Ruhestand Der ehemalige Nordhalbener Bürgermeister hat seit einem Jahr mehr Zeit für die Familie sowie für Haus und Garten.
von unserem Redaktionsmitglied
Friedwald Schedel
Kronach — Der Stachel sitzt tief. Ein bisschen ärgert es Josef Daum immer noch, dass er vor gut einem Jahr als Bürgermeister von Nordhalben abgewählt worden ist. Über vier Jahrzehnte hatte er sich als geschäftsleitender Beamter und als Bürgermeister in den Dienst seiner Heimatgemeinde gestellt, sich 60 bis 80 Stunden pro Woche abgerackert - und dann wurde er bei der Wahl im Jahr 2014 in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Das war bitter für ihn.
Josef Daum sieht sich als Opfer einer Kampagne des politischen Gegners, der ihn todkrank geredet habe. Da hätten die Bürger sicherlich gedacht, dass sie ein Gemeindeoberhaupt, das immer wieder längere Zeit dienstunfähig sei, nicht unterstützen könnten, sinniert Daum. "Es ist richtig. Ich war schwer krank, aber das ist Vergangenheit. Ich bin topfit", betont der Ex-Bürgermeister.
Als zweiten Grund für seine Abwahl vor einem Jahr sieht er die Diskussion um das Regenüberlaufbecken. Daum ist überzeugt davon, dass der Markt Nordhalben diese staatliche Vorgabe erfüllen müsse, egal, was der politische Gegner da vorher erzählt habe. Er, Daum, habe es geschafft, die Größe des Regenüberlaufbeckens von 800 auf 380 Kubikmeter reduzieren zu dürfen. Davon sei jetzt nicht mehr die Rede.
Die Betriebserlaubnis für das alte Regenüberlaufbecken sei Ende vergangenen Jahres abgelaufen, die der Kläranlage laufe heuer ab. "Da muss sich dringend etwas tun", fordert der Ex-Bürgermeister. Er beobachte die Entwicklung sehr intensiv, "denn Nordhalben liegt mir am Herzen. Mir geht's um meinen Heimatort, weil ich sehe, welche Chancen der Markt verspielt."
Die Früchte der Arbeit Warum wollte er eigentlich nach schwerer Krankheit und so vielen Dienstjahren noch weitermachen, obwohl er bei der Wahl kurz vor der Altersgrenze stand? Diese Frage hat sich Josef Daum oft anhören müssen. Sein Beweggrund sei gewesen, dass er noch diverse Projekte habe weiterführen wollen. "Wenn Du jahrelang um eine bessere Finanzausstattung kämpfst und dann die Früchte Deiner Arbeit ernten kannst, dann willst Du das einfach fortführen", beschreibt Josef Daum den Entschluss, nach überstandener Krankheit den Stressjob als Bürgermeister fortzuführen. Schließlich habe er Strukturhilfen von einer Million Euro pro Jahr für vier Jahre durchgekämpft. "Ich hatte die notwendigen Verbindungen und die Türen aufgemacht, um an Gelder zu kommen", ist er sich sicher. Dadurch, dass er die Arbeit als Geschäftsleiter mitgemacht habe, habe die Gemeinde zudem viel Geld gespart.
Seit einem Jahr kann es Josef Daum ruhiger angehen lassen, hat mehr Zeit für seine Familie, für das schmucke Haus und den großen Garten mit einem riesigen Gartenteich. Darin tummeln sich viele Kois, deren Zahl dank der guten Pflege Daums rasant angewachsen ist.
"Das ist schon hart, wenn Du von 180 auf Null runtergeholt wirst", sinniert Daum und es klingt ein wenig Verbitterung in der Stimme. Dann zeigt er auf einen großen Stapel mit kurzen Baumstämmen. "Meine nächste Arbeit", sagt Josef Daum mit einem Schmunzeln und freut sich schon aufs Brennholzmachen. Darüber darf er natürlich das Training "seiner" Basketballdamen nicht vergessen, die er seit vielen Jahren coacht.
Außerdem ist Josef Daum als Zweiter Vorsitzender im Hauptvorstand des Frankenwaldvereins stark eingebunden. Nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden war er besonders gefordert. Doch auch den neuen Vorsitzenden wird er tatkräftig unterstützen müssen.
"Das hätte ich nie gemacht!" Wer den langjährigen Kommunalpolitiker kennt, der weiß, dass er sich nicht ganz aufs Altenteil zurückziehen kann. Sein in Jahrzehnten erworbenes immenses Wissen im Kommunalrecht stellt er gerne Abgeordneten seiner Partei, der CSU, zur Verfügung. Für die hatte er schon den einen oder anderen guten Tipp oder Rat auf Lager.
Der Ex-Bürgermeister lässt es sich auch nicht verbieten, seine Ansichten über die Kommunalpolitik zu äußern. "Was ich nicht nachvollziehen kann, ist der Quasi-Ausstieg Nordhalbens aus dem Oberen Rodachtal. Das hätte ich nie gemacht", hat Daum nur ein Kopfschütteln dafür übrig, denn die interkommunale Zusammenarbeit sei heutzutage das Wichtigste. "Nordhalben hat dadurch Städtebauförderungsmittel vertan - und hohe Zuschüsse für die Beratung von Bürgern bei privaten Sanierungsmaßnahmen", ärgert sich Josef Daum. Doch dann huscht wieder ein Lächeln über sein Gesicht, denn die Fische im Gartenteich haben die Silhouette ihres Chefs erkannt und betteln um Futter.