machen, was ich wollte, mich selbst einbringen". So hat er Städtepartnerschaften mit Jena und Wladimir, Städte in der damaligen DDR und Sowjetunion, mitbegründet oder Gastvorlesungen in Russland gegeben sowie Reisen organisiert.
Überhaupt hat ihm die Internationalität seines Ordens zu Auslandsaufenthalten quer über den Erdball verholfen. Wohin es ihn auch zog, nach Brasilien, Indien, Kenia oder in die USA, "in den Ordenshäusern der Karmeliten war ich immer ein Stück daheim".
Bis heute hat Rudolf Theiler beste Verbindungen nach Erlangen, wo er immerhin 17 Jahre wirkte. Dem dortigen Konvent gehört er an und dort könnte er auch seinen Lebensabend verbringen - wenn er wollte. Die längste Zeit war er in Bamberg, wo er neben der Hochschulseelsorge unter anderem als Mitglied der Provinzleitung und als Leiter des Bildungshauses Marianum wirkte. "Auch dort hätte ich ein Appartement", sagt er.
In Ebern zuhause
Tatsächlich aber will Theiler in Ebern bleiben und weiterhin als Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft wirken. Hier fühle er sich beheimatet und hier hat er die Leistungen der vielen Freiwilligen und Ehrenamtlichen schätzen gelernt, die das Gemeindeleben in Ebern und den westlichen Stadtteilen auch während seiner Krankenhausaufenthalte aufrechterhielten. "Gemeinsam unterwegs" sei offenbar doch mehr als nur ein frommer Wunsch. "Auf unsere Mitarbeiter kann man sich voll verlassen", sagt Theiler. Er bleibt dabei, auch wenn es immer wieder unterschiedliche Auffassungen gebe, wenn er sich inzwischen über die Unnachgiebigkeit und Unversöhnlichkeit mancher seiner Mitmenschen wundere.
Auch bedauert er, dass zu viel im rein innerkirchlichen Bereich geschehe, die Arbeit in der Pfarrei zu wenig auf das Gesamtgesellschaftliche ausgerichtet sei. Früher gab es Bildungsausschüsse, Fahrten und Brasilienkreise, heute dagegen würden nur noch Pfarrfeste organisiert und Kommuniontreffen vorbereitet. Ein Segen ist aus seiner Sicht das Engagement des Bamberger Zahnarztes Stefan Dietrich, der sich ehrenamtlich und unentgeltlich als pastoraler Mitarbeiter einbringt und für viele Menschen in der Pfarreiengemeinschaft zu einer wichtigen Kontaktperson geworden ist.
Im Stich gelassen
Frustriert ist Theiler dagegen wegen der schlechten Besetzung der Pfarreiengemeinschaft mit hauptamtlichen Kräften; eine Situation, die sich nach dem Ausscheiden von Pater Richard Pfletschinger (der Salesianer beendet zum Monatsende mit 80 Jahren aus gesundheitlichen Gründen seinen Dienst) weiter zuspitze. Der Versuch, den Salesianerpater Alfons Blüml (72 Jahre) als Ersatzkraft für Ebern zu gewinnen, scheitere an einem Veto des Dekanats. So fühlt sich Pfarrer Theiler in der Seelsorge alleingelassen, worunter beispielsweise die so wichtige kirchliche Jugendarbeit empfindlich leide. Sozialarbeiter und -pädagogen oder Religionslehrer stünden durchaus zur Verfügung, erklärt der Pfarrer, aber da bewege sich die Kirche zu wenig.
"Manchmal", sagt der Jubilar gegen Ende des Gesprächs, "bin ich froh, dass ich so alt bin". Dadurch sei er ruhiger geworden, nicht mehr so impulsiv, ja, altersmilde: "Mich bringt nichts mehr so leicht aus der Fassung." Dies halte ihn heute davon ab, zu verzweifeln oder gegen Wände anzurennen: "Manches ist schon sehr enttäuschend in der Kirche." Sagt er und krault Cäsar das weiße Fell. Das beruhigt.