Das Interesse am falschen Kardinal aus Kuba war groß. Dieser wollte gegen eine gegen ihn verhängte Geldstrafe vorgehen. Doch letztlich warteten alle vergeblich auf den Hauptprotagonisten.
Eine gewisse Aufregung herrschte am Freitag im Saal 14 des Lichtenfelser Amtsgerichts, denn die Frage lautete: Wird Juan de la Caridad Garcia Rodriguez kommen?
So nannte sich nämlich der vermeintlich oder tatsächlich 71-jährige Mann, der sich im vergangenen April am Obermain als Kardinal aus Kuba ausgab. Der Fall geisterte durch die heimische Presse, und so bekamen weitere Journalisten von dem Prozess um Abzeichen- und Titelmissbrauch Wind. Anberaumt war der Prozess um 9 Uhr. Fotografen und Kameraleute reisten aus Würzburg und Nürnberg an. Auf einem Mikrofon konnte man lesen, wer sich alles für diesen Fall interessierte: RTL, VOX, n-tv.
Höhe der Strafe ist nicht bekannt
Dass er kommen würde, damit hat man rechnen müssen, denn immerhin bestand der 71-Jährige auf diese Verhandlung. Er war es, der eine gegen ihn wegen dieser Form der Hochstapelei ausgesprochene Geldstrafe nicht auf sich beruhen lassen wollte. Wie hoch diese genau war, blieb das Geheimnis der Staatsanwaltschaft. Jedoch lag die Anzahl der verhängten Tagessätze mit 90 recht hoch. Wo genau sich der Mann aufhält, der einst ankündigte, sowohl gegen die Lichtenfelser Polizei als auch gegen den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick vorgehen zu wollen, das konnte niemand sagen. Festgesetzt war er schließlich nicht.
Es wurde 9 Uhr und es gab noch keine Spur von dem falschen Kardinal. Ein Kameramann hatte die Idee, für den Fernsehbericht den gerade leer gebliebenen Platz auf der Anklagebank zu filmen, um im Falle eines gänzlichen Fernbleibens des Angeschuldigten dennoch sendefähiges Material zu haben.
Unterdessen berichtete eine Klosterlangheimerin, die noch für den Zeugenstand vorgesehen war, während der Prozessunterbrechung davon, wie sie selbst dem falschen Kardinal begegnete, skeptisch wurde und ihn darum testweise auf Spanisch ansprach. "Der hat aber in perfektem Spanisch geantwortet", sagte die Frau.
Einspruch wurde verworfen
Man wartete noch fünf Minuten und wartete weiter, ehe Richterin Daniela Jensch feststellte: "Der hat uns versetzt, der Gute." Die Zeugen blieben ungehört. Der Einspruch des falschen Kardinals wurde somit verworfen, und er hat den Betrag, gegen den er ursprünglich vorgegangen ist, zu zahlen. Ob er es auch tun wird, ist eine andere Sache.