Laut Hennemann geht es der Bevölkerung "um möglichst pflegefreie Urnengrabanlagen, die den Angehörigen und Nachkommen keine Last hinterlassen". Solche Anlagen könnten in ausgewiesenen Waldfriedhöfen, genauso aber auch in einigen der bestehenden 15 Friedhöfe der Stadt entstehen. Urnengräber unter Bäumen bieten sich laut Hennemann "beispielsweise in Ebern, Bramberg und Brünn an, unter Obstbäumen in Unterpreppach, auf Wiesenflächen in Eyrichshof, Jesserndorf und weiteren Friedhöfen". Zudem stünden der Stadt als großem Waldbesitzer eigene Flächen für den Betrieb eines Waldfriedhofs zur Verfügung.
Während sich der Bürgermeister und die Verwaltung in ihrer Ablehnung früh auf ein Kontra festgelegt haben, zeigten sich zahlreiche Ratsmitglieder durchaus offen für das "Projekt Begräbniswald". Laut FT-Informationen fanden drei Zusammenkünfte des Ausschusses statt, bei denen unter anderem Rechtsexperten und die Ortsgeistlichen gehört wurden.
Aus Sicht der Pfarrer gab es demnach grundsätzlich nichts gegen einen Waldfriedhof einzuwenden. Beerdigungen seien auch ohne Priester möglich, beispielsweise durch sogenannte Bestattungshelfer". Allerdings besteht die katholische Kirche darauf, dass die Grabplätze nicht anonym bleiben dürfen.
In Trappstadt besuchte der Ausschuss, begleitet von weiteren Stadtratsmitgliedern, den von Ehrenamtlichen betriebenen Naturfriedhof St. Ursula - ein Modell, das offenbar vielen zusagte.
Hier allerdings hakt Hermann von Rotenhan ein, der von einem "parkartigen Friedhof" spricht, einem "Mittelding zwischen einem Begräbniswald und einem normalen städtischen Friedhof". "Begräbniswald-Light", sagt Rotenhan. Betrieben werde die Anlage von Freiwilligen und einem tüchtigen Vorstand, wobei unklar sei, ob dies auch in 20 oder 50 Jahren noch so funktioniert. Der Eyrichshöfer Schlossbesitzer stellt in Frage, "ob dies Modell von vorgestern zukunftsträchtig ist und in den kommenden 90 Jahren genug Interessenten anziehen wird."
Transparenz gefordert
Zudem verweist er darauf, dass die Stadt nur dann mit Kosten zu rechnen habe, wenn der Friedhof ein städtischer Betrieb werde. Bei einem privaten Betreiber sei das nicht der Fall. Von einem "Ort für stimmungsvolle Beisetzungen und für angemessene Trauerkultur" werde die Kommune jedenfalls profitieren. Der Bürgerinitiativen-Sprecher vermisst Transparenz nach außen und ausreichende Information des Stadtrates als Grundlage für eine überlegte Entscheidung.
Mitglieder des Gremiums berichten von einer offenen, konstruktiven und durchaus kontroversen Diskussion. Wenn jetzt eine Grundsatzentscheidung ansteht, dann geht es letztlich nicht mehr darum, ob es überhaupt einen Begräbniswald geben soll, sondern darum, ob er städtisch oder privatwirtschaftlich betrieben werden soll.
Ein eindeutiges Stimmungsbild für die Abstimmung zeichnet sich laut FT-Recherchen nicht ab, da teils auch in den Fraktionen unterschiedliche Ansichten herrschen. "Am Ende ist auch der Bürgermeister nur eine Stimme von 21" und die Mehrheit im Gremium wird entscheiden, sagt Thomas Limpert. Er erwartet eine knappe Entscheidung.