Anna Lienhardt Die immer sensibleren Messinstrumente zeigen es deutlich: Das Hinterhaus des Anwesens Lange Straße 22 ist in noch schlechterem Zustand als zunächst angenommen. Das Gebäude ist Teil eine...
Anna Lienhardt
Die immer sensibleren Messinstrumente zeigen es deutlich: Das Hinterhaus des Anwesens Lange Straße 22 ist in noch schlechterem Zustand als zunächst angenommen.
Das Gebäude ist Teil eines dreigliedrigen Ensembles, das derzeit von der Mediengruppe Oberfranken (MGO) saniert wird. Auch das Nachbarhaus mit der Hausnummer 24 wird hergerichtet. Dort sollen hochwertige Gewerbeimmobilien entstehen und der Eingang zu den Theatergassen optisch aufgewertet werden.
Ursprünglich war gedacht, auch das Hinterhaus - ein historischer Seitenflügel - zu erhalten. Dann habe sich aber herausgestellt, dass mehr Material als gedacht marode sei, wie Baureferent Thomas Beese in der Sitzung des Bau- und Werksenats sagte. "Deswegen lautet der neue Antrag jetzt auf Rückbau."
Heißt: Der Seitenflügel wird nicht mehr saniert, sondern abgerissen und neu gebaut. Der Entwurf sieht ein Erdgeschoss mit zwei Obergeschossen vor, in die Gastronomie einziehen soll. Im Bausenat entbrannte dann zwischenzeitlich eine Debatte über die große Frage: Bis zu welchem Grad an Verschleiß sollte historische Bausubstanz erhalten werden?
Am Ende stimmten fast alle Stadträte für den Abbruch des Hauses und schlossen sich der Meinung der Denkmalschutzbehörden an. Einzige Ausnahme: FDP-Stadtrat Martin Pöhner, der ein flammendes Plädoyer für den Erhalt des Laubenganges gehalten hatte. Trotzdem entschied sich die Mehrheit, wenn auch schweren Herzens, für den Abriss. Von der Unteren Denkmalschutzbehörde etwa heißt es: "Vor dem Hintergrund der neu gewonnenen (...) Erkenntnisse zur Beschaffenheit der historischen Bausubstanz (...) käme eine Sanierung im Bestand eher einem Neubau beziehungsweise einer Rekonstruktion gleich, die nicht im Sinne der Denkmalpflege zum Schutze des Erhalts originaler, authentischer Bausubstanz liegt."
Auch Bambergs Stadtheimatpfleger Stephanie Eißling und Andreas Dornheim sind wehmütig: Ein Erhalt des Seitenflügels sei "leider nicht mehr sinnvoll". Ein neues Gebäude mit "applizierten Bögen" sei nicht das Ziel.
Der Gedanke des historischen Laubengangs soll im Neubauentwurf in Veranden wieder aufgenommen und interpretiert werden, wie Architekt Markus Hirt erklärt. Der Ersatzbau wird in Holzbauweise in Anlehnung an die alte Konstruktion geplant.
Was bedeutet die ungeplante Änderung für den Baufortschritt? "An der Zeitschiene ändert sich nichts", so Robert Schmidtlein, Geschäftsführer Finanzen und Service bei der MGO. Termin für die Fertigstellung des Gesamtprojektes bleibt der Herbst 2019. Schmidtlein merkt an, dass ein Neubau einfacher zu realisieren sei, als alte Substanz zu erhalten und parallel neu zu bauen. Wie geht es jetzt weiter? "Nachdem der Abbruch genehmigt ist, ist der Auftrag an den Architekten, das gesamte weitere Vorgehen mit dem Baureferat abzustimmen", sagte der Behördensprecher Claus Reinhardt auf Anfrage.