Pettstadts Standesamt registrierte im vorigen Jahr so viele Neugeborene wie noch nie. Um dem Platzbedarf in der Kita gerecht zu werden, kommt jetzt das Haus des früheren Zweiten Bürgermeisters ins Spiel.
Als überdurchschnittlich alternde Gemeinde wurde Pettstadt in einer Bevölkerungsprognose für den Landkreis Bamberg vor wenigen Jahren demografisch eingeordnet. Kaum war diese unerfreuliche Perspektive in unserer Zeitung im gemeindlichen Mitteilungsblatt verbreitet - Bürgermeister und Gemeinderat kauten noch an dieser Hiobsbotschaft -, da bereiteten sich die jungen Paare in der Nachbarschaft zum Oberzentrum das Vergnügen, die Demografen eines Besseren zu belehren. Folge: Pettstadts Standesamt registrierte im vorigen Jahr so viele Neugeborene wie noch nie - 29!
Run auf die Kita
Diese vielen freudigen Ereignisse lösten in der Gemeindeverwaltung Aktivitäten aus, denn wie heutzutage üblich, meldeten die werdenden Eltern noch während der Schwangerschaft Platzbedarf in der Kindertagesstätte an. Von den 29 im Vorjahr geborenen Buben und Mädchen sind denn auch schon 20 in die Liste eingetragen, um nach den Sommerferien 2017 die örtliche Kita mit Leben zu erfüllen. Es kam, wie es kommen musste - die Kita braucht mehr Platz. Und da Familienfreundlichkeit für Bürgermeister Jochen Hack (FWG) und seinen Gemeinderat höchste Priorität hat, bekommt die Kita den nötigen Raum auch, selbst wenn die Zeit der Vorbereitung enorm kurz ist. Die Lösung des Problems lag erfreulich nahe, auf der anderen Straßenseite: Per Zufall steht gegenüber dem Kindergarten St. Anna ein geeignetes Wohngebäude leer und zur Verfügung. Es gehörte dem "Schuberts Jof". Der im vorigen Jahr zur ewigen Ruhe gebettete ehemalige Zweite Bürgermeister Josef Schubert hätte sich das wohl nicht in seinen kühnsten Träumen ausgemalt, dass sich in seiner guten Stube mal eine ganze Kindergartengruppe tummeln würde. Allerdings hatte er der Gemeinde ein Vorkaufsrecht zugedacht, um sein Grundstück "später mal" in das geplante Gemeindezentrum mit Bibliotheksgebäude und seniorengerechter Wohnanlage einzubringen. Der Erbe hielt sich an die Zusage und verkaufte der Gemeinde sein Elternhaus nebst Umgriff. Und da es der Investor der Wohnanlage momentan nicht dringend benötigt, kann das kleine, noch immer schmucke Einfamilienwohnhaus mit seinem gepflegten Garten vorübergehend einer völlig anderen Zweckbestimmung zugeführt werden: Es wird die Vorschulgruppe des Kindergartens St. Anna aufnehmen, teilte Bürgermeister Jochen Hack nach Rücksprache mit der Kindergartenleitung und der Katholischen Kirchenstiftung, die den Kindergarten betreibt, mit. Auf diese Weise werde im Kindergarten Platz für die Einrichtung einer zweiten Kita-Gruppe geschaffen, die nach Ansicht des Geschäftsleiters Roland Hack wohl auf Dauer nötig sein wird.
Es gibt einiges zu tun
Mittel- oder langfristig werde man den Raumbedarf des Kindergartens eventuell durch eine Aufstockung des Gebäudes decken müssen, nachdem der vor wenigen Jahren eröffnete Waldkindergarten, eine "Außenstelle" von St. Anna, bereits bis auf die Kapazitätsgrenze von 20 Plätzen erweitert worden ist.
Jetzt will die Gemeinde etwa 40 000 Euro investieren, um das Schuberts-Haus für den Kindergartenbedarf herzurichten. Es könnte weniger sein, wenn nicht vorschnell die Heizung einschließlich Kessel, Tank und Heizkörper ausgebaut und verkauft worden wäre: Das Gebäude war ja der Spitzhacke geweiht, es sollte bald abgerissen werden. Der zusätzliche finanzielle Aufwand bringt den Pettstadter Kämmerer nicht in Verlegenheit. Es falle ungleich schwerer ins Gewicht, dass die Gemeinde das Zehnfache, 400 000 Euro, Staatszuschuss für die Schulhauserweiterung um einen Kinderhort vorfinanzieren müsse.
Auch an diesem Projekt zeigt sich der Kinderreichtum der 2000-Einwohner-Gemeinde am Rande des Steigerwalds, denn woanders müssen ländliche Grundschulen mangels Schüler geschlossen werden. Ob die Demografen ihre Prognose bezüglich Pettstadt noch mal überprüfen möchten?