"Es ist wichtig, dass wir als Hospizverein nicht der Sterbeverein sind, sondern, dass man uns als Hilfe sieht und wir in der Mitte der Gesellschaft ankommen...
"Es ist wichtig, dass wir als Hospizverein nicht der Sterbeverein sind, sondern, dass man uns als Hilfe sieht und wir in der Mitte der Gesellschaft ankommen", sagte Vorsitzender Dr. Peter Witton bei der Jahreshauptversammlung des Hospizvereins Kronach im evangelischen Gemeindezentrum.
In einem Rückblick ging Witton auf den Welthospiztag ein. Besonders beeindruckt habe ihn in Kronach das eindrucksvolle Totengedenken für die vom Verein begleiteten 33 Verstorbenen. Die Zusammenarbeit mit den Seniorenheimen, die von der neuen Gesetzgebung - Hospiz und Palliativgesetz - gefordert werde, solle im nächsten Jahr weiter ausgebaut werden. Es werde eine Information aller Heimbewohner über die Möglichkeiten der Versorgung durch Palliativmedizin, Hospiz-Betreuung und Seelsorge gefordert.
Ein weiteres wichtiges Thema sei die als Advanced Care Planning (ACP) bezeichnete Befragung der Heimbewohner durch geschulte Kräfte, wie sie sich ihren letzten Lebensabschnitt vorstellen. "Bei uns ist die Zusammenarbeit mit der spezialisierten ambulanten Palliativ-Versorgung weiterhin gut", resümierte Witton. Etwa 50 Prozent der Schwerstkranken werden in ihrem letzten Lebensabschnitt gemeinsam begleitet. Er wies darauf hin, dass menschliche Zuwendung und optimale medizinische Versorgung im letzen Lebensabschnitt die Antwort der Hospizvereine darauf sein sollte, damit Menschen nicht den Wunsch entwickeln, sich umzubringen oder für den Todes-Cocktail in die Schweiz zu fahren. "Auch wenn ich weiß, dass sich dieses Ziel nicht immer erreichen lässt, sollten wir alles daran setzen, ein Sterben in Würde zu ermöglichen", so Dr. Witton.
186 Mitglieder
Zu Beginn der Versammlung hatte sich Peter Witton bei allen ehrenamtlichen Hospizbegleitern, die die Kernaufgabe, die Betreuung Schwerstkranker und Sterbender erfüllen, bedankt. Sie erleichtern oft durch ihre Anwesenheit die Not und Einsamkeit im letzten Lebensabschnitt. Sein Dank ging auch an sein Vorstandsteam und an die Partnerinnen und Partner der Aktiven, die öfters zurückstecken oder selbst mithelfen müssten. Besonders bedankte er sich bei den Menschen und Institutionen, die den Hospizverein mit Spenden unterstützten. Dr. Witton bezifferte die Mitgliederzahl mit 186, man freue sich über jedes neue Mitglied.
2. Vorsitzende Anja Männl erklärte, dass man einerseits vom neuen Palliativ- und Hospizgesetz profitiere, dies allerdings auch mehr Bürokratie mit sich bringe. Innerhalb der Hospizvereine in Oberfranken habe man eine stärkere Vernetzung unter dem Arbeitstitel "Arbeitsgemeinschaft Oberfränkischer Hospizvereine" angestrebt. Dabei sei die Frage wichtig gewesen, welche Vorteile man durch die Vernetzung erlangen könne. Ganz wichtig sei es gewesen, eine gemeinsame Strategie zum Erhalt des Ehrenamts in der Hospizarbeit zu entwickeln.
Ingrid Steinhäußer bedankte sich, dass man regelmäßig in den regionalen Medien präsent sei. Über die Trauergruppe berichtete Iris Zinkant. Sie werde bei ihrer Arbeit von Hella Baier unterstützt. Einmal monatlich, meistens am letzten Freitag, finde um 18 Uhr die Erwachsenentrauergruppe "Brücke" statt. Das Angebot richte sich an Personen, die einen oder mehrere geliebte Menschen verloren haben und sich nach Austausch mit anderen Betroffenen und Unterstützung durch eine Trauerbeleiter sehnen. Seit diesem Jahr werde während der Brücke auch eine Kinderbetreuungsmöglichkeit für Teilnehmer angeboten. Des weiteren werde die Kindertrauergruppe "Horizont" angeboten. Auch diese finde einmal monatlich statt. Ab Dezember sei der neue Termin samstags nach Absprache geplant. Bei den Kindern werde das Thema Trauer auf kreative Weise bearbeitet. Beim offenen Treff in der Lucas-Cranach-Straße, der jeden zweiten Montag im Monat um 9 Uhr stattfindet, können sich die Trauernden austauschen.
Koordinatorin Annette Hümmer, die in ihrer Funktion die Erstgespräche führt und für jeden Betroffenen den passenden Hospizbegleiter findet, berichtete, dass von 58 Anfragen im abgelaufenen Jahr 40 Begleitungen zustande gekommen seien, 33 Begleitungen seien schon wieder abgeschlossen. Die Anzahl der Kurzbegleitungen nehme zu, sie dankte den ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter, die immer auch kurzfristig einspringen können. Ort der Begleitungen seien vermehrt stationäre Einrichtungen, vor allem Seniorenhäuser.
Erfreulich sei, dass man im Juli den ersten Hospizbegleiterkurs abschließen konnte, sieben Teilnehmer haben sich entschieden, in der Hospizarbeit vor Ort zu bleiben. Ziele für 2018 sei der Ausbau der Hospizvereine im nördlichen Landkreis und die verstärkte Knüpfung von Kontakten zu Schulen.
Die neue Koordinatorin Brigitte Raabgrund stellte sich in der Versammlung vor. Die Buchbacherin hat drei Kinder im Alter von 17 bis 22 Jahren. Sie ist von Beruf Krankenschwester und hat 2016 die Palliativ-Care-Ausbildung gemacht. Sie ist derzeit im Seniorenheim Ludwigsstadt tätig und freut sich auf ihre neue Chance, als Koordinatorin beim Hospizverein Kronach tätig zu sein. Eines ihrer Anliegen sei es, den Hospizgedanken im nördlichen Landkreis bekannter zu machen und ehrenamtliche Hospizbegleiter zu gewinnen. In seinem Ausblick zeigte sich Dr. Peter Witton optimistisch, dass man auch in Zukunft ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter haben werde. Dazu gelte es aber vor allem jüngere Menschen an die Arbeit heranzuführen. Fast alle Hospizbegeiter sagen, dass sie durch ihre Aufgabe mehr zurückbekommen, als sie geben.
vs