Das europäische Flakonglasmuseum in Kleintettau ist in den letzten Jahren immer wieder durch wertvolle Sammlungen erweitert worden. Der Verein der "Glasbewa...
Das europäische Flakonglasmuseum in Kleintettau ist in den letzten Jahren immer wieder durch wertvolle Sammlungen erweitert worden. Der Verein der "Glasbewahrer" mit seinen fast 300 Mitgliedern hat es unter der Leitung von Vorsitzendem Carl-August Heinz darüber hinaus verstanden, neben den Flakons durch weitere Ergänzungen die museale Attraktion zu steigern sowie das Informationsangebot zu optimieren.
Dazu zählt nun neuerdings die "alte Dorfglashütte" von 1661 in einem Diorama, erbaut vom Tettauer Manfred Suffa. Ihm zur Seite standen von der Elektrowerkstatt der Firma Heinz-Glas aufgrund der erforderlichen Elektronik-Ergänzung Philipp Korn und Robin Schönfelder. Schönfelder entwickelte dazu die Software. Mit der Lichtsteuerung wird dem Besucher der bei der Glashütte übliche Schichtbetrieb demonstriert, indem man eine aufgehende und eine untergehende Sonne mit unterschiedlichem Tageslicht beobachten kann. Für die Realisierung der Anlage waren über 70 Stunden erforderlich.
Für die beiden Auszubildenden war das eine hervorragende Objektarbeit im Rahmen ihrer Lehre, so Suffa. Korn beendete inzwischen seine Ausbildung mit Auszeichnung und besucht nun die Fachoberschule, um anschließend zu studieren. Vielleicht steht er dann einmal Heinz-Glas als Elektroingenieur zur Verfügung.
Der ehrenamtliche Einsatz hat sich gelohnt: Das Flakonglasmuseum verfügt nun über eine weitere effektvolle und informative Neuheit, denn der Schaukasten gibt einen Einblick in die zunächst bescheidene Entstehungsgeschichte der Glasmacher im Tal der Kleinen Tettau.
Für Manfred Suffa, Jahrgang 1950, der auch museale Führungen unternimmt, war die Konzeption der Dorfglashütte schon lange ein Herzensanliegen, um vor allem den historisch Interessierten die gewaltige Entwicklung seit dem Start im Jahre 1661 zu veranschaulichen. Schließlich ist aus kleinsten Anfängen heraus, zunächst mit den drei Gründern Hannß Heintz sowie Georg und Hannß Georg Müller ein globales Unternehmen mit über 3000 Beschäftigten geworden.
Mittlerweile haben 15 Generationen der "Heinzen" an dieser Fortentwicklung gearbeitet. In den Wäldern waren während der Gründerzeit Sand, Holz und auch Kalk verfügbar. Als Flussmittel zur erforderlichen Temperatur von 1200 Grad Celsius diente Asche, dann Pottasche.
Das Glasmacherleben war seinerzeit hart und entbehrungsreich. Ein Arbeitstag konnte bis zu 16 Stunden umfassen. Schließlich musste dem Hafen aus Ton mit der Glasmacherpfeife solange flüssiges Glas entnommen werden, bis er leer war. Und das brauchte seine Zeit. Erst dann konnte anderntags der Hafen wieder mit Gemenge gefüllt und auf 1200 Grad erhitzt werden.
Neben der sehr anstrengenden Arbeit am Glasofen - Suffa legte bei seinem Diorama viel Wert auf das Innenleben der Glashütte - mussten die Glasmacher weitere Arbeiten erledigen wie zum Beispiel Schmelzhäfen aus Ton formen und brennen. Als Selbstversorger waren sie zumeist als Viehhalter und in den Sommermonaten zusätzlich in der Landwirtschaft tätig. An Arbeit mangelte es also nicht. Schließlich mussten die Kleintettauer Glasmacher seit den Anfängen der Glashütte im 17. Jahrhundert fern der Heimat Absatzmärkte erschließen, denn die Konkurrenz war stark.
gf