Von der Ökumene her war ich von Aschaffenburg her sehr verwöhnt und man konnte von einer ökumenischen Stadt sprechen. Hier war es anfangs schon etwas zögerlich. Im Laufe der Jahre hat sich jedoch das ökumenische Klima entspannt bis dahin, dass wir in diesem Jahr beide als Pfarrer uns gegenseitig das Aschenkreuz auf die Stirne zeichneten.
Die evangelische Kirche engagiert sich auch in anderen Einrichtungen in der Gesellschaft und Gemeinde in besonderem Maße. Welche Gründe waren dafür auch für Sie auschlaggebend?
Mir war es jederzeit wichtig, diakonische Gemeinde zu sein. Dabei hatte ich bei der Sozialstation St. Hedwig die kranken und älteren Mitbürger, bei unserem Kindergarten und der Schulkindbetreuung auch die jungen Familien im Blick. Diese Einrichtungen sind ein Dienst am Menschen. Für das jüngste Kind, die Schulkindbetreuung, habe ich mich sehr eingesetzt und erinnere mich noch, als wir im Raum in einer Kellerwohnung begannen. Jetzt haben wir das entsprechende Raumangebot und viele Möglichkeiten für eine optimale Betreuung im Schloss von Gleisenau.
Wie ist es um die Mitarbeit der Ihnen anvertrauten Personen in der Kirchengemeinde bestellt?
Über die Bereitschaft zur Mitarbeit habe ich mich sehr gefreut und bin dafür auch äußerst dankbar. Wenn ich jemanden angesprochen habe, habe ich ganz selten einen Korb bekommen. Natürlich braucht man am Anfang auch zwei bis drei Jahre, bis man weiß, wie der Hase läuft. Die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit war aber wirklich bemerkenswert. Das war ein richtiger Schatz und ein Pfund, mit dem man wuchern konnte. Sonst hätten wir nicht Veranstaltungen wie den Waldgottesdienst am Mohrenberg mit 500 Personen veranstalten können.
Sie haben auch außerhalb des kirchlichen Umfeldes großen Anteil am Geschehen in der Gemeinde genommen, waren sogar bei Bürgerversammlungen anwesend und haben da Ihre Meinung geäußert wie zur Entwicklung des Schlosses Ebelsbach als schönes Zentrum für die Gemeinde.
Kirchengemeinde und politische Gemeinde gehören zusammen und ich wollte als Pfarrer mitten drin dabei sein, wie auch beim Preisschafkopf in der letzten Woche. Dabei wollte ich immer auch meine Meinung sagen, sei es bei der Feuerwehr oder im übrigen Vereinsgeschehen. Einfach dazugehören, das schien mir wichtig.
Wie geht es nun mit der Pfarrstelle der Kirchengemeinde Gleisenau weiter?
Die Regionalbischöfin war im Dezember hier und im Februar war die Pfarrstelle im Amtsblatt ausgeschrieben, so dass sich jeder bewerben konnte. Es hat auch Interesse gegeben. Mein Ruhestand beginnt am 1. Juni und es kommt dann in der Regel eine Pflichtvakanz von sechs Monaten. Ich denke, dass im Laufe des nächsten Jahres die Stelle wieder besetzt wird. Die Vertretung übernimmt jetzt Pfarrer Martin Schnurr aus Gaustadt, dem auch Pfarrerin Wittmann-Schlechtweg aus Hallstadt zur Seite steht. Auch als Pfarrer freut man sich ganz bestimmt auf seinen Ruhestand. Welche Planungen gibt es hier für Sie?
Wir müssen jetzt erst einmal aus dem Pfarrhaus in Gleisenau ausziehen. Unser Sohn ist mit Familie in Regensburg und unsere Tochter mit Familie in Aichach. Aber wir haben uns für Bayreuth entscheiden, wo meine Frau zu Hause war und noch einen Garten hat. In der Zeit, in der wir hier waren, haben wir auch vier Enkelkinder bekommen und werden deswegen auch immer an Gleisenau zurückdenken. Wir freuen uns jetzt aber auf mehr Zeit für unsere Enkelkinder. Als Pfarrer im Ruhestand sehe ich mich dennoch auch im Standby-Modus. Ich habe viel Freude im Beruf erlebt und bin deswegen auch künftig bereit, auszuhelfen bei Kollegen, in der Kurseelsorge oder auch in verwaisten Gemeinden in den neuen Bundesländern. Natürlich denke ich auch noch an andere Dinge, für die bisher zu wenig Zeit blieb. Ich möchte vor allem in einem Männerchor mitsingen. Außerdem wandern und tanzen wir gerne.
Das Gespräch führte unser
Mitarbeiter Günther Geiling