Forstwirtschaft Auch weil die Politik lange untätig geblieben ist, ist der Norden Bayerns schlimmer vom Borkenkäfer betroffen, sagt ein Experte.
Durch die Schluchten der Einberger Schweiz schiebt sich ein Königstiger. Keine Raubkatze ist da unterwegs, sondern eine Forstmaschine der Bayerischen Staatsforsten (BaySF). Gesteuert wird das Kettenfahrzeug von Rainer Langsteiner, der mit dem Harvester Baum für Baum fällt und entastet. Es geht nicht darum, schnell viel Holz für den Verkauf zu beschaffen. Revierleiter Fabian Hecker hat ihn hier hin geschickt, weil der Borkenkäfer Hunderte Bäume befallen hat. Sie müssen gefällt werden.
Es waren die Dürrejahre 2018 und 2019, die die Bäume schwächten und zur massenhaften Vermehrung des Käfers führten. 2020 setzte sich das Problem fort - und es ist bis heute nicht ausgestanden. Die Schäden sind quer durch Franken und Südthüringen enorm. Nicht in Südbayern. Dass der Freistaat gespalten ist in der Käferkalamität, sehen Waldbauern als Grund, dass ihnen erst spät geholfen wurde. Das machte Wolfgang Schultheiß als Vorsitzender der Waldbauernvereinigung Coburger Land schon Ende 2019 gegenüber dem Vorsitzenden des agrarpolitischen Ausschusses im Landtag Martin Schöffel (CSU) deutlich, als er ihn in die Wälder des Coburger Landes führte: "Andere Bundesländer setzen die Bundeswehr ein und in Bayern weiß man gar nicht, was in Franken los ist. Es kommt keiner, der sich umschaut."
Die Botschaft kam an. Jetzt werden Kräfte aus dem Süden in Franken eingesetzt, um bei der Bekämpfung des Käfers zu helfen. Auch im Forstbetrieb Coburg der BaySF helfen Leute aus dem Forstbetireb München der BaySF. Es gibt reichlich zu tun. "Wir entnehmen rund 600 Festmeter auf einer Fläche von etwa zwei Hektar", sagt Fabian Hecker allein für das Gebiet der Einberger Schweiz. Nicht jeder Spaziergänger zeigt dafür Verständnis. "Ist das noch naturnah, was Sie da machen", werden die Forstleute gern gefragt. Albert Schrenker, Leiter des Forstbetriebs Coburg der BaySF, versichert im Gespräch mit solchen Kritikern stets: "Glauben Sie mir, ich mache das nicht gern. Ich muss das machen." Er weiß um die Empfindlichkeit der Waldfreunde, gerade in einem so stark frequentierten Naherholungsgebiet wie dem Einberger Wald.
Der Königstiger - die Forstmaschine heißt wirklich so - kann sich nur auf den vorhandenen Maschinenwegen vorwärtsbewegen, nicht an den steilen Hängen und Felsen. Äste und Reisig der gefällten Bäume legt er vor sich auf den Weg, um den Boden zu schonen. Für Fußgänger wird es danach schwierig, durchzukommen. Doch das bleibt nicht so. "Wenn das Holz abtransportiert ist lasse ich das alles mulchen, dann ist der Weg wieder gut begehbar", versichert Fabian Hecker. Und weil die Felsen, die hinter den Fichten verborgen lagen, jetzt wieder freigestellt sind, wird die Einberger Schweiz für Wanderer noch attraktiver, ist er überzeugt.
Schnelligkeit zählt
Hätte der Einsatz gegen den Käfer früher erfolgen können, wären vielleicht nicht so viele Bäume betroffen gewesen. Doch zurzeit ist es oft nicht leicht, schnell Maschinen und Menschen für solche Einsätze zu bekommen. Rainer Langsteiner mit seinem Harvester hat einen Trupp von Forstwirten zur Unterstützung an seiner Seite. Andreas Hammer, Paul Stadler, Stefanie Schmaus und Johannes Ebert vom Forstbetrieb München. In Südbayern hält sich das Käferproblem schließlich sehr in Grenzen. Sie sind daher für sechs Wochen zur Unterstützung nach Franken gekommen. Und sie sind nicht die einzigen.