Mehr als Wunschdenken?

2 Min

Kurt Sieber wagte sich an ein hohes Lob für den Kreistag Haßberge. Der Kreisrat der FDP, der vor vielen Jahren einmal Landtagsabgeordneter in München und ei...

Kurt Sieber wagte sich an ein hohes Lob für den Kreistag Haßberge. Der Kreisrat der FDP, der vor vielen Jahren einmal Landtagsabgeordneter in München und einst Bürgermeister in Königsberg war, sprach am Montagnachmittag von einer Sternstunde. Eine Sternstunde insofern, als sich der Kreistag Haßberge auf ein einvernehmliches Vorgehen in Sachen Steigerwald verständigte (siehe Bericht in der Dienstagsausgabe) und auf eine polarisierende Beschlussfassung verzichtete. Gemeinsam wollen die Kreisräte eine Lösung für die Fortentwicklung des Steigerwaldes erreichen. Sie wollen die Region befrieden und den Dauerkonflikt zwischen den Befürwortern und den Gegnern eines Nationalparks im Steigerwald ein für allemal aus der Welt schaffen. Seit zehn Jahren belastet die Kontroverse die Menschen vor allem in den Gemeinden Rauhenebrach und Ebrach sowie in weiteren Kommunen in der Nachbarschaft der beiden Gemeinden.
Es ist ein ehrgeiziges und lobenswertes Ziel. Die Menschen im Steigerwald haben es allemal verdient, dass die spaltende Diskussion um die Zukunft des Steigerwaldes ein Ende hat. Nicht selten verläuft die Konfliktlinie sogar durch Familien. Mittlerweile sind alle Argumente ausgetauscht. Vielfach.
Die Frage ist, ob die endgültige Befriedung des Steigerwaldes ein realistisches Zeil ist oder doch nur Wunschdenken. Die Ankündigung des designierten Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), in ganz Bayern auf einen dritten Nationalpark zu verzichten, könnte eine Grundlage liefern. Vielleicht. Bleibt es bei dieser Aussage? Was ist nach der Wahl zum bayerischen Landtag im Herbst?
Eine entscheidende Frage ist: Was macht der Bund Naturschutz, der den Nationalpark im Steigerwald vehement fordert? Die Antwort hat der Landesvorsitzende Hubert Weiger schon vor Jahren gegeben: Der Bund Naturschutz hält an einem Nationalpark im Steigerwald fest, ungeachtet aller politischen Entwicklungen und Entscheidungen. Der Bund Naturschutz hat sich darauf eingestellt, wie Weiger damals schon klar machte, dass er dicke Bretter bohren will und muss, um an sein Ziel zu gelangen. Als Zeitraum, um den Nationalpark zu erreichen, hat der Vorsitzende damals zehn Jahre angegeben. Mindestens. Und diese zehn Jahre sind noch nicht vorbei. Anders herum gefragt: Ist es realistisch, dass der Bund Naturschutz sein Ziel aufgibt und sein Nationalpark-Büro in Ebrach verlässt, nur weil der Kreistag Haßberge eine gemeinsame, einvernehmliche Lösung anstrebt? So wünschenswert diese Lösung auch wäre. Und dann gibt es noch den Nationalparkverein Nordsteigerwald, der einen Nationalpark fordert. Und die Nationalparkgegner aus dem Verein "Unser Steigerwald". Beide Vereine sind in der Vergangenheit nicht gerade zimperlich miteinander umgegangen.
Wie sehr sich zum Beispiel das Denken der beiden Vereine in den Köpfen festgesetzt hat, wurde bei der Diskussion im Kreistag am Montagnachmittag im Landratsamt in Haßfurt sichtbar. Es ging zwar nur um einige Randbemerkungen, aber was sich in zehn Jahren aufgestaut hat, lässt sich nicht so leicht überwinden.
D a zitierte ÖDP-Kreisrat Rainer Baumgärtner aus einer Studie, wonach eine Mehrheit im hiesigen Raum den Nationalpark wolle. Und da zitierte der Freie-Wähler-Kreisrat, stellvertretende Landrat und stellvertretende Vorsitzende des Vereins "Unser Steigerwald", Oskar Ebert, aus einer anderen Untersuchung, wonach eine Mehrheit im hiesigen Raum den Nationalpark ablehne.
Gerade bei einem besonnenen Mann und Politiker wie Oskar Ebert, der viele Jahre Bürgermeister in Rauhenebrach war, wird deutlich, wie das Ringen um die Zukunft und die Deutungshoheit im Steigerwald Spuren hinterlassen hat. Er hat viel einstecken müssen, kann aber auch austeilen. Am Montag hielt er sich wie die meisten anderen Haßberge-Kreisräte weitgehend zurück. Damit die Sitzung eine Sternstunde wurde...