Kronach und Köln: Zwei Städte im Zeichen der Pandemie

2 Min

Ist das wirklich erst zwei Monate her? Tatsächlich. Am 31. Januar erschien im Fränkischen Tag letztmals ein Artikel mit meinem Namen in der Autorenzeile. Trotzdem kommt es mir vor, als sei er in einer...

Ist das wirklich erst zwei Monate her? Tatsächlich. Am 31. Januar erschien im Fränkischen Tag letztmals ein Artikel mit meinem Namen in der Autorenzeile. Trotzdem kommt es mir vor, als sei er in einer anderen Epoche veröffentlicht worden. Und vielleicht ist er das ja auch. Das läge dann am Thema des Artikels: das Coronavirus.

Als ich den Text schrieb, waren weltweit - zumindest offiziell - gerade einmal 6000 Menschen positiv auf die Lungenkrankheit Covid-19 getestet worden. Meist in China. Von einer Pandemie war noch keine Rede. Von Ausgangssperren in Bayern erst recht nicht. Weil wenige Tage zuvor im Landkreis Landsberg am Lech auch der erste deutsche Infizierte bestätigt wurde, entschieden wir uns in der Redaktion dazu, das Thema auch lokal aufzugreifen. Unter anderem, um zu erklären, wie die Frankenwaldklinik auf das langsam näher rückende Virus vorbereitet ist.

Inzwischen ist es für das medizinische Personal längst mehr als nur Theorie. Zuletzt sei die Zahl der Corona-Infektionen auf 54 angestiegen, habe ich auf inFranken.de gelesen. Denn mittlerweile sorge ich nicht mehr selbst für die Inhalte des FT oder seines Online-Portals, sondern bin auf die konsumierende Seite gewechselt. Auch nach meiner Rückkehr ins heimische Rheinland will ich schließlich noch wissen, was im Landkreis passiert ist. Erst recht in Zeiten von Corona.

Geführt hat mich mein Jobwechsel in eine Stadt, die sich glücklich schätzen würde, "nur" 54 Corona-Infizierte verzeichnen zu müssen. Tatsächlich hat Köln aber mit 1657 Infizierten (Stand: 3. April) die meisten in Nordrhein-Westfalen. Eine der Folgen: nur äußerst spärlich gefüllte Straßen. Sich im Berufsverkehr hinters Steuer zu setzen, hatte in Vor-Corona-Zeiten noch ähnlich viel Spaß gemacht, wie in einer Kölsch-Kneipe mit einem Fortuna-Düsseldorf-Schal um den Hals nach einem Altbier zu fragen. Ohne die Pendler und einkaufswilligen Kunden lässt sich der Wagen hingegen äußerst entspannt durch die Stadt lenken.

Auf mein Auto möchte ich derzeit aber auch wirklich nicht verzichten müssen. Zwar kann ich den Großteil meiner Arbeit von Zuhause aus erledigen, zweimal ließ es sich in den vergangenen drei Wochen allerdings nicht verhindern, persönlich vor Ort zu sein. Den sonst täglich genutzten Zug meide ich als Fortbewegungsmittel inzwischen lieber. Anstatt alle 20 Minuten, fahren die S-Bahnen nun nur noch einmal die Stunde - und sind entsprechend deutlich voller.

Wie abrupt sich eine Szenerie ändern kann, ist mir erst vor wenigen Tagen bei meiner Autofahrt quer durch Köln aufgefallen. Leer sind die Straßen der Millionenstadt nämlich nicht überall. Anders als in Bayern gibt es hier zwar keine Ausgangssperre, allerdings verbietet eine Kontaktsperre Zusammenkünfte von mehr als zwei Personen. Wer dagegen verstößt, muss seit vergangener Woche mit einem Bußgeld von 200 Euro rechnen.

Einigen scheint aber nicht nur ihre oder die Gesundheit anderer egal, sondern auch eine mögliche Strafe. Wo einstmals der Kölner Festungsring verlief, befinden sich inzwischen Grünzonen, die sich in einer Art Halbkreis um die Stadt legen. Grüngürtel nennen die Kölner diese Flächen. Und wenn die leer waren, rufen Kölner im Karneval nicht Alaaf, sondern Helau. Da stießen kleinere Gruppen in der Mittagssonne auf der Picknickdecke fröhlich mit den Bierflaschen an, Kinder tobten munter über die Wege oder mit dem Fußball über die Wiese. Manche scheinen den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen zu haben.

Trotzdem beschleicht mich immer mehr das Gefühl, dass die Welt nach der Pandemie eine andere sein wird. Eine andere als noch vor zwei Monaten. Mit Folgen, die über den gesundheitlichen Aspekt weit hinausgehen.