Am Sonntag beginnt das 26. Europäische Seniorentheater-Forum in Vierzehnheiligen. Ein Vierteljahrhundert lang war Scheinfeld die Heimat dieser Veranstaltung gewesen. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff?
Tobias Kindermann
Die Namen verraten schon viel: "Dörrobst", "Restrisiko", "Teenager-Spätlese", "Fünfte Jahreszeit" oder "Silberlocken". Senioren spielen anders - und nennen ihre Gruppen auch anders. Weil alles anders ist?
"Kreative Impulse" ist ein Forum überschrieben, zu dem sich über 60 Vertreter der Seniorentheaterszene ab Sonntag bis einschließlich Donnerstag im Diözesanhaus Vierzehnheiligen treffen. Die Veranstaltung findet zum ersten Mal dort statt, weil es im Kloster Schwarzenberg in Scheinfeld, das etwa in der Mitte zwischen Nürnberg und Würzburg liegt, zu eng geworden ist. Denn die Resonanz ist gewachsen, sagt Organisatorin Alexandra Heyden. Sie arbeitet beim Bund Deutscher Amateur Theater (BDAT), ein Dachverband, der die in 16 Landesverbänden zusammengeschlossenen 2400 Theatergruppen unterstützt.
Dazu gehören auch solche Fortbildungsangebote wie jetzt in Vierzehnheiligen.
"Es geht darum, von und mit alten Menschen Theater zu machen", sagt sie. Für Senioren hat Theater spielen viele Gesichtspunkte: Es ist zum einen der soziale Aspekt, der stärker zu bewerten ist als bei jüngeren Menschen. Es geht darum, einer Vereinsamung vorzubeugen. "In einer Gruppe von Gleichaltrigen trauen sich die Senioren zudem mehr."
Und ein anderes Mehr bringen sie mit: die Lebenserfahrung. "Diese autobiografischen Erfahrungen fließen auch in die Stücke ein. " Flucht und Vertreibung etwa, ein durch die Flüchtlingswelle wieder aktuelles Thema, haben sie im zweiten Weltkrieg teilweise selber erlebt. Auch Themen wie Demenz landen auf der Bühne, etwa gespielt von Angehörigen.
Also auch jüngere Leute? "Es gibt keine feste Altersgrenze an der man sagen kann: Hier beginnt Seniorentheater."
Was Seniorentheater von anderen Gattungen wie etwa dem Jugendtheater abgrenzt, ist, dass es auch neben dem Spielen als Art der Begegnung auch um Therapie und Gesundheit geht. Worauf man als Leiter einer Gruppe achten muss, ist auch Thema - davon profitieren unter anderem die Theaterpädagogen unter den Teilnehmern. Denn es findet auch hier eine Spezialisierung statt. "Im Jugendbereich gibt es den schon, der Seniorenbereich wächst."
Bewegungsstudien, Maskenspiel, Text-Biografie-Improvisation und die Umsetzung literarischer Vorlagen sind die vier Bereiche, die in Workshops erarbeitet werden. Dazu kommen Gesprächsrunden und ein Filmabend, an dem zwei besonders gelungene Produktionen präsentiert werden.
"Die Arbeit mit Senioren ist im Kommen", betont Alexandra Heyden. Und im Diözesanhaus gibt es nun mehr Platz.
Dass die Forumsreihe in Scheinfeld beggann, hat einen einfachen Hintergrund. Elisabeth und Karl-Heinz Guhr, die in der Nähe eine traditionsreiche Gruppe führten, regten es an - und setzten es um. Eine Arbeitsgemeinschaft "Seniorentheater" im Dachverband gab es damals schon. Das Forum sollte praktische Anregungen für alle Interessierten geben.
Um die Arbeit weiter zu fördern, gibt es außerdem Amarena - den deutschen Amateurtheaterpreis. Er wird alle zwei Jahre in fünf Kategorien ausgeschrieben - und eine davon ist das Seniorentheater.