Mach's gut, altes Haus!

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Die Fachwerkfassade hin zur Brunnenstraße soll nach Möglichkeit erhalten und in einen Neubau (teilweise) integriert werden. Fotos: Andreas Lösch
Die Fachwerkfassade hin zur Brunnenstraße soll nach Möglichkeit erhalten und in einen Neubau (teilweise) integriert werden. Fotos: Andreas Lösch
Bürgermeister Michael Ziegler (links) und Vorarbeiter Georg Wich.
Bürgermeister Michael Ziegler (links) und Vorarbeiter Georg Wich.
 
Die Dachziegeln wurden letzte Woche abgetragen.
Die Dachziegeln wurden letzte Woche abgetragen.
 

Eines der ältesten Gebäude Eltmanns wird derzeit Stück für Stück abgetragen. Die Stadt sah zum Schluss keine andere Möglichkeit mehr. Das Landesamt für Denkmalpflege bedauert das, erklärt aber, dass der Abriss rechtlich in Ordnung sei.

Andreas Lösch Ein altes Stück Eltmanner Geschichte geht dieser Tage zu Ende. Fast zumindest, denn ein bisschen 'was soll noch bleiben, wenn es das Material hergibt: Das alte Fachwerkhaus am Marktplatz Nummer 3, errichtet 1703, wird derzeit von einer Spezialfirma abgerissen beziehungsweise abgetragen - Stück für Stück per Hand, wie Vorarbeiter Georg Wich von der Firma Schlick aus Baunach erklärt. Läuft alles nach Plan, ist das denkmalgeschützte Haus kurz vor Weihnachten komplett verschwunden, schätzt Bürgermeister Michael Ziegler.

Dafür gibt es auch Kritik. Leser haben sich an den Fränkischen Tag gewandt und ihren Unmut darüber kundgetan, dass das historische Gebäude aus dem Stadtbild genommen wird. Die Kritiker wollen namentlich nicht genannt werden. Sie werfen der Stadt Eltmann vor, zu wenig für den Erhalt des geschichtsträchtigen Hauses getan und stattdessen den Abriss zügig vorangetrieben zu haben.

Nordgiebel droht abzustürzen

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Tatsächlich konnte sich die Stadt mit dem Abbruch des Gebäudes nicht mehr viel Zeit lassen, wie Bürgermeister Michael Ziegler erklärt, die Schäden an dem Bauwerk seien einfach zu groß. In einem Schreiben vom Januar fordert das Landratsamt Haßberge die Stadt sogar explizit dazu auf, wegen des "akut sicherheitswidrigen Zustandes" den Abbruch zu beginnen, "da der Nordgiebel auf die Straße zu fallen droht" - andernfalls wäre eine Sperrung der Brunnenstraße erforderlich.

"Wir weisen erneut darauf hin, dass die Stadt Eltmann für alle Schäden, die Dritten durch die beanstandeten Mängel entstehen, selbst haftet", schreibt die Kreisbehörde. Es liege daher im eigenen Interesse der Stadt Eltmann, "die Angelegenheit kurzfristig zu bereinigen".

Die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis für den Abbruch wurde der Stadt im Juli 2017 durch die Untere Denkmalschutzbehörde im Landratsamt erteilt. Für Ziegler ist die Sache damit klar. Für ihn sei ein ausschlaggebender Punkt ein Gutachten des Ingenieurbüros "Hußenöder + Merz" für Statik und Baukonstruktion aus dem Jahr 2015 gewesen, das dem Gebäude schwere Mängel bescheinigt, welches sich "substanziell in schlechtem Gesamtzustand befindet". Zudem seien Reparaturarbeiten oftmals falsch ausgeführt worden, zusätzlich hätten Umbaumaßnahmen dem Gebäude nachhaltig geschadet.

Der Satz "Die Standsicherheit kann nicht nachgewiesen werden" war für Ziegler entscheidend. Weil die Kosten für eine Instandsetzung laut dem Bürgermeister unabsehbar hoch gewesen wären, habe man sich für Abriss und Neubau entschieden. "Da muss man auch schauen, dass sich halbwegs die Kosten im Rahmen halten", sagt Klaus Pfuhlmann, Bauamtsleiter in Eltmann. Eine Sanierung wäre, "wenn überhaupt möglich, um ein Vielfaches" teurer gekommen. An gleicher Stelle soll nach dem Abriss voraussichtlich ab 2020 ein neues Standesamt entstehen.

Bäckerei und Leerstand

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Das Anwesen am Marktplatz 3 ist 2009 in den Besitz des Freistaates Bayern übergegangen, nachdem die Vorbesitzer das Gebäude aufgegeben hatten. Es steht seit über 40 Jahren leer, zuvor wurde es als Bäckerei mit Café und Weinstube genutzt. 2017 kaufte es die Stadt Eltmann von der Immobilien Freistaat Bayern.

Wie Christian Schmidt vom Landesamt für Denkmalpflege gegenüber dem Fränkischen Tag erklärt, sei der Abriss des Gebäudes rechtlich in Ordnung, aus Sicht des Denkmalschutzes allerdings "zu bedauern". Das Landesamt habe bereits seit Anfang der 1990er Jahre Gespräche mit der Stadt Eltmann geführt "mit Blick auf den Erhalt" des Gebäudes, die Stadt sei aber nicht darauf eingegangen.

Zumindest, so sagt Bürgermeister Michael Ziegler, soll die nordseitige Fachwerkwand erhalten bleiben und nach Möglichkeit teilweise in das neue Standesamt integriert werden. Der behutsame Ausbau ist laut Vorarbeiter Georg Wich dabei nicht das Problem, darauf habe sich seine Firma spezialisiert, "das schaffen wir schon", sagt der 60-Jährige. Wichtig ist laut Ziegler, dass das Material noch in Ordnung ist. Rein optisch ist es das, aber lässt es sich noch einmal verwenden? Außerdem: Unter dem Gebäude befindet sich ein alter Gewölbekeller. Hier muss laut Michael Ziegler noch geprüft werden, wie der später genutzt werden könnte, möglicherweise lohne es sich dann, ihn zu erhalten.

Keller "das älteste Bauteil"?

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Das jedenfalls empfiehlt das Gutachten des Ingenieurbüros "Hußenöder + Merz" ausdrücklich: "Im Falle, dass das Gebäude aufgegeben werden muss, sollte der Gewölbekeller verbleiben und in das Konzept des Neubaus eingefügt werden." Und weiter: "Zum einen dürfte der Keller das älteste Bauteil des Gebäudes sein, zum anderen wäre die Nachbarbebauung im Zuge des Kellerabbruches gefährdet beziehungsweise müsste aufwändig gesichert werden."