Seit einem Jahr wird in Wiesenthau um den Bau eines neuen Funkmastes gerungen. Die Bürger warten gespannt auf die Debatte mit Telekom und Umweltamt am 18. September. Doch ein Konsens scheint beinahe unmöglich.
Ekkehard Roepert Der Ruf nach einem lückenlosen Mobilfunknetz, der Bürgerprotest gegen den Mastbau - und ein Bürgermeister, der zwischen allen Stühlen sitzt, das sind die Bestandteile einer Geschichte, mit der sich die Menschen in Wiesenthau seit Monaten rumplagen.
Es gehe nicht um Pro und Contra Mobilfunk, betont ein Bürger, der sich der Interessengemeinschaft (IG) angeschlossen hat, die einen 40 Meter hohen Funkmast am Ortsrand verhindern will. "Wir sind nicht gegen Mobilfunk". Daher hat sich die rund 20-köpfige Protestgruppe den neutralen Namen "Interessengemeinschaft Mobilfunk Wiesenthau" gegeben.
Als sie im April aus der Zeitung von dem geplanten Mast erfuhr, habe sie "eine Woche lang nicht schlafen können", erinnert sich IG-Sprecherin Rotraud Krüger. Und eine ihrer Mitstreiterinnen sagt: "Es war für uns ein Schock und es ist heute noch ein Alptraum. Solch hohe Masten stehen sonst nur auf Erhebungen in Waldgebieten."
Um den Alptraum nicht weiter träumen zu müssen, setzt die IG auf Überzeugungsarbeit. 300 Unterschriften in Wiesenthau und Schlaifhausen wurden gesammelt. "Wir wollen Klarheit und Transparenz", betont Rotraud Krüger. In Kleingruppen habe man sich mit Bürgermeister Bernd Drummer (Junge Bürger/CSU) getroffen, um die Sorgen zu artikulieren und alternative Standorte in der 1700-Einwohner-Gemeinde zu finden; zudem kooperiert die IG mit Nachbargemeinden, die einen ähnlichen Kampf schon durchgestanden haben.
Neunkirchen als Vorbild
Neunkirchen am Brand sei ein Vorbild, sagt ein IG-Akteur: Dort sei es gelungen, die Ein-Mast-Lösung auf mehrere kleinere Masten zu verteilen. Die Grundforderung der protestierenden Anwohner lautet: Wenn schon ein Mast in Wiesenthau sein muss, sollte er einen Kilometer von der Wohnbebauung entfernt sein, aber mindestens 500 Meter. Der in Langenlohe geplante Mast wäre 200 Meter von den Häusern entfernt.
Hoffnung haben die besorgten Bürger am 6. Juli geschöpft: Da war Klaus Buchner (Physikprofessor und EU-Abgeordnete der ÖDP) zu Gast, um über die gesundheitlichen Risiken der Mobilfunk-Strahlung zu informieren. Buchner hatte strahlungsärmere Lösungen vorgeschlagen; etwa könnten "Straßenlaternen mit Funkanteil" dazu beitragen, die Lücken im Mobilfunknetz zu schließen.
Die Buchner-Veranstaltung war gut besucht, seitdem wird in der Kommune über Grenzwerte und Erkrankungen durch Strahleneinflüsse debattiert. Bürgermeister Bernhard Drummer fand die Veranstaltung aber "auch ein bisschen skurril". Denn es seien reihenweise kranke Menschen aus der ganzen Region angereist und hätten ihre "gesundheitlichen Bedenken ins Spiel gebracht". Der Standortsuche im Ort diene das nicht. Zudem habe er den Eindruck, dass das Thema wegen der nahen Kommunalwahl "als Druckmittel und zur Hetze" genutzt werde.