Nachdem der Heilige Nepomuk, einst wohnhaft in Zeil, im Jahr 1989 nach Haßfurt übersiedelte, wurde er 30 Jahre später nun dort eingebürgert. Mit seinem Sohn Nepomuk dem Jüngeren, wohnhaft in Zeil, haben wir darüber gesprochen.
Die Statue des St. Johannes von Nepomuk wachte einst als Schutzheiliger in Zeil an der Altach, bis sie vor 30 Jahren wegen eines Unfalls und auf Anraten des damaligen Bürgermeisters Erich Geßner nach Haßfurt ins Landratsamt umsiedelte. Das war eine Aufregung damals: Der heilige Nepomuk aus Zeil soll Haßfurter werden? Niemals, forderten einige Zeiler, verteilten sogar Aufkleber mit der Aufschrift "Freiheit für Nepomuk". Immerhin: Eine Kopie des Original-Nepomuk steht noch in Zeil, es ist St. Johannes von Nepomuk der Jüngere. Er hat dem Fränkischen Tag ein paar Fragen zu seinem Vater und dessen jüngstem Coup beantwortet. Fränkischer Tag: Herr Nepomuk der Jüngere, begrüßen Sie es, dass Ihr Vater nun offizieller Bürger der Stadt Haßfurt ist? Nepomuk: Nein, nicht wirklich. Ich fühle mich als Zeiler und deswegen kann ich so etwas nicht verstehen. Allerdings ist er ja damals auf Anraten seiner Ärzte nach Haßfurt gegangen, die Zeiler Frischluft war ihm wohl doch etwas zu frisch am Ende. Jedenfalls weiß ich, dass es ihm recht gut geht dort, wir haben in den vergangenen Jahren ein paar Briefe gewechselt. Ansonsten habe ich eigentlich kaum Kontakt zu ihm. Er kommt mich nie besuchen und ich ihn freilich auch nicht, was will ich denn in Haßfurt... Wir hatten zuletzt den Eindruck, dass das Verhältnis zwischen Haßfurt und Zeil absolut intakt ist, die Einbürgerung sollte demnach eher ein verbindendes, denn ein spaltendes Element sein... Ach geh, ihr von der Presse immer mit eurem Friede-Freude-Eierkuchen-Schmarrn, ihr wollt immer, das alle lieb zueinander sind und sich vertragen. Aber die Welt ist in Wirklichkeit ganz anders. Es kann doch niemand von mir verlangen, dass ich Haßfurt mag. Aber ich sag Ihnen etwas: Den Haßfurtern steht es natürlich auch frei, uns nicht zu mögen. Was allerdings viel schwieriger ist als umgekehrt, wie man sich sicher vorstellen kann. Wenn Sie nun doch mal Kontakt zu Ihrem Vater aufnehmen wollen, wie machen Sie das eigentlich? Sie sind ja auf einen Sockel montiert...
Ich stehe regelmäßig in Kontakt mit Altbürgermeister Erich Geßner, er läuft ja oft vom Göller heim, da schlendert er hin und wieder hier vorbei und übermittelt die Grüße meines Vaters oder organisiert einen Briefwechsel zwischen uns. Praktisch: Dem Geßners Erich erzähl ich immer, dass ich nicht schreiben kann, weil ich ja aus Stein bin und deswegen ungelenk. Der erklärt sich dann bereit, die Briefe für mich aufzuschreiben, ich muss ihm nur diktieren. In Wirklichkeit kann ich selber schreiben, ich hoffe, er liest das nicht. Und am Ende, wenn genug gelästert ist über Haßfurt und sein unkultiviertes Volk, schließe ich stets im Geiste mit den Worten: "Was soll's, vertrag mer uns wieder!" al