Ein Pferd und eine alte Kutsche und was sich daraus entwickeln kann - in Bramberg kann man's sehen ...
Eckehard Kiesewetter Ebern — Eigentlich hat Leika anderes im Sinn; das Zugpferd könnten doch die anderen spielen. Schließlich gibt es jüngere Rösser im Stall. Die Stute mit ihren 25 Jahren ist auf Reiten spezialisiert und lässt sich deshalb nicht so mir nichts dir nichts vor einen Karren spannen. Erst recht nicht vor so ein altes Ding mit Holzrädern und hölzernem Kutschbock wie das, was da neuerdings vor dem Haus in Bramberg steht. Gut, höchstens mal so tun als ob, fürs Fotoshooting. Man ist ja schließlich kein Spielverderber! Versteht sich als reinrassiger Norweger eher als das beste Pferd im Stall. Fjordpferd genauer gesagt, so viel Zeit muss sein. Außerdem weiß die zehnjährige Anna-Lena Weidner genau, wie sie ihre wohlerzogene Pferdedame überzeugen kann: "Man muss nur mit ihr reden, das ist wichtig!"
Historisches Gespann
Die historische Kutsche soll jetzt für die Zeitung in Szene gesetzt werden. Da darf ein Pferd nicht fehlen. Solch ein uraltes Gefährt, Fuhrwerk, Pferdewagen oder Droschke oder wie auch immer, sieht man nicht alle Tage. Das Baujahr weiß niemand mehr zu sagen. Nach vielen Jahren im Einsatz und noch viel mehr Jahren auf ihrem Abstellplatz in der Scheune ist die Karosse gebrechlich geworden. Zum Ausrangieren aber trotzdem viel zu schade, findet die Besitzerfamilie Weidner im Eberner Stadtteil Bramberg. Mit Recht.
Der elfjährige Matthias hat den Wagen, den seine Oma Gertrud vor vielen, vielen Jahren mal in der damaligen DDR abgestaubt hatte, neuerlich abgestaubt. "Abgestaubt" im anderen Sinn. Nicht einfach mit dem Staubwedel, sondern gleich ordentlich mit einem Dampfstrahler.
Jetzt steht der historische Wagen als Prunkstück mit prächtigem Blumenschmuck auf den Sitzbänken am Parkplatz vor dem Haus und erfreut die Passanten.
Anna-Lena, die um ein Jahr jüngere Schwester von Matthias, hat ihre Leika mit einiger Überredungskunst vor den Wagen gelotst. Nun sieht's aus, als würde nochmals angespannt, als würden hohe Herrschaften durch den Ort chauffiert oder als ginge gleich die Post ab. Bruder Matthias ist der Kutscher, hoch oben auf dem Bock: "Hühott, Leika!" Im Spiel ist schließlich alles denkbar. Auch heute noch.