Im 18. Jahrhundert hatten die Störche ihr Nest auf dem sogenannten „Storchenturm“ am Bräuhausgraben gebaut. Dabei handelte es sich um das Anwesen der Schreinerei Neumüller (Hausnummer 45), jetzt Hauptstraße 35, das Grundstück reicht bis an die Stadtmauer an der Schütt. Auf der ältesten Ansicht von Herzogenaurach , entstanden um 1800, ist der dortige Turm der Stadtmauer mit einem Storchennest bekrönt. Der Turm ging 1807 durch Verkauf in Privathände über und wurde abgetragen. Daher mussten sich die Störche ein neues Zuhause suchen.
Da das Menschelsche Gasthaus, nunmehr Beyschlagsche Apotheke , Hauptstraße 31, als höchstes Gebäude ein ähnliches Blickfeld wie der Turm bot, nahm der Dachfirst die Vertriebenen auf. Lange Jahre ohne Storchennest, nistete erstmals 2014 wieder ein Storchenpaar auf einem eigens angebrachten Nest auf der Apotheke .
Eine alte Volksweisheit
Zusätzlich zu diesem gab es in Herzogenaurach noch zwei weitere Storchennester, eines auf dem Schloss und ein weiteres auf dem östlichen Giebel des Kirchenschiffs der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena . Letztmalig im Jahr 1981, dann wieder ab 2010 nistete ein Storchenpaar auf dem Herzogenauracher Schloss.
Der Heimatforscher Luitpold Maier hat sich 1905 aus dem Volksmund dazu notiert: „Wenn man den Storch zum ersten Mal im Jahre fliegend sieht, dann hat man Glück. Sieht man ihn dagegen sitzend, dann ist es umgekehrt.“
Der Mensch hat Verantwortung
Die Weißstörche sind Kulturfolger und dadurch nimmt der Mensch unbewusst auch Einfluss auf das Verhalten der Störche. Diese schleppten schon immer unterschiedliches Nistmaterial in ihr Nest. Während sich in früherer Zeit z. B. Kopftücher der Bauersfrauen nicht nachteilig auswirkten, sind die unterschiedlichen Kunststofffolien dagegen sehr schädlich. Da diese nicht wasserdurchlässig sind, führen sie in Regenperioden zu einem Wasserstau im Nest und bei den Jungtieren zu Unterkühlungen, die sogar deren Tod verursachen können. Daher muss der Mensch hier unterstützend eingreifen, um die Storchenpopulation zu erhalten.
Gerade in unserer Gegend scheidet sich die Flugroute der Störche nach Süden. Aufmerksame Beobachter wollen festgestellt haben, dass sich hier eine imaginäre Grenzlinie von Nord nach Süd befindet. Die Storchenpopulationen östlich davon ziehen über den Bosporus nach Afrika, westlich davon dagegen über Gibraltar. Ausnahmen sind natürlich möglich. Durch die nicht so kalten Winter kann es auch sein, dass die Störche in der Region bleiben oder nur bis an den Bodensee ziehen.