Das Autorenduo Wolfgang Schürmann und Wolfgang Bleiweis hat die Geschichte der Lokalbahn Frensdorf-Schlüsselfeld niedergeschrieben.
"Eisenbahn - schneller fahr'n" skandieren gern die Kleinen des Mühlhäuser Kindergartens. Kein Wunder auch, denn der Güterzug, der von Bamberg kommend in den Steigerwald nach Schlüsselfeld fährt, zockelt mit einer "Geschwindigkeit" von 20 Stundenkilometern daher. Das war nicht immer so: Einst war die Nebenstrecke eine wichtige Verbindung vom Steigerwald durch den Ebrachgrund nach Bamberg, Forchheim und Erlangen.
Dorthin fuhr man zur Schule, zur Arbeit oder zum Einkaufen. Das ist lange her. 1977 wurde die Strecke nach Schlüsselfeld für den Personenverkehr stillgelegt.
Immerhin habe die Schienenverbindung, auf der heute noch täglich Güterzüge fahren, alle Stilllegungswellen überstanden, stellt Wolfgang Schürmann aus Mühlhausen fest. Zusammen mit dem Schweinfurter Wolfgang Bleiweis hat er die Geschichte der "Lokalbahn Frensdorf-Schlüsselfeld" niedergeschrieben.
Rechtzeitig zum Schlüsselfelder Winkelmarkt am 26. Juni ist es erschienen. Für diesen Tag hat die Interessengemeinschaft Oberfränkische Steigerwaldbahn einen Sonderzug nach Schlüsselfeld und zum dortigen Bahnhofsfest organisiert.
Von der Vorgeschichte über die Projektierung, den Bahnbau, die Reichs- und Bundesbahnzeit bis heute beleuchten die Autoren die Lokalbahn. Auf dem ersten Streckenabschnitt bis Steppach-Pommersfelden fuhr erstmals im September 1900 ein Zug. Ein Jahr später konnte man dann bis zur Endstation Schlüsselfeld fahren.
Welch große Bedeutung dieser Verkehrserschließung einst zukam, wird im Buch deutlich: Der erste Zug wurde in Mühlhausen mit Böllerschüssen und Musikklängen begrüßt.
"Die am Bahnhof mit dem Bürgermeister erschienene Orteinwohnerschaft brach in nicht enden wollende Hochrufe aus." In Schlüsselfeld hatte man "die schönsten aller Blumen zu geschmackvollen Sträußen gebunden". Die "duftenden Grüße der Stadt Schlüsselfeld" wurden den Honoratioren "von zarter Damenhand" überreicht.
Auch lustige Episoden wie der Protest aus Steppach bei der Namensgebung der Station sind nachzulesen: "Steppach werde niemals billigen, dass Pommersfelden alleine auf der Stationstafel stehe", ist aus dem Jahr 1899 nachzulesen. Wie sich die Pommersfeldener rächten, sollte der geneigte Leser besser selbst nachschlagen.
Schlagzeilen machte im Übrigen "das spontane Kräftemessen zwischen einem Bullen und dem Bockl (Zug)". Durch das Zusammentreffen mit dem Tier entgleiste 1954 der Zug nahe der Ortschaft Sambach.
Treffpunkt mit den beiden Autoren war der alte Mühlhäuser Bahnhof.
Ein romantisch verschlafenes Fleckchen, das - man glaubt es kaum - auch heute noch bewohnt ist. Wie bestellt fürs Foto, rollte gerade der Güterzug heran, der sich schon von weitem lautstark ankündigt.
Bis er zu sehen ist, dauert es bei der Geschwindigkeit noch eine ganze Weile. Einmal, bei Bedarf auch zweimal am Tag beliefert der Güterzug auf der laut Buch "letzten Nebenstrecke weit und breit" von Bamberg kommend das Schlüsselfelder Unternehmen Schwarz mit Drahtrollen.
Autor Wolfgang Schürmann hatte beruflich mit der Eisenbahn gar nichts zu tun. Er erinnert sich, wie seine Leidenschaft angefangen hat. "Es kann doch nicht sein, dass die ganze Infrastruktur, die unsere Vorfahren aufgebaut haben, aufgegeben wird", dachte er sich als in den 90er Jahren über die Stilllegung der Strecke nach Schlüsselfeld diskutiert wurde. Seither habe er sich dafür interessiert und ab 1996 Sonderfahrten organisiert.
Co-Autor Wolfgang Bleiweis aus Schweinfurt hingegen ist Lokführer oder "Betriebseisenbahner" wie es fachlich richtig heißt. Er hat bereits ein Buch über die "Lokalbahn Strullendorf-Ebrach" herausgebracht. Dass er auf Strecken "von Westerland bis Freilassing fahren darf", erzählt er. Da er auf der Strecke in den Steigerwald eingewiesen ist, dürfe er dem nicht streckenkundigen Fahrer als Lotse die Ansagen machen.
Das Buch kostet 14,90 Euro und ist erhältlich bei Heimdekor Ley, Schlüsselfeld; bei der Kreissparkasse Höchstadt in Mühlhausen sowie unter Tel. 0177/5788405.