Zwar hatte Alfred Büttner am Sonntagnachmittag vorrangig die jungen Besucher seines Korbtheaters angesprochen und ihnen den Wert guter Manieren auf herrlich spielerische Weise gezeigt. Doch brachten Spontanität und ein fantastischer Wortwitz bei der Aufführung des neuen Stückes „Tom das Schaf “ auch die erwachsenen Begleiter zum Lachen – und hoffentlich ein wenig zum Nachdenken.
Er gilt zwar als Institution in der Korbstadt Lichtenfels , doch von immergleichem oder absehbarem Spiel ist bei Al-fred Büttner nichts zu spüren: Diesmal war er mit seinem Korbtheater auf der Open-Air-Bühne im Innenhof des Marktplatzes 10 zu Gast. „Ein Highlight und gleichzeitig der Abschluss des diesjährigen Flechtkultursommers 2021“, so Stadtarchivarin Christine Wittenbauer.
Was das Theater so besonders für die zahlreichen Familien macht, ist vermutlich die Nähe zu nur allzu bekannten Alltagssituationen: Tom, das wilde, freche Schaf , macht viel Unsinn und Unordnung. Oft fällt der Satz: „Ich hab‘ aber keine Lust.“ Otto als „alleinerziehender Bauer“ ist wütend darüber und jagt Tom, als dessen Streit mit der Kuh Kunigunde zu saurer Milch führt, vom Hof. Zwar genießt Tom zunächst die neu gewonnene Freiheit und die Bekanntschaft mit Susi, dem Wildschwein. Doch dann bemerkt er mehr und mehr, welchen Wert ein „zu Hause“ besitzt und bekommt Heimweh.
Ohne erhobenen Zeigefinger
Mit vielen direkten Ansprachen und Fragen wie etwa „Wart ihr auch schon mal sauer?“ wendet sich Alfred Büttner an sein Publikum und geht auf deren Antworten ein. Mehr und mehr wird den jungen Zuschauerinnen und Zuschauern klar: Gute Manieren erwartet man auch von anderen. Sie machen das Leben einfacher und schöner. Die Bandbreite reicht dabei von einem einfachen „Bitte“ und „Danke“ über gegenseitige Hilfsbereitschaft bis hin zum „in die Augen schauen“, wenn man miteinander spricht. Selten wurde gutes Benehmen auf solch vorbildliche und spielerische Weise ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt, dafür mit einem wahren Repertoire an unterschiedlich treffenden Stimmen.
Und schließlich macht es ja auch ein wenig stolz, wenn jemand wie Susi, das Wildschwein, am Ende zu Bauer Otto sagt: „Das gute Benehmen hat mir Tom beigebracht.“ Dieser war mit seiner neuen Freundin am Ende des Stücks nämlich zum Hof zurückgekehrt, hatte sich bei dem Bauern und der Kuh Kunigunde entschuldigt und Besserung gelobt.
Nebensätze kommen an
Auch wenn gute Umgangsformen dem erwachsenen Publikum meist schon bekannt waren, so trafen Nebensätze wie „Da haben Sie das Kindergeld aber leicht verdient, bei solch klugen Kindern “ die Eltern und „Wenn Schafe oder Männer traurig sind, dann heißt es, sie haben den Blues“ die männliche Spezies doch irgendwie schon. Den „Blues“ hatten Groß und Klein nach diesem Nachmittag sicher nicht, denn Alfred Büttner rief am Ende des Stücks dazu auf: „Seid manchmal wild und seid manchmal lieb.“
Das Korbtheater Alfred Büttner besteht seit 1989 und besitzt eine einzigartige Bühne aus Weidengeflecht.