Mit einem Jutebeutel fing alles an

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Konrad Seehuber (links) ist seit 70 Jahren im Posaunenchor Petrikirche aktiv. Helmut Bock leitet den Chor seit 50 Jahren. Insgesamt besteht der Chor seit 100 Jahren. Am Wochenende wird dieses Jubiläum groß gefeiert. Foto: Katharina Müller-Sanke
Konrad Seehuber (links) ist seit 70 Jahren im Posaunenchor Petrikirche aktiv. Helmut Bock leitet den Chor seit 50 Jahren. Insgesamt besteht der Chor seit 100 Jahren. Am Wochenende wird dieses Jubiläum groß gefeiert. Foto: Katharina Müller-Sanke

Der Posaunenchor der Petrikirche besteht seit 100 Jahren. Das wird am Wochenende groß gefeiert.

Katharina Müller-Sanke Als Konrad Seehuber 12 Jahre alt war, trainierte er gerne im Sportverein in Kulmbach. Eines Tages brachte sein Kumpel zum Training einen Jutebeutel mit. Damals ahnte er nicht, dass dieser kleine Beutel beziehungsweise das, was sich in diesem Beutel befand, ihn ein Leben lang begleiten würde. In dem Jutebeutel war nämlich ein Flügelhorn. Konrad Seehuber wurde neugierig, probierte das Instrument aus und ging ab sofort zu den Proben des Posaunenchors Petrikirche unter der damaligen Leitung des Korbmachers Hans Bock.

Das war vor 70 Jahren. Seitdem gehört die Musik fest zu seinem Leben. Seehuber und seine Kollegen, darunter auch der jetzige Chorleiter Helmut Bock haben in den letzten Jahrzehnten Höhen und Tiefen des Chores gemeinsam gemeistert. Sie haben Hunderte Male ihren Sonntag oder Feiertag nicht mit ihren Familien, sondern miteinander in der Kirche beim Blasen zugebracht. Sie erinnern sich gemeinsam an Zeiten, als der Posaunenchor der Petrikirche bis zu 25 Mitglieder zählte. Damals hatte der Chor rund 40 Auftritte pro Jahr. Teilweise wurde der Chor geteilt, damit auch alle Anfragen gespielt werden konnten.

Heute zählt der Posaunenchor noch vier Mitglieder. Richtig spielfähig ist er damit kaum. Doch das muss nicht das Ende des Chores bedeuten. In den 80er Jahren war der Chor schon einmal auf einem ähnlich niedrigen Stand, und es ging doch wieder aufwärts.

Vielleicht klappt das ja auch diesmal wieder. Chorleiter Helmut Bock jedenfalls will den Posaunenchor nicht abschreiben. "Jemand Jüngeres müsste sich des Chors annehmen, neue Mitglieder finden und den Chor nach vorne bringen", betont er. Und ergänzt: "Die Musik eines Posaunenchores heute kann sehr vielfältig sein. Da hat sich viel bewegt."

Helmut Bock selbst kann auf 50 Jahre als Chorleiter zurückblicken. Auch einige seiner Cousins und sein Onkel waren lange Jahre im Posaunenchor aktiv und haben ihn aktiv mitgestaltet. Am Wochenende tritt der Posaunenchor gemeinsam mit dem Bezirksposaunenchor auf. Mit dem Bezirksposaunenchor und überhaupt im Zusammenspiel mit anderen Posaunenchören haben die beiden passionierten Blechbläser schon viele gute Erfahrungen gesammelt.

Gerne erinnern sie sich zum Beispiel an gemeinsame CD-Aufnahmen mit 200 Bläsern aus sieben verschiedenen Chören vor einigen Jahren. Auch die bayerischen Landes-Posaunentage, den oberfränkischen Kirchentag, den oberfränkischen Posaunentag und die deutsch-evangelischen Kirchentage haben die Kulmbacher Bläser gemeinsam mit anderen musikalisch ausgestaltet.

Am Samstagabend wird noch ein weiteres Konzert das Festwochenende bereichern. Der Posaunenchor St. Markus München unter der Leitung von Matthias Bertelshofer wird um 19 Uhr in der Petrikirche spielen. Dieser Posaunenchor gilt nicht umsonst als Deutschlands bester. Die Musiker haben schon zahlreiche Preise gewonnen. Helmut Bock und Konrad Seehuber haben das Ensemble schon oft gehört und schwärmen in den höchsten Tönen von der Musik. Mit Thomas Bock ist sogar ein Kulmbacher mit bei den Münchnern dabei. Die Münchner Bläser bleiben über Nacht und werden am Sonntag den Festgottesdienst gemeinsam mit dem Bezirksposaunenchor bestreiten. Das wird sicherlich ein eindrucksvolles Konzertwochenende.