Massensterben und Rekordertrag

1 Min
Der Herr der Königinnen: Peter Kirchner beim Verteilen "seiner" Brut an die Vereinskollegen. Foto: Ralf Kestel
Der Herr der Königinnen: Peter Kirchner beim Verteilen "seiner" Brut an die Vereinskollegen. Foto: Ralf Kestel
Diese Hobby-Imker beteiligten sich am ersten Schleuderkurs dieses Jahres. Foto: privat
Diese Hobby-Imker beteiligten sich am ersten Schleuderkurs dieses Jahres.  Foto: privat
 

Natur-Phänomen   Am Lehrbienenstand in Kirchlauter wurden beim ersten Schleuderkurs so viel Honig gewonnen wie noch nie zuvor. Darüber kommen selbst Experten ins Grübeln.

von unserem Redaktionsmitglied Ralf Kestel

Kirchlauter — Das hat er in den Jahrzehnten, in denen er sein Hobby betreibt, noch nicht erlebt, und die Erkenntnis bringt ihn gedanklich "ins Schleudern", ihm fehlen fast die Worte, wo es doch sonst nur so aus ihm heraussprudelt: Peter Kirchner, Vorsitzender des Imkervereins, trauert um den Verlust von über 40 Prozent seiner Bienenvölker im Winter, und am Samstag beim Schleudern des ersten Honigs verzeichnete er mit seinem neuen Kurs ein Rekordergebnis von 45 Kilo bei einem Volk.
Wie passt das zusammen? "Ich weiß es nicht", gesteht der Betreuer des Lehrbienenstands und zuckt mit den Schultern. Höchste Völkerverluste im Winter, Höchstertrag im Frühjahr - Kirchner sucht zusammen mit den Vereinskollegen nach einer Antwort, als am Mittwochabend die ersten Königinnenzellen aufgeteilt werden. Kirchner: "2014 verzeichneten wir im Schnitt 25 Kilo je Bienenvolk, jetzt kommen 45 Kilo zu Stande. Das hab' ich noch nie erlebt", staunt der Vereinsvorsitzende und schiebt eine Vermutung nach: "Bisher war es ein trockenes Jahr, da gibt's mehr Nektar und weniger Wasser." Das Angebot an Bienenweiden bezeichnete Kirchner als zufriedenstellend. "Es gibt mehr Rapsfelder, aber das allein kann's auch nicht sein."
Neben Giften in Spritzbeton vermutet Kirchner die größere Zahl an Maisfelder als Grund für das Völkersterben. Auf diese Felder kommen Neonicotinoide als Beizmittel, es sind Nervengifte, die Insekten orientierungslos machen. Dabei schiebt er den Landwirten gar nicht den "schwarzen Peter" zu: "Die Bauern sind nicht schuld. Jeder, der macht, was er darf und empfohlen wird, handelt schon insektenschädlich", ruft Kirchner "höhere Mächte" an. Nicht ohne dabei auf den volkswirtschaftlichen Nutzen seiner Immen hinzuweisen. "Nicht für uns Imker, sondern für die Allgemeinheit und den Naturkreislauf. Denn schließlich ist die Biene nach Schwein und Rind nachgewiesenermaßen das drittwichtigste Tier für den Menschen."

Völker reinrassig halten

Damit die Völker in den "Heiligen Ländern" stabil bleiben, trägt der Verein Vorsorge. So wurden 68 Königinnen aus der Bundorfer Belegstelle mit einem Zuchtwert von 123 Prozent verschenkt. "Unser Ziel ist es, das Bienen-Material besser zu machen durch reinrassige Völker. Und bei uns in Kirchlauter sind die Bienen-Männer sowieso stärker", attestierte der Vorsitzende seinen Kollegen/innen und ist mit Blick auf die laufende Paarungszeit "hochzufrieden, da viele Zellen gedeckelt sind".
Und als Arbeitsauftrag erhielten die Imker, die ihre Königinnen-Larven abholten, folgende Erkenntnis mit auf den Heimweg: "Der Mensch hat es fertig gebracht, die Bienen so zu formen, dass sie ohne den Mensch nicht mehr auskommen. Also kümmert Euch um sie."