Das Pädiatrische Trainingszentrum Oberfranken ist ein Schulungszentrum für Kindernotfälle jeglicher Art. Vision ist es, die bestmögliche Erstversorgung von Kindern sicherzustellen, um die Überlebenschancen zu erhöhen.
So etwas hatte der Fachkinderkrankenpfleger noch nicht gesehen: Das zweieinhalbjährige Mädchen kam mit Verbrühungen auf der Brust ins Klinikum. Die Mutter hatte ihm Zahnpasta auf die Wunde geschmiert - ein Tipp aus dem Internet. "Wir mussten die Wunde zuerst einmal reinigen. Das Kind hatte solche Schmerzen. Das war unwürdig", erinnert sich Sebastian Schwering.
Es sind diese Beispiele von falscher, wenn auch gut gemeinter Ersthilfe, die letztendlich zur Gründung des Pädiatrischen Trainingszentrum Oberfranken (PTO) geführt haben.
Angst nehmen
" Unser Ziel ist es, die Angst vor Kindernotfällen zu nehmen und das nötige Know-how zu vermitteln, um mit jeder Art des Kindernotfalls professionell und fachgerecht umgehen zu können", sagt Schwering, der zusammen mit dem Fach- und Notarzt für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Sàndor Szima, und dem Rettungssanitäter Philipp Tausch den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat.
In der Digitalen Manufaktur in Rödental haben die drei im vierten Stock des Backsteinturms (ehemaliges Goebel-Werk) ein Büro mit Schulungsraum angemietet.
Neben ihrer Tätigkeit in der Kindernotaufnahme am Klinikum haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, Eltern, Großeltern, aber eben auch Rettungssanitätern, Arzthelferinnen, Pflegekräften und Notärzten in "Erste Hilfe fürs Kind" zu schulen (Nächster Kurs: 6. November). Selbst eine Kreißsaal-Notfall-Schulung für Hebammen steht auf dem Programm.
In-House-Schulung
Zwei Stunden dauert ein Kurs, in dem die wichtigsten Handgriffe und Verhaltensregeln vermittelt werden. Wie können Drei-Monats-Koliken gelindert werden? Wann wird Fieber gefährlich? Was tun bei allergischen Reaktionen? Was hilft bei Verbrennungen? Wie geht die stabile Seitenlage? Was ist bei Stürzen zu beachten? Wie reanimiere ich mein Kind? Wie fest darf ich auf den Brustkorb drücken? Kann ich den plötzlichen Kindstod verhindern? Für all diese Fragen gibt es Raum - und am Ende ein Handout.
"Prävention und Aufklärung ist so wichtig, damit die Erstversorgung bestmöglich gelingen kann", sagt Schwering, der seit acht Jahren in der Kinderambulanz arbeitet. "Manchmal kommen die Kinder unterversorgt, manchmal überversorgt an. Die Angst, etwas falsch zu machen oder nicht zu wissen, was zu tun ist, sitzt bei den Eltern tief."
Um die Hemmschwelle möglichst gering zu halten, bietet das pädiatrische Team auch In-House-Schulungen an. Das heißt, sie kommen für einen Kurs auch gerne nach Hause. Bis zu acht Personen aus dem Familien- und Freundeskreis können daran teilnehmen. Als Start-up-Unternehmen in der Digitalen Manufaktur gehören auch Online-Schulungen zu ihren Angeboten. "Daran arbeiten wir noch, wollen aber per Videokonferenzen und kurzen Filmsequenzen Erste-Hilfe-Trainings ins Programm nehmen", verspricht Schwering, der zusammen mit Dr. Szima seit Jahren freier Dozent an der Notfallsanitäterschule in Bayreuth ist.