Im Burghof sind alle Stühle belegt, nummeriert und personalisiert

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Die beiden Akteure des Stücks, Boguslaw Lewandowski mit Geige und Jan Burdinski als "Taugenichts" Foto: Reinhard Löwisch
Die beiden Akteure des Stücks, Boguslaw Lewandowski mit Geige und Jan Burdinski als "Taugenichts"  Foto: Reinhard Löwisch

Es war die erste Veranstaltung in Egloffstein seit dem "Lockdown" der Corona-Pandemie. Das Stück "Aus dem Leben eines Taugenichts" war auch die erste Aufführung des Vereins Fränkischer Theatersommer u...

Es war die erste Veranstaltung in Egloffstein seit dem "Lockdown" der Corona-Pandemie. Das Stück "Aus dem Leben eines Taugenichts" war auch die erste Aufführung des Vereins Fränkischer Theatersommer und es war der erste laue und regenfreie Sommerabend seit langer Zeit. Diese Mischung sorgte für einen sehr gelungenen, sehr romantischen und sehr kurzweiligen Abend, der von nur zwei Akteuren meisterhaft gestaltet war.

Es braucht nicht viel, einen Sonntagabend zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen: das romantische Ambiente des Burghofs, zwischen den wenigen Stuhlreihen - Corona lässt grüßen - und den Gebäuden blühen zahllose rote und pinkfarbene Rosenknospen in großen Blumenbeeten, die einen leisen und feinen Duft verströmen, die Bühne, bestehend nur aus einem Thespiskarren, der heutzutage natürlich auf einem modernen Autoanhänger montiert, eine mit grauem Stoff ummantelte Leiter, mit einer verdeckten Holzkiste vor der tiefschwarzen Bühnenrückwand. Mehr braucht es nicht, um Eichendorffs "Taugenichts" zu spielen.

Alle Stühle waren belegt, nummeriert, personalisiert. Es mussten sogar etliche Besucher abgewiesen werden, weil sie keine Vorbestellung nachweisen konnten. Das Publikum gehörte zur oberen Hälfte der Altersklasse. Sie waren noch aufgewachsen mit den Schulausgaben Josef von Eichendorffs berühmtester Novelle, darunter viele Mitglieder der Burgbesitzerfamilie von Egloffstein, darunter der neue Burgherr Wolf von Egloffstein.

Die beiden Akteure sind Meister ihres Fachs. Boguslaw Lewandowski, der Geiger, ist gebürtiger Pole. Er studierte an der Musikakademie Warschau und ist seit 1981 Mitglied der Bamberger Symphoniker. Sein Part war, die im Stück vorkommenden Lieder, darunter beispielsweise "Wem Gott will rechte Gunst erweisen", virtuos zu spielen; im Dialog mit dem "Taugenichts" Jan Burdinski. Er (2011 mit dem "Frankenwürfel" ausgezeichnet und seit 26 Jahren auch Intendant des Theatersommers) berichtete stundenlang mit Gestik, Stimme und Körpereinsatz aus dem Leben des Müllersohns.

Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der die Welt entdecken will. Mit seiner Geige streift er ziellos umher und lässt seinen Weg von Abenteuern, Liebeleien und Zufällen bestimmen. Er verliebt sich in eine junge hübsche Frau, von der er zuerst dachte, sie sei die Tochter eines hohen Grafen. Es stellt sich jedoch heraus, dass Aurelie die Tochter des bürgerlichen Pförtners ist. Josef von Eichendorff, der letzte der spätromantischen Dichter, schrieb das Stück 1823.

Vor Ort organisiert wurde die Veranstaltung vom Tourismusverein Egloffstein und Umgebung mit Michael Wirth an der Vereinsspitze. Er geleitete jeden Gast zu seinem Sitzplatz und übernahm zum ersten Mal auch die Begrüßung der Gäste.