Die lokalen Abgeordneten stellten sich dem Zorn der Bauern und zeigten Verständnis für deren Probleme. Schnelle Lösungen konnten sie ihnen jedoch nicht versprechen.
Die Lösung aller ihrer Probleme hatten die Landwirte wohl nicht erwartet, als sie die regionalen Abgeordneten zur Zukunftskonferenz ins Gustav-Dietrich-Haus einluden. Sie konnten aber ihren Vertretern in Land und Bund eine klare Botschaft mitgeben, die BBV Kreisobmann Martin Flohrschütz zusammenfasste: "Wir sind Teil der Lösung."
Geht es um Klimaschutz, Erhalt der Artenvielfalt, Insektenschutz oder Nitrat im Grundwasser wollen die Landwirte sich keineswegs aus der Verantwortung stehlen. Sie machten aber mit vielen Argumenten deutlich, dass sie sich auch nicht für alles die alleinige Schuld in die Schuhe schieben lassen wollen.
Auch wenn sie erleben müssen, dass ihren Kindern in der Schule vorgehalten wird, Landwirte seien Brunnenvergifter, Bienenmörder und Tierquäler, sind es aktuell noch ganz andere Sorgen, die die Bauern im Coburger Land - und nicht nur hier - umtreiben. Es ist die Angst, ihre Existenz zu verlieren, ihre Betriebe nicht mehr an die nächste Generation weitergeben zu können.
Warum sie das fürchten, erklärten sie dem Bundestagsabgeordneten Hans Michelbach (CSU) und den Landtagsabgeordneten Martin Mittag (CSU), Martin Böhm (AfD) und Michael Busch (SPD) deutlich. Es kann kaum in Betriebe investiert werden. Die Baukosten explodierten in der Folge von immer strengeren Auflagen. Vor allem aber ist die Unsicherheit groß, wie überhaupt gebaut werden kann. Axel Roth, junger Landwirt und engagiert in der Bewegung Land, schafft Verbindung: "Wenn ich heute zwei Millionen Euro in die Hand nehme, um einen neuen Stall zu bauen, dann muss ich mich darauf verlassen können, dass ich ihn in fünf Jahren auch noch nutzen kann." Genau diese Planungssicherheit vermissen die Landwirte aber in vielen Bereichen.
Ausbildung infrage gestellt
Was sie als gute fachliche Praxis in jahrelanger Ausbildung gelernt haben, wird plötzlich von vielen Seiten infrage gestellt. Gesetzliche Vorschriften, etwa zur Gülleausbringung, orientieren sich nicht mehr an den Zeiträumen, wann die Pflanzen den Stickstoff aus dem Naturdünger aufnehmen können, sondern werden nach ihrer Einschätzung willkürlich auf immer weniger Zeit und erlaubte Flächen zusammengestrichen. Um dem folgen zu können, müssten die Betriebe neue Güllegruben bauen - die Vorschriften dafür blieben aber lange unklar.
Großer Kritikpunkt: Der Umgang mit Messungen der Nitratwerte im Bodenwasser wird völlig unterschiedlich gehandelt. Während Deutschland die schlechtesten Messwerte an die EU meldet, geben andere Länder Durchschnittswerte weiter, kritisierte Stellvertretender BBV Kreisobmann Wolfgang Schultheiß.
Deutschland verurteilt
Dass dadurch die Werte in Deutschland vielfach schlecht sind, führte nach Klagen aus den Niederlanden und Dänemark dazu, dass der Europäische Gerichtshof Deutschland zu Strafzahlungen von über 800 000 Euro pro Tag verurteilte. Andere kritisierten, dass bei der Belastungen von Flüssen nicht die Einleitungen aus Kläranlagen berücksichtigt, sondern alle Belastungen der Landwirtschaft zugerechnet werden.