Es gibt mit Blick auf die Kreisfinanzen keinen Grund zur Panik, wohl aber Grund zur Sorge, wie einige Kreisräte bei der Jahresabschlusssitzung des Kreistags anmahnten. So stimmten nicht alle Gremiummitglieder dem Kreishaushalt zu.
Andreas Lösch Mit rund 80 Millionen Euro Volumen ist der Kreishaushalt für das kommende Jahr so hoch wie nie, und - so sagte es CSU-Fraktionsvorsitzender Günther Geiling bei seiner Haushaltsrede gleich zu Beginn - auch die Kreisumlagensumme ist so hoch wie nie (über 40 Millionen Euro), so dass im Haushalt "also jeder zweite Euro von den Gemeinden finanziert werden muss".
Und das, obwohl der Hebesatz für die Kreisumlage um 1,7 Prozent gesenkt wird. Weil aber gleichzeitig die Umlagegrundlage für die Kreisumlage um 13,4 Prozent steigt, ergeben sich für die Kommunen 3,4 Millionen mehr Abgaben. "Aber auch die Gemeinden profitieren ja ebenfalls von diesen höheren Umlagegrundzahlen - natürlich in unterschiedlicher Weise - bei ihrer Gewerbesteuer, den höheren Schlüsselzuweisungen und anderen Parametern", sagte Geiling.
Mammutaufgabe
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Als "Mammutaufgabe" bezeichnete Geiling die Krise der Haßberg-Kliniken - ein Problem, dass so ziemlich alle Kreisräte umtreibt und das den Haushalt seit sechs Jahren außerordentlich belastet.
Birgit Bayer, Fraktionssprecherin der Wählergemeinschaft Haßberge, sah hier dringenden Handlungsbedarf: "Die Haßberg-Kliniken machen uns trotz Weichenstellungen großes Kopfzerbrechen. Wir werden weiterhin hohe Defizite haben", sagte Bayer. Zuletzt belief sich das Krankenhäuserdefizit auf drei Millionen Euro jährlich, das Minus in der Bilanz hat der Landkreis als kommunaler Träger stets ausgeglichen. "Besonders kritisch sehen wir die Verschuldung der Kliniken." Die Gesamtverschuldung des Landkreises Haßberge belief sich 2018 "auf fast 36 Millionen Euro, der Anteil der Kliniken daran betrug 19,15 Millionen, das entspricht 53 Prozent der Gesamtverschuldung", kritisierte Bayer.
Auf den Prüfstand!
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Bedingt durch die Baumaßnahme und Sanierungen der Schulen (die nach Ansicht der Wählergemeinschaft "unerlässlich" sind), "wird sich die Verschuldung des Landkreises in den nächsten Jahren erhöhen und dann muss daneben noch die hohe Verschuldung der Kliniken gestemmt werden. Der Kreishaushalt wird über Jahre hinaus extrem belastet sein." Damit laufe man Gefahr, "dass unsere Handlungsfähigkeit immer mehr eingeschränkt wird, wenn es uns nicht gelingt, hier eine Lösung zu finden", so Bayer. Das Sanierungskonzept der Haßberg-Kliniken sei von fast allen Mitgliedern des Kreistags mitgetragen worden. "Allerdings hat es bis jetzt noch nicht wirklich gegriffen und es muss wieder auf den Prüfstand", forderte die Kommunalpolitikerin.
"Nicht auf Rosen gebettet"
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Landrat Wilhelm Schneider hatte bei seiner Rede zum Haushalt 2019 freilich auch auf die hohen Kosten, die die Krankenhäuser sowie die Medizinische Versorgungszentren GmbH dem Landkreis verursachen, hingewiesen. Für die Planungen seien deswegen Fördermittelzuweisungen weiterhin von Bedeutung. Geld ausgeben - auch mit Blick über 2019 hinaus - will und muss der Landkreis aber trotzdem: "Für die kommenden Jahre ergeben sich insgesamt Investitionskosten von weit über 75 Millionen Euro", sagte Schneider. "Und das, obwohl unser Landkreis finanziell nicht auf Rosen gebettet ist."
Holger Baunacher (Junge Liste) sagte, dass die hohen Ausgaben für die Schulen "die richtige Richtung" sind, "die Investitionen sind nötig". Gleichwohl klang bei ihm wie bei allen Fraktionssprechern ein kritisches Wort in Bezug auf die Haßberg-Kliniken durch. Konkret sagte etwa Jürgen Hennemann (SPD) über die jährlichen Verluste: "Ich bin der Meinung, wir können in dieser Größenordnung nicht immer die Defizite decken. Wir können nicht jedes Jahr drei Millionen und/oder mehr drauflegen."